Wahre Serie von Schocks
Doch dann im Februar die schlechte Nachricht: Es wird doch nichts mit der Aufnahme ihres Jungen ins Heim. Damit ist Claudia Jungk endgültig gezwungen, ihre Jobs zu kündigen. Eine Welt bricht für sie zusammen. Und trotzdem begibt sie sich erneut auf Suche nach einem Pflegeplatz für ihren Sohn. Was bleibt ihr auch anderes übrig? Von der Krankenkasse, vom Sozialamt in Sonneberg, auch vom Lauschaer Bürgermeister Norbert Zitzmann bekommt sie volle Rückendeckung. Doch einen geeigneten Platz gibt es für ihren Marcus offenbar nicht. Bis nach Sachsen fragt sie an. "Ich rammle nur noch auf Ämtern rum", sagt die Lauschaerin und schüttelt den Kopf.
27 Jahre lang hat sie ihren Sohn, gemeinsam mit ihrem Mann Karsten gepflegt. Und jetzt steht sie ganz allein da. Hinzu kommt, dass sich Marcus bei einem weiteren Sturz unglücklich den Fuß bricht. Er kommt vom Krankenhaus in die Reha, ist für drei Monate nicht daheim. Immer wieder besucht ihn seine Mutter. All das wird Claudia Jungk irgendwann zu viel. "In den letzten Monaten ist so viel passiert. Ich bin mit den Nerven am Ende", sagt sie.
Und es soll noch weit schlimmer kommen. Weil die Eheleute nur noch für ihren Sohn da sind, zerbricht die Beziehung. Vor wenigen Wochen dann erreicht die Frau ein Anruf: Ehemann Karsten hatte einen Autounfall, ist verletzt. Für einige Zeit ist er in einer Klinik untergebracht. Das auf Kredit gekaufte Auto hat Schrottwert.
Der nächste Schock soll nicht lange auf sich warten lassen. Nur Tage nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus erhält Claudia Jungk die Nachricht, dass ihr Mann unter tragischen Umständen gestorben ist. In diesem Moment will sie nur allein sein, keine Menschenseele sehen. Das Schicksal, es meint es wirklich nicht gut mit dieser Frau.
Wie geht es bloß weiter ?
Gerade jetzt, wo sie Hilfe und Sicherheit braucht, erreicht sie ein wichtiger Brief der Krankenkasse. Eine einmalige Hilfe in Höhe von 6000 Euro sei gewährt worden, um die Kurzzeit- und Verhinderungspflege von Marcus für 52 weitere Tage zu finanzieren. Ist bis dahin kein passender Pflegeplatz für ihn gefunden, dann kann es passieren, dass er am 21. Dezember wieder nach Hause zurückkehren muss.
Verzweifelt hat sie sich deshalb mit einem Brief an Ministerpräsident Bodo Ramelow gewandt. Darin beschreibt sie ihre Situation - vor allem den Kampf um eine geeignete Einrichtung. "Für ein Heim in Coburg war mein Sohn zu gesund, da er noch selbst atmen kann. Eine Kurzzeitpflege in Hildburghausen, verbunden mit einer Änderung des zuständigen Landratsamtes, wurde genehmigt. In diesem Heim ist mein Sohn etwas zur Ruhe gekommen. Leider war eine Unterbringung auf Dauer nicht möglich. Er wurde nach Schleusingen verlegt, und als er dort angekommen war, hat man festgestellt, dass er für dieses Heim nun wiederum zu krank ist und die erforderliche Intensivbetreuung nicht geleistet werden kann, da der vorhandene Pflegegrad fünf finanziell nicht ausreicht."
Wie verzweifelt die Lauschaerin ist, zeigen folgende Zeilen an den Ministerpräsidenten: "Ich weiß nicht ein noch aus und bitte sie um unbürokratische Hilfe für meinen Sohn Marcus, denn ich bin am Ende meiner Kraft."
Eine Antwort hat sie bisher noch nicht erhalten. Dabei drängt die Zeit. Denn wie soll Claudia Jungk ihren Marcus alleine versorgen? Wie soll sie die horrenden Schulden zurückzahlen, auf denen sie nach dem Tod ihre Mannes sitzt? Was passiert, wenn sie bis dahin wieder einen Job angenommen hat? Momentan lebt sie nur von ihrem Krankengeld. Viel ist das nicht gerade. Und es reicht schon gar nicht, um Marcus neue Bekleidung zu kaufen. Vom gewährten Kleidergeld in Höhe von 25 Euro pro Monat kann sie nicht viel kaufen. Hinzu kommen Fahrkosten zu den Ämtern und ins Pflegeheim. Alles dreht sich nur noch ums Geld.
Momentan türmen sich die Probleme wie Berge vor der Mutter auf. Sie kann nicht schlafen. Nicht einmal mehr Tränen hat sie - sie sind alle schon lange geweint. Trotzdem: Claudia Jungk hat einen Wunsch. Sie möchte wieder raus und arbeiten. Am liebsten in einer Pflegedienstleitung oder einer Heimleitung.
Doch ohne Auto? Ihre eigene Klapperkiste ist 18 Jahre alt, hat so manches Wehwehchen und kommt ganz sicher nicht mehr durch den anstehenden Tüv. Kurzstrecken sind noch möglich. Aber längere Fahrten? Lieber nicht, falls der Wagen unterwegs den Dienst versagt. Das heißt aber auch, dass Claudia Jungk ständig jemanden braucht, der sie fährt: Zu den Ämtern oder zu Sohn Marcus.
Ein Auto muss also her. Klein, gebraucht, Hauptsache es fährt. Dann endlich hätte sie die Chance, noch einmal durchzustarten - vielleicht beruflich. Und ganz sicher mit ihrem Sohn Marcus.
"Freies Wort hilft" möchte Claudia Jungk und ihren Sohn unterstützen. Spenden sind möglich auf das Konto des Hilfsvereins (siehe Infokasten). Verwendungszweck: Marcus. Jeder Cent kommt ohne Abzug an .