Erfurt - Umweltschützer dringen auf eine Reform des Thüringer Jagdgesetzes. Darin sollten künftig nur die Tierarten aufgelistet sein, die auch tatsächlich gejagt werden dürfen, sagte der Landesvorsitzende des Naturschutzbundes Nabu, Mike Jessat, der Deutschen Presse-Agentur. Bislang seien dort auch Tiere wie Greifvögel und Wildkatzen aufgeführt, die als geschützt gelten. «Wenn etwas im Gesetz steht, werden Begehrlichkeiten immer dann geweckt, wenn die Möglichkeit auf etwas besteht.» Jessat fürchtet, dass Tiere illegal geschossen werden könnten.

«Arten wie Luchs, Wildkatze und Mauswiesel haben nichts auf der Liste der jagdbaren Arten verloren», forderte er. Nach seiner Vorstellung sollten es nur Tiere sein, die nach dem Erlegen «sinnvoll genutzt werden», zum Beispiel weil deren Fleisch verwertet werden kann. «Ohne vernünftigen Grund dürfen keine Tiere bejagt und getötet werden.» Ein solcher müsse abgesehen von der Wildbretnutzung wissenschaftlich begründbar sein, stellte Jessat klar.

Etwa 60 Nabu-Mitglieder diskutierten am Samstag in Erfurt über das Jagdgesetz. Sie verabschiedeten dazu eine Resolution, in der sie forderten, dass die Liste jagdbarer Tiere überarbeitet wird. Außerdem sollten die Jagdzeiten verkürzt werden. Darüber hinaus sprachen sich die Umweltschützer dafür aus, dass das Wildtiermanagement im Thüringer Naturschutzgesetz verankert wird.

Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums läuft derzeit eine «ergebnisoffene Diskussion» über eine mögliche Reform des Jagdgesetzes. Ob am Ende eine Reform stehe, sei aber noch unklar, sagte eine Sprecherin.

Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) kündigte auf der Tagung an, dass Anfang April die ersten sogenannten Natura 2000-Stationen eingerichtet werden, die Thüringer Schutzgebiete mit grenzüberschreitender, europäischer Bedeutung betreuen.

Diese Büros sollen unter anderem die Pflege der Landschaft und den Erhalt der Lebensräume für geschützte Tiere und Pflanzen organisieren. Darüber hinaus soll laut Siegesmund der Fördertopf zur Entwicklung von Natur und Landschaft jedes Jahr um eine Million Euro aufgestockt werden. Derzeit sei er fünf Millionen Euro schwer.

Nach Angaben Jessats legte der Naturschutzbund 2015 bei seiner Mitgliederzahl um 28 Prozent auf rund 9180 zu. «Der Nabu ist damit derzeit der mitgliederstärkste Umweltverband in Thüringen», erklärte er. Es habe einen Generationswechsel gegeben. Nach der Wende hätten viele Vereinen und Verbänden den Rücken gekehrt, weil sie zu DDR-Zeiten der Partei gleichgeschaltet gewesen seien. Jessat zufolge gehören dem Nabu Thüringen mittlerweile mehr als 50 Naturschutzflächen mit einer Gesamtgröße von 800 Hektar. Im vergangenen Jahr seien 160 Hektar hinzugekommen. dpa