Tradition Osterbräuche - Spiel, Spaß und Spiritualität

Von Monia Mersni,

Ostern ist ein religiöses Fest. Dem christlichen Glauben nach soll Jesus, der Sohn des christlichen Gottes, von den Toten auferstanden sein. Doch was haben Ostereier und Osterhasen damit zu tun?

 
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In Thüringen werden viele Sitten jedes Jahr zu Ostern neu umgesetzt. Egal ob Eier gekocht und versteckt oder Feuer gezündet werden: Viele Bräuche sind direkte Nachahmungen biblischer Geschehnisse. Doch sie sind nicht in Stein gemeißelt:

Ostergottesdienste

«Was es durchgehend gab, sind die Ostergottesdienste», sagt Juliane Stückrad von der Volkskundlichen Beratungs- und Dokumentationsstelle für Thüringen in Hohenfelden (Weimarer Land). Dazu gehört die Feier der Osternacht von Karsamstag zum Ostersonntag. Viele junge Gemeinden richteten ganze «Osternächte» aus, die in einem Gottesdienst zum Sonnenaufgang gipfelten, so Stückrad.

Gottesdienste am Ostersonntag sind zudem häufig mit Taufen verbunden. Die Tradition, in der Osternacht zu taufen, reicht laut Evangelischer Kirche in Mitteldeutschland (EKM) bis in das vierte Jahrhundert zurück. In Thüringen soll es sowohl Sonntag als auch Montag Taufgottesdienste geben. Kirchengemeinden begehen das Osterfest als einen Höhepunkt des Kirchenjahres auch mit Konzerten.

Osterfeuer

Auch Osterfeuer haben in Thüringen eine lange Tradition, die nach wie vor belebt ist. Sie werden traditionell in der Nacht zum Ostermorgen gezündet. Das Feuer lässt sich laut Stückrad auf die nächtliche Wache am Grab Jesu zurückführen. Es stehe aber auch für Leben. So zünde etwa der Pfarrer am Abend die Osterkerze an und trage die brennende Kerze in die Kirche, um an die Auferstehung Jesu zu erinnern.

Osterfeuer werden oft von Freiwilligen Feuerwehren und Heimatvereinen umgesetzt. Nachdem sie im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Pandemie vielerorts untersagt blieben, finden sie laut Thüringer Feuerwehr-Verband 2022 in vielen Städten und Gemeinden wieder statt. Nicht nur während Corona, auch in anderen Krisenzeiten - wie etwa Kriegen - sei das Osterfeuer ausgeblieben, sagt Stückrad. Trotzdem kommt es immer wieder zurück. «Wenn etwas Freude bereitet, wird es auch relativ schnell wieder aufgenommen.»

Ostereier und -spiele

Nach sieben Wochen Fastenzeit haben sich viele Eier angesammelt. Damit sie nicht schlecht wurden, wurden sie gekocht und eingefärbt. Die Farbe diente dazu, gekochte von rohen Eiern zu unterscheiden.

Die Ostereiersuche soll kein geringerer als der Dichter Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) nach Thüringen gebracht haben. Dafür soll er in sein Gartenhaus in Weimar geladen haben. Die Klassik Stiftung führt den Brauch der sogenannten Haseneiersuche fort und lädt Kinder am Gründonnerstag in den Garten und auf die Wiese vor Goethes Gartenhaus im Park an der Ilm ein - so auch in diesem Jahr. «Kinder können an diesem Tag - wie Gleichaltrige vor fast 240 Jahren - auf die Suche nach süßen Überraschungen gehen», heißt es.

Dass Goethe das Osterei nach Thüringen gebracht haben soll, «das glaube ich so nicht», sagt Stückrad. Doch die Suche nach den bunten Eiern sei eines von mehreren klassischen Osterspielen mit langer Tradition. Auch das Eierwerfen sei ein alter Brauch. Dabei werden Eier in gehäkelte Netze gepackt und auf einer Wiese in die Luft geworfen. Das Ziel: Die Schale soll zu Bruch gehen, damit die Ostereier verspeist werden können.

Die Verbindung von Hase, Ei und Eiersuche ist laut Stückrad weniger spirituell und gehe eher mit der Verbürgerlichung des Festes einher. Ostern habe sich aus den Kirchen raus zum Familienfest entwickelt.

Osterhase

Aber wieso eigentlich ein Hase? Eier werden doch von Hühnern gelegt. Ganz einfach: Im Frühling hoppeln viele Hasen über die Felder. Und so kam es wohl, dass die Häschen als Eier-Bringer in die Geschichte eingingen. Wie sonst sollen die Huhn-Produkte aus den Gehegen mit Unterhaltungscharakter ins Haus oder auf die Wiesen kommen?

In Thüringen war es jedoch lange gar nicht der Hase, sondern eher der Storch, der die Eier gebracht hat. «Wir haben auch Gegenden, in denen der Fuchs früher die Eier gebracht hat, oder eben der Kuckuck», sagt Stückrad. Ausschlaggebend für den Hasen als Symbol für Ostern sei die Postkarten- und Schokoladenindustrie gewesen. Stückrad: «Die haben das sozusagen noch einmal richtig gehypt.»

Osterbrunnen und -bäume

Was es seit dem 19. Jahrhundert zunehmend gibt und im Moment laut Stückrad «einen richtigen Boom annimmt», ist die Gestaltung der sogenannten Osterbrunnen. Viele Gemeinden schmücken zur Karwoche Brunnen mit bemalten Eiern, frischem Grün, Blumen und bunten Bändern. Die Pflanzen sollen die wiedererwachende Natur symbolisieren, die Bänder stehen für Lebensfreude.

Der praktische Grund hinter dem Brauch: die Pflege der Brunnen. Was über Generationen notwendig war, werde heute wieder gepflegt, um Gemeinschaft zu stiften, so Stückrad. Einer der aufwendigsten Osterbrunnen steht heute in Berga (Kreis Greiz). Mehr als 17 000 Ostereier schmücken den Brunnen der Gemeinde in diesem Jahr.

Drei Tage hat das zwölfköpfige Team des Freundeskreises Saalfelder Ostereierbaum in diesem Jahr den Apfelbaum im Saalfelder Schlosspark geschmückt. Der Baum war extra zum Erhalt der Tradition im Garten des Schlosses gepflanzt worden. Auch wenn es sich noch um ein Bäumchen handelt, hängen schon mehrere Hundert der insgesamt rund 10 000 vorhandenen Deko-Eier an den Ästen.

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