Suhl – Thomas Straubhaar redete sich in eine regelrechte Euphorie. Es schien nicht nur der knappe Zeitplan zu sein, der ihn so schnell reden ließ, wie man es bei einem Schweizer kaum für möglich gehalten hätte, es war wohl auch das Thema, das ihm am Herzen liegt. „Chancen und Risiken für kleine und mittelständische Betriebe im Zeitalter der Globalisierung“ hatte sich der Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts am Mittwochabend für seinen Festvortrag auf dem Jahresempfang der Industrie- und Handelskammer Südthüringen ausgesucht.

Von Wirtschaftswunder 2.0 sprach er und davon, dass die Beschäftigung in den vergangenen Monaten in einem historischen Ausmaß zugenommen habe. Und er zeigte deutlich sein Unverständnis, dass diese Umstände in Deutschland keine Begeisterung auslösen, sondern vielmehr zum Zaudern mit der sozialen Marktwirtschaft führen. „Wenn ich Ihnen vor fünf Jahren gesagt hätte, dass Sie bei einem Eurokurs wie wir ihn derzeit haben und einem Ölpreis von mehr als 150 Dollar je Barrel trotzdem so gute Wachstumszahlen realisieren können, dann hätten Sie mich wahrscheinlich für verrückt erklärt“, sagte Straubhaar. Doch der wirtschaftliche Erfolg sei Realität. Trotz des starken Euros, trotz der hohen Energiepreise und trotz – oder vielleicht gerade wegen – der Globalisierung. „Statistisch sehe ich keine Grundlage zum Klagen“, sagte Straubhaar. Die soziale Marktwirtschaft zeige gerade jetzt, was sie leisten kann.

„Die hohen Energiepreise tuen weh, doch sie stecken sie halbwegs weg und selbst eine Krise, wie wir sie derzeit in den USA erleben hätte früher weitaus dramatischer Auswirkungen gehabt“, erklärte der Wissenschaftler. Als einen Grund dafür sieht er die Globalisierung und den Erfolg der deutschen Wirtschaft auf den weltweiten Märkten. „Ich weiß, dass manche gerne wieder eine Mauer hochziehen möchten, doch gerade hier in Südthüringen sollten die Menschen wissen, dass Abschottung kein Erfolgskonzept für die Wirtschaft ist.“ Gerade Südthüringen würden sich durch die Globalisierung Chancen eröffnen. Die kleinteilige Wirtschaft könne schnell und flexibel auf technische Entwicklungen reagieren und so den Anker für große Unternehmen bieten. Zudem gebe es in der Region viele kluge Köpfe. „Und wo kluge Menschen sind, dahin geht auch das Kapital. Deshalb sind Investitionen in die Bildung strategisch wichtig“, sagte Straubhaar vor rund 600 Gästen im Congress-Centrum Suhl.