Suhl Polizei verhindert rechtsextremes Konzert

Teilnehmer eines Rechtsrockkonzertes in Südthüringen (Archiv). Foto: imago/Michael Trammer/Michael Trammer

Ein Großaufgebot der Thüringer Polizei hat am Samstag für Aufregung in Suhl-Mäbendorf und Albrechts gesorgt. Jetzt wurde bekannt, dass die Beamten einen rechtsextremen Liederabend verhindert haben.

 
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Wenn 30 Polizisten in einem der dörflichen Suhler Ortsteile aktiv werden, dann spricht sich das schnell herum. Die Einwohner rätselten am Samstag und verschiedene Vermutungen wurden schnell laut: es könnte in Albrechts Ärger mit Flüchtlingen gegeben haben oder die Beamten verfolgten den Einbruch in der Nacht zuvor in eine Kfz-Werkstatt in der Simsonstraße vor den Toren Mäbendorfes.

Jetzt hat die Polizei das Rätselraten beendet und für Klarheit gesorgt: Weder haben sich Flüchtlinge ungebührlich betragen noch habe man (erfolglose) Einbrecher gejagt. „Als Ergebnis eigener Recherchen“, mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei Thüringen habe man „ erfolgreich einen Liederabend der rechten Szene“ unterbinden können, erklärte ein Polizeisprecher am Sonntag.

Dem Veranstalter „aus einem Suhler Ortsteil“ wurde die Durchführung des als Geburtstagsfeier geplanten Auftritts, eines in der rechten Szene bekannten Liedermachers, verboten. Es konnte die Anreise von potenziellen Veranstaltungsteilnehmern erfolgreich unterbunden werden. Im Rahmen des Einsatzes wurden zwei Strafanzeigen – wegen Beleidigung und wegen Hausfriedensbruchs – gestellt und Platzverweise ausgesprochen.

Da die Einladung zu dem Liederabend laut Medienberichten über Telegram stattfand, befürchtete die Polizei viele Teilnehmer und entschied sich die Veranstaltung zu verhindern. Am Ort selbst sei nur Platz für etwa 20 Menschen gewesen, aber es seien deutlich mehr erwartet worden.

Bereits seit mehreren Jahren fährt der Thüringer Innenminister Georg Maier (SPD) eine harte Linie gegen Musikevents in der ultra-rechten Szene. Große Rechtsrock-Konzerte gehörten zwar der Vergangenheit an, das sei ein Erfolg, sagte er vor längerer Zeit in einem Gespräch mit dem Deutschlandfunk. Rechtsrockkonzerte seien eine Art „Gelddruckmaschine ist für rechtsextreme Strukturen“. Neuere Ansätze kämen aber perfider daher, sozusagen auf leisen Pfoten, so Maier .

So gebe es in gewissen ländlichen Regionen besonders umtriebige Rechte, die Immobilien kauften, Gaststätten betrieben und Basare sowie Liederabende veranstalteten. Sie gäben sich und ihren Aktivitäten „ein Mäntelchen des Bürgerlichen“ und schafften es so, immer mehr in die Gesellschaft einzusickern. „Ich dulde das nicht. Ich habe jetzt nur noch mal darauf hingewiesen, was ich übrigens schon seit geraumer Zeit tue. Wir haben in Thüringen in gewissen Regionen, in gewissen ländlichen Regionen, nicht flächendeckend, ein Problem mit wachsenden rechtsextremen Strukturen“, sagte Maier damals.

Bei allen rechtsstaatlichen Mitteln könne er als Innenminister lang gewachsene rechte Strukturen nicht alleine zerschlagen. „Wir brauchen eine gesellschaftliche Bewegung, die sich dagegen wehrt“, sagt der Minister, der in Teilen der Bevölkerung Gleichgültigkeit beobachtet. „Die Gleichgültigkeit ist das eigentliche Gift“, sagte er in dem Interview. Es brauche einen breiten Konsens darüber, dass es keine positive Entwicklung sei, wenn Rechte leer stehende Gaststätten auf dem Land wiederbeleben.

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