Beispielsweise sei er zu Beginn seiner Haftzeit sechs Wochen in einer Sechs-Mann-Zelle auf der Krankenstation eingesperrt gewesen, seiner Meinung nach grundlos. Dabei habe er erlebt, wie sich ein an Hepatitis C erkrankter Mann die Unterarme aufschlitzte und diesem erst nach mehr als einer halben Stunde geholfen wurde. Er selbst habe danach mit Handtüchern und kaltem Wasser die Blutlachen aufgewischt, weil ihm kein Putzmittel oder Desinfektionszeug zugestanden wurde.
Prägendstes Erlebnis
Ein anderes Mal sei ein Mann in eine Zelle gebracht worden, der "ein komplettes Wrack" gewesen sei. "Der Mann konnte nicht stehen, war inkontinent, (...) lag manchmal acht bis zehn Stunden in den vollen Windeln, dass die Exkremente schon rausquollen", sagte der Arzt. "Ich wusste nicht, wo ich gelandet bin", las er vor. "Es war für mich unfassbar, dass so etwas in Deutschland möglich ist."
Das "prägendste Erlebnis" sei der erste Besuch seines kleinen Sohnes gewesen, erzählte der Arzt. Statt in einem sogenannten Spielzimmer musste er seinen Jungen in einem kahlen Raum empfangen, "das war für meinen Sohn nach 20 Minuten nicht mehr zum Aushalten". Der Besuch habe "der Seele meines Sohnes eine noch tiefere Narbe versetzt." dpa