Erfurt - Inzwischen hat sich Anja Siegesmund spürbar mit ihrem Amt angefreundet. Und sogar damit, dass sie dort etwas nicht zu verantworten hat, was sie eigentlich wollte. Unvergessen ist, wie fahrig Siegesmund zur letzten Runde der Koalitionsverhandlungen von Linken, Sozialdemokraten und Grünen erschien. Am 19. November 2014 war das. Unmittelbar vor dem Termin war durchgesickert, dass die Agrarlobbyisten durchgesetzt hatten, dass die Verantwortung für die Thüringer Landwirtschaft unter Rot-Rot-Grün nicht im Umweltministerium liegen sollte, wo sie unter Schwarz-Rot war und das im Zuge der Regierungsbildung die Grünen erhalten würden. Sondern, dass die Agrarpolitik dem von den Linken zu besetzenden Infrastrukturministerium zugeschlagen werden sollte. Eine Grüne, die Landwirtschaftspolitik macht? Den Bauern war das ein Graus. Und Siegesmund, damals wie heute eine Spitzen-Grüne in Thüringen, war nicht nur heimlich stocksauer, als sie davon erfuhr. Geändert hat das nichts: Siegesmund ist Thüringer Ministerin für Umwelt, Energie und Naturschutz. Agrarministerin ist sie nicht.