Eine Schule, endlich wieder eine Schule! Für die 364 Kinder und Jugendlichen von Palmiste-à-Vin in Haiti wird der erste Schultag Mitte Oktober viel mehr sein als der Beginn eines neuen Unterrichtsjahres. Wenn in ihrer "École St. Charles de Borromée" die ersten der zwölf Klassenräume provisorisch fertig sind, bebensicher gemauert und regenfest überdacht, dann kehrt endlich wieder ein kleines bisschen Normalität ein ins öffentliche Leben des Dorfes, neun Monate nach der unfassbaren Erdbebenkatastrophe.

Es ist das Geld der Zeitungsleser in Südthüringen, hilfreicher Menschen aus dem Ilm-Kreis und anderen Regionen, das den Neuanfang möglich macht in dem Bergdorf westlich der Hauptstadt Port-au-Prince, in kurvigen 16 Kilometern erreichbar von der Küstenstadt Léogane. Und es ist eine große Gemeinschaftsleistung der Bewohner dieser ländlichen Gegend, rund 600 zerstreut lebenden Bauernfamilien. Auf kleinen Äckern bauen sie in Palmiste-à-Vin Bananen und Mais an, Mangos und Papayas, halten Hühner, ein paar Ziegen, Schweine. Das reicht für den Eigenbedarf. Jede Woche ziehen die Bauern über die steilen, schmalen Pfade hinunter auf den Markt in Léogane - für ihre einzigen Geldeinnahmen. Manche schuften für ein paar Jahre als Plantagenarbeiter in der benachbarten Dominikanischen Republik.