Tafel Hildburghausen Mehr zu tun, aber die Lebensmittel reichen

Ministerin Heike Werner (Dritte von links) überreicht den Scheck an Tafelleiterin Diana Gütter und die vielen ehrenamtlichen Fahrer und Ausgabehelfer der Tafel. Foto: /Bastian Frank

An Lebensmittelspenden mangelt es den Mitarbeitern der Tafel nicht. Auch die Ukraine-Flüchtlinge könne man problemlos mitversorgen. Sorgenvoll schaut man eher auf die Energiepreise.

 
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Den Satz, dass es doch besser wäre, die Tafeln würden gar nicht benötigt, mag die Hildburghäuser Tafel-Chefin Diana Gütter nur noch bedingt unterschreiben. Freilich ist auch sie dafür, dass jeder so viel Geld verdienen soll, dass er davon seinen Lebensunterhalt – ohne Stützung – verdienen könne. Dann sei aber immer noch nicht das Problem der überbordenden Lebensmittelproduktion gelöst, sieht sie es.

„Lebensmittelspenden haben wir mehr als genug“, sagt Diana Gütter. „Unser Auto ist immer voll“, sagt Gütter. Darüber sei man auch froh. Auch seit im Februar und März die ersten Ukraine-Flüchtlinge im Landkreis angekommen und in der Tafel registriert worden sind, reichen die Lebensmittel aus. Oft genug bleibt auch bei der Tafel etwas übrig. „Darüber mache ich mir wirklich Gedanken“, sagt Diana Gütter. „Wenn wir die Lebensmittel nicht weitergeben würden, würden sie einfach weggeschmissen.“ Auch das Müllproblem gibt ihr zu denken, weil alles in Plastik eingepackt sei. „Wir verbieten Trinkhalme aus Plastik, packen aber Obst und Gemüse mit Schale in Folie. Das ist doch Quatsch.“

Insofern ist es schon richtig, dass gute Lebensmittel dem Zweck zugeführt werden, für den sie gedacht sind: Menschen zu ernähren. Am Mittwoch informierte sich Thüringens Sozialministerin Heike Werner (Die Linke) bei der Hildburghäuser Tafel über ihre Arbeit.

Aber nicht nur das, sie hatte auch noch den symbolischen Spendenscheck für das neue Kühlfahrzeug mit dabei. 15 000 Euro aus Lottomitteln konnten der Hildburghäuser Tafel zur Anschaffung des Autos überwiesen werden. Weitere Spender hatten den Kauf des Autos ebenfalls unterstützt. Das Auto ist indessen schon seit Oktober im Einsatz und hat bereits 18 000 Kilometer auf der Uhr.

Heike Werner betonte, dass schon vor vier Jahren beschlossen wurde, bei den Lottomitteln für die Tafeln Ausnahmen zu machen. Üblicherweise werden eher kleinere Summen ausgereicht. „Die Tafeln brauchen aber mehr Unterstützung. Das wissen wir“, sagt Heike Werner. Wichtig seien aber nicht nur die Finanzen, sondern auch die zahlreichen Helfer, die einen großen Anteil daran haben, die Lebensmittel an die Bedürftigen zu bringen. „Es ist ein wichtiges Angebot, dass sie für die Menschen da sind“, sagt Werner und hakt nach, ob es denn eine gewisse Altersstruktur gebe?

Eigentlich sei die ganze Breite der Gesellschaft betroffen, meint Diana Gütter. Aber sie hat ausgemacht, dass bei älteren Menschen die Hemmschwelle zu groß sei, sich bei der Tafel anzumelden. Selbst bei solchen, bei denen vielleicht die Rente knapp sei.

„Wir versuchen immer wieder, darauf aufmerksam zu machen, dass wir die Lebensmittel gern ausgeben, sonst müssen wir sie wegwerfen.“

Die Zahl der Tafel-Nutzer sei gestiegen, sagt Diana Gütter. Aber es könnten noch weitere profitieren. Neben ihren Abholrouten haben die Tafel-Helfer inzwischen auch Fahrten, auf denen sie Lebensmittel zu den Bedürftigen bringen.

„Die Hilfe für die Ukrainer ist sehr schnell und sehr unkompliziert angelaufen“, lobt sie. In Whatsapp-Gruppen für Helfer und Betroffene ist das Angebot der Tafel rasch verbreitet und übersetzt worden.

Für die Tafeln tut sich mit den gestiegenen Energiepreisen ein viel größeres Problem auf, als die Versorgung der Bedürftigen. „Eine Tankfüllung kostet uns fast das Doppelte dessen, was wir vor einem Jahr bezahlt haben“, sagt Diana Gütter. Auch die Stromkosten und die Nebenkosten fürs Gebäude würden nicht geringer. Fürs Tanken habe sich ein weiterer Förderzuschuss aufgetan. Für 1500 Euro könne das Kühlfahrzeug gesamt betankt werden. Das helfe schon einmal enorm. Und auch Einzelspenden und die regelmäßigen Beiträge der Tafelpaten sorgten für eine bessere Planbarkeit. „Über diese Hilfe sind wir sehr dankbar“, sagt Diana Gütter.

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