Tourismus Auf dem Weg zur Top-Wanderregion

Die erweiterte Region des Unesco-Biosphärenreservats Thüringer Wald möchte zur Top-Wanderregion werden. Foto: /Bastian Frank

Die Stadt Schleusingen möchte Teil einer „Qualitätsregion Wanderbares Deutschland“ sein. Das Unesco-Biosphärenreservat Thüringer Wald hat mit seinen Partnern ein Konzept geschmiedet, das nun gemeinsam umgesetzt werden soll.

 
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Im Stadtrat Schleusingen geht es am Montag um ein einziges Thema: Wandern. Doreen Blau vom Regionalmanagement des Biosphärenreservats Thüringer Wald ist zu Gast, um ein ehrgeiziges Projekt vorzustellen: Die erweiterte Biosphärenreservats-Region möchte zur „Qualitätsregion Wanderbares Deutschland“ werden.

Was bedeutet das? Einfach gesagt: Die Region bewirbt sich um ein Prädikat. Eines, das Werbe-Tore öffnet, das viel breiter auf eine Region aufmerksam machen kann. Die Biosphärenreservat-Region würde dann auf einer Stufe mit dem Frankenwald, dem Edersee oder dem Zwei-Täler-Land stehen. Das bedeutet, dass Gästen ein reichhaltiges, qualitativ hohes Angebot verschiedener, Wandertouren unterbreitet wird. Von zertifizierten Qualitätswegen bis hin zu anderen Touren. „Wir können mit einer unglaublichen landschaftlichen Schönheit punkten – und haben bereits einen tollen Fundus an Wegen, mit denen wir arbeiten können“, sagt Doreen Blau. Arbeiten – ja, das müssen sie, um die Voraussetzungen zu erfüllen. „Es gibt 43 Kriterien – in fünf Kategorien.“ Bei der Bewertung schaut man sich viele Details der gesamten Region an – vom Wanderwegenetz über die Gastgeber, den Service bis hin zu den Touristinfos.

Alles muss passen

Ziel ist, alles passend zu machen. Die Koordination übernehme das Biosphärenreservat. Große Stützen seien die drei Kreis- und 42 Wegewarte der Kommunen. Auch Schleusingen verfügt über berufene Wegewarte, die Zuarbeit zur Bestandserfassung leisten. „Das Prädikat gibt es nur für Regionen, in den wirklich alles passt.“

Wie groß soll die Qualitätsregion sein? Sie wird das Biosphärenreservats-Areal umfassen, aber auch darüber hinaus reichen. Wie weit – das werden die Kommunen entscheiden. Daran wird zurzeit gefeilt. In Arbeit ist auch die Bestandserfassung, die bis zum 31. August abgeschlossen sein soll. Erst danach könne man auswerten, Mängel (Beschilderung oder ähnliches) herausfiltern und beheben. Da seien Bauhöfe und Wegewarte gefragt. „Thüringenforst übernimmt die Top A und Top B Wanderwege“, so Doreen Blau. Attraktive Wanderwegestarts müssen gesucht werden. In der Nähe von Bushaltestellen beispielsweise, denn für Wanderer, die Natur erleben möchten, spiele die Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr eine wichtige Rolle..

Was ist noch zu tun? Jeder Wanderwegestart muss wiedererkennbar sein, die Ausschilderung passen. Stichworte sind hier: Corporate Design und Durchgängigkeit. Die grünen Schilder mit weißer Schrift allerdings können bleiben. Die Konzeption sieht vor, einen neuen Biosphären-Rundwanderweg auszuschildern – auf vorhandenen Wegen. „Das haben sich unsere Biosphärenpartner gewünscht, zu denen die Teutsche Schule oder der Wanderbahnhof gehören“, sagt Blau.

Die Wanderwege sollen also auf Vordermann gebracht, einige besondere Routen ins „Schaufenster“ gestellt und der Region ein stimmiges Wander- und Gastgeber-Bild gegeben werden. Dazu gehört es, Karten anzugleichen – Print und Digital. Vor den Partnern stehen große, kleinteilige Aufgaben. Doch wer soll’s bezahlen? „Fördermöglichkeiten werden ausgelotet“ und „für die Gastgeber wird die Erstzertifizierung zum Qualitätsgastgeber bezahlt.“ Schritt für Schritt erläuft sich das Wanderteam den großen Weg.

„Müssten nicht auch Radwege berücksichtigt werden“, fragt Stadtrat Klaus Brodführer (CDU). „Sie haben Recht, auch die müssen wir betrachten“, reagiert Doreen Blau. Doch vordergründig gehe es um die Qualitätsregion Wanderbares Deutschland und damit primär ums Wandern. Auf das „große Pfund“, das „gepflegt werden muss“, weist Stadträtin Renate Lenz (SPD/Linke) hin. Sie unterstreicht, dass Ausschilderungen nicht zweideutig sein dürfen, Rundwege gekennzeichnet sein müssen und auch für Kinder etwas angeboten werden sollte. „Es hält uns niemand davon ab, Wege entsprechend der Zielgruppen aufzuwerten“, ermuntert Doreen Blau. Tobias Höhn (Freie Wähler Waldau) spricht den Wald an, der eine große Fläche der Region bedeckt. Er sei sehr kaputt. „Wie steht Thüringenforst zu dem Projekt?“ In den nächsten Jahren werde sich das Erscheinungsbild des Waldes drastisch verändern. „Wir haben uns freilich die Frage gestellt, ob wir das abwarten sollen. Nein! Wir müssen jetzt handeln – gemeinsam mit Thüringenforst.“ Da sei man sich einig, bestätigt Doreen Blau, die auf die auf Nachfrage des Ratschner Ortsteilbürgermeisters Ronald Carl betont: „Ein Gesamtkonzept für den Thüringer Wald sei nicht umzusetzen. Wenn wir’s irgendwo schaffen können, dann im Biosphärenreservat – als Pilotregion.“ Dennoch Stolpersteine, wie Alexander Brodführer (CDU) sie anspricht, wird es geben. „Mir fallen da viele kleine ein. Aber ich bin sicher: Wir können alle irgendwie überspringen, wenn wir nur miteinander reden.“

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