Zuletzt hatte auch der Berliner Virologe Christian Drosten darauf hingewiesen, dass Corona-Schnelltests die entsprechende Infektion nach den bisherigen Erfahrungen damit in den ersten Tagen nach der Ansteckung offenbar nur schlecht erkennen können. Sie könnten Menschen deshalb in einer trügerischen Sicherheit wiegen, sagte Drosten dem NDR. „Die Schnelltests schlagen erst am Tag eins nach Symptom-Beginn an, da ist man aber schon drei Tage lang infektiös.“ Er berief sich dabei auf praktische Erfahrungen aus den Diagnose-Laboren. „Wenn man davon ausgeht, dass eine infizierte Person in der Regel acht Tage lang ansteckend ist, heißt das: An fünf von acht Tagen entdecke ich mit dem Antigentest eine Infektion, an drei Tagen werde ich sie übersehen.“
Drosten argumentierte, bei Einlasskontrollen etwa zu Veranstaltung sei es deshalb gefährlich, sich auf einen negativen Schnelltest zu verlassen. „Es ist nicht so simpel, wie es in der Politik dargestellt wird - nach dem Motto: Jetzt kann alles öffnen, weil wir ja die Schnelltests haben“, sagte er. Zwischen 40 Prozent und 60 Prozent der Infektionen werden würden bei Schnelltests übersehen. Regelmäßige Schnelltests an Schulen würden dagegen sehr wohl Sinn machen, sagte Drosten. „Selbst wenn bei einer Testung nicht alle Infektionen entdeckt werden, bei der nächsten Testung nach zwei oder drei Tagen werden die Infektionen dann nachgewiesen. In Clustern ist solch ein geringer zeitverzögerter Effekt kein Problem.“
Aus den Daten der Stadtverwaltung Weimar zum Testaufkommen während des Modellversuchs geht hervor, dass sich vor allem Frauen in den vier Tagen haben testen lassen. Sie hätten an den einzelnen Tagen jeweils etwa 56 bis 64 Prozent der Getesteten ausgemacht „Wie bereits vor dem Modell erwartet, stammt der Großteil der Getesteten aus Weimar, wobei Nicht-Weimarer über alle Tage hinweg mehrheitlich aus dem Weimarer Land kamen“, heißt es in einer Auswertung der Stadtverwaltung zu dem Modellversuch. Seien während des Projekts pro Tag jeweils etwas mehr als 3.000 Corona-Schnelltests in den dafür eingerichteten Testzentren gemacht worden, sei diese Zahl nach Ende des Versuchs deutlich eingebrochen. In den Tagen danach seien in der Regel nur einige hundert Menschen in den Testzentren untersucht