Thüringen Probealarm zeigt Mängel bei Warnung der Bevölkerung

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Rückersdorf: Eine Alarmsirene ist an einem Mast am Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr befestigt. Am deutschlandweiten Warntag am 10.09.2020 wird es den ersten bundesweiten Probealarm seit derWiedervereinigung geben. Foto: Bodo Schackow, dpa

Mit einem bundesweiten Probealarm sollten die Deutschen das erst Mal seit der Wiedervereinigung das richtige Verhalten im Warnfall üben. Das ist in Thüringen ziemlich schief gegangen.

 
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Berlin/Erfurt - Der erste bundesweite Probealarm zum Bevölkerungsschutz im wiedervereinigten Deutschland hat gravierende Mängel bei der Warnung der Menschen im Fall von großen Katastrophen und Notfällen offenbart: Beim Auslösen des seit Langem angekündigte und vorbereitete Probealarm um 11 Uhr heulten zwar vielerorts, wenn auch nicht überall im Bundesgebiet die Sirenen. Die NINA genannte Smartphone-App des Bundesamtes für Bevölkerungshilfe und Katastrophenschutz lieferte aber in Thüringen und in anderen Regionen Deutschlands die erwartete Warnmeldung zunächst nicht aus. Erst etwa eine halbe Stunde später folgte die Alarmierung über NINA schließlich, wenige Minuten später kam dann die Entwarnungsmeldung. Zu diesem Zeitpunkt war die Alarmierungsübung eigentlich schon beendet gewesen. In einigen anderen Regionen Deutschlands scheint NINA allerdings wie erhofft funktioniert zu haben.

Die NINA-App ist ein wesentlicher Teil des Warnsystems in Deutschland zur Alarmierung der Menschen im Land bei schweren Notfällen und Katastrophen oder Krisen – umso mehr, weil in vielen Kommunen nach dem Ende des Kalten Krieges die Sirenen abgebaut worden sind, mit denen die Menschen früher hauptsächlich vor drohenden Gefahren gewarnt worden sind. Die App kann auf allen gängigen Smartphones installiert werden. Sie basiert auf einer technischen Infrastruktur, die MoWaS genannt wird. Die Abkürzung steht für Modulares Warnsystem.

Das Bundesamtes für Bevölkerungshilfe und Katastrophenschutz machte nach Ende des Probealarm menschliches Versagen für die NINA-Panne bei dem Probealarm verantwortlich. Die bundesweite MoWaS-Meldung habe über NINA, aber auch andere Kanäle wie etwa bestimmte Internet-Seiten nur verspätet zugestellt werden können, weil das System offenbar überlastet war, hieß es. „Grund dafür ist eine nicht vorgesehene zeitgleiche Auslösung einer Vielzahl von Warnmeldungen über MoWaS gewesen.“ Dabei sei eigentlich mit den Verantwortlichen in den Ländern und den Kommunen abgestimmt gewesen, dass nur der Bund über dieses System alarmieren sollte.

Bundesweit, aber nicht flächendeckend hatten die Menschen genau um 11 Uhr auf verschiedenen Wegen auf den Probealarm hingewiesen werden sollen: über NINA ebenso wie beispielsweise über Sirenen, Lautsprecherwagen, Fernsehen und Radio. Um 11.20 Uhr folgte dann – jedenfalls außerhalb des digitalen Raums und dort, wo es eine Warnung gegeben hatte – die Entwarnung. Allerdings hatten sich längst nicht alle Kommunen an der Übung beteiligt.

In Zukunft soll an jedem zweiten Donnerstag im September ein bundesweiter Warntag stattfinden. Die für den Zivilschutz verantwortlichen Behörden hoffen so, das Wissen der Deutschen darüber zu verbessern, wie sie sich bei solchen Warnungen im Ernstfall verhalten sollen. Seit dem Ende des Kalten Krieges hat der Zivilschutz einen Großteil seiner Bedeutung in Deutschland verloren. Erst langsam findet ein erneutes Umdenken statt.

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