Suhl - Dass junge Menschen mit dem Gesellenbrief die Bescheinigung bekommen, Fachleute zu sein, ist eine gute Tradition aber nicht unbedingt Selbstverständlichkeit. Derzeit werden rund ein Viertel aller Lehrverträge vorzeitig und ohne Abschluss aufgelöst. Von den 28 Lehrlingen haben neun die Prüfungen nicht geschafft und können diese wiederholen. Die anderen 19 jungen Bauhandwerker, Konditoren, Elektroniker und Feinmechaniker in spe aber haben ihre Ausbildung durchgezogen und wurden am Samstag freigesprochen. Unter ihnen Julia Schubert, die Maurerin gelernt hat und für ihre guten Leistungen ausgezeichnet wurde. Julia Schubert kommt aus einer Bäckerfamilie und weiß, was es bedeutet, im Handwerk zu arbeiten. Die junge Frau und Mutter eines zweijährigen Jungen hat Abitur und wollte mit dem Ziel, Bauingenieur zu studieren, per Praktikum in die Baupraxis schnuppern. Hier bekam sie unter anderem mit, wie auf dem Bau Planungsfehler ausgemerzt werden mussten. Da sagte sie sich, dass sie ihren Beruf von der Pieke auf lernen müsse. Die lernte Maurer - als einzige Frau unter all den jungen Männern. Ihre Zwischenprüfung absolvierte sie hochschwanger und mit Bravour. "Ich habe mich voll akzeptiert gefühlt und mich durchgesetzt", sagt Julia Schubert. "Sie hat uns ganz schön Druck gemacht, damit wir ordentlich was lernen", sagt Phillip Amthor, der in der Berufsschule Meiningen gleichzeitig mit ihr lernte. Ihren Ausbildungsbetrieb hatte Julia Schubert in Dietzhausen, im Baugeschäft Thilo Seelig.