THW im Katastrophengebiet Eine Woche im Schlamm: „Wir waren ziemlich platt“

Knochenarbeit beim Auspumpen eines völlig verschlammten Kellers. Foto:  

Nach zwei Tagen verdienter Pause geht am Mittwoch der Einsatz für die Suhler THW-Helfer im Hochwassergebiet weiter.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Suhl - Zwei Tage hatten die acht Suhler THW-Helfer im Hochwasserkatastrophengebiet um Bad Neuenahr zum Durchschnaufen. „Zwei Tage, die wir dringend gebraucht haben. Wir waren nach einer Woche Einsatz ziemlich platt“, sagt Andreas Höfling, Zugführer und einer von acht Experten der Fachgruppe Notfallversorgung des THW-Ortsverbandes Suhl, die seit nunmehr über einer Woche im Einsatz sind. Eine Woche, in der die Engel in blau beim Ausräumen zerstörter Häuser, beim Auspumpen enger Keller oder beim Schaufeln von Schlamm und Unrat stundenlang im mit Öl und Fäkalien verunreinigten Wasser stehend an ihre körperlichen Grenzen kamen.

Aber auch die psychischen Belastungen haben die zweitägige Einsatzpause, die viele in dem Vereinshaus, wo sie untergebracht sind, zu ausführlichen Telefongesprächen mit der Familie und Freunden oder einfach zum Lesen und Entspannen genutzt haben, dingend notwendig gemacht. „Die Bilder von den durch die unvorstellbare Wucht des Wassers angerichteten Schäden und verzweifelten Menschen kriegt man nicht so leicht aus dem Kopf“, sagt Höfling. Er ist ein erfahrener Mann, seit vielen Jahren beim THW, war schon zu Hochwassereinsätzen beispielsweise an der Oder oder in Camburg. „Aber dass Wasser solche Schäden anrichten kann – das ist eine neue Dimension. Im Fernsehen kommt das gar nicht so rüber“, bestätigt sein Kollege André Zobel.

Umso erstaunter waren sie, dass viele Anwohner trotz alledem ihren Humor nicht verloren haben und versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. „Natürlich sind die Leute am Boden zerstört, aber andererseits lassen sie sich auch nicht hängen, sondern packen an“, berichtet Höfling unsere Redaktion am Telefon. Nein, solche Anfeindungen und Beschimpfungen, wie sie dieser Tage nach einer Mitteilung des THW durch die Presse gingen, haben er und seine Leute nicht erlebt. „Im Gegenteil, die Menschen sind dankbar, das wir da sind; wir werden mit offenen Armen empfangen und sogar bewirtet“, sagt Zugtruppführer Daniel Weber. Wurden den Suhlern in den ersten Tagen Einsatzstellen zugeteilt, so schauten sie später selbst, wo ihre Hilfe am dringendsten benötigt wurde. Zu Fuß erkundeten sie dazu die Gegend, denn die schweren Fahrzeuge kommen längst noch nicht überall hin. Keller auspumpen, Schlamm schaufeln und zerstörte Möbel aus den Häusern holen – das war bislang die Hauptaufgabe. „Das muss jetzt schnell passieren, denn an einigen Stellen fängt der ganze Unrat an zu schimmeln und zu gären.“ In der jetzt beginnenden zweiten Einsatzwoche rechnen die Helfer mit neuen Aufgaben. „ Es wird jetzt mehr und mehr um das Abstützen und Aussteifen einsturzgefährdeter Gebäude gehen“, blickt Andreas Höfling voraus. Es sei trotz aller Belastungen ein gutes Gefühl helfen zu können. „Dafür sind wir schließlich zum THW gegangen.“ Möglich wird diese Hilfe dank der Arbeitgeber, von denen die Helfer freigestellt wurden. Und das in der Urlaubszeit. „Dafür sollte man auch mal Dankeschön sagen“, findet Höfling.

Neben der Fachgruppe Notfallversorgung ist seit dem Wochenende auch der Suhler THW-Fachberater Ronny Ballerstädt-Petsch im Einsatz. Er ist als Leiter des Bereitstellungsraumes für mehr als 3500 Einsatzkräfte am Nürburgring eingesetzt.

Das Hilfswerk unserer Zeitung „Freies Wort hilft“ hat eine Spendenaktion für die Hochwasseropfer ins Leben gerufen. Informationen dazu unter www.insüdthüringen.de

Autor

Bilder