Suhl - Nein, ein super schickes Büro braucht sie nicht. Sie sitzt lieber genau dort, wo sich vieles von dem abspielt, was den Alltag im Pflegezentrum "Johannispark" ausmacht. "Wenn ich sehe, dass was schief läuft oder ein Angehöriger von einem Besuch mit hängenden Ohren zurückkommt, dann kann ich sofort reagieren - auf kurzem Dienstweg sozusagen." Wer Gudrun Vestner kennt, weiß, dass sie keine Freundin von Schmus und großem Tamtam ist. Was geregelt werden muss, wird geregelt, direkt und mit klaren Worten. So hat es die 65-Jährige immer gehalten. Auch damals, als sie, die gelernte Krankenschwester, die in der Wende-Zeit Heimleiterin auf dem Döllberg wurde und "das ganze Theater nicht mehr mitmachen und was Eigenes auf die Beine stellen wollte". Wie sie haben vier ihrer Mitstreiter - Karola Mehlitz, Silka Böhnhardt, Anneliese Zappe und Eberhard Mahn - auch gedacht. Als Quintett machten sie sich auf den Weg für ein Unternehmen, in dem sie Pflege mit viel Liebe, Herz und Verstand auf finanziell gesunden Füßen betreiben können. Das Grundstück am Bahnhof war dank guter Tipps bald gefunden, ein Architekt auch und den Rest haben sich die fünf nach und nach angeeignet. "Wir wollten das einfach machen, ehe uns ein Investor mit einem großen Geldkoffer zuvorkommt", sagt Vestner. Gesetze und Verordnungen waren zu studieren, Fördermittel zu beantragen und Kredite aufzunehmen. "Ich hatte da ja nicht mehr als 3000 D-Mark auf dem Konto. Da war schon einiges an Blauäugigkeit dabei, aber da sind wir einfach durch." So ist sie eben, die Gudrun Vestner. Die Butter lässt sie sich nicht vom Brot nehmen und wenn sie sich was in den Kopf gesetzt hat, dann heult sie lieber vor Wut, als dass sie aufgibt. So wie das beispielsweise war, als sie bei der Stadt vorsprach und wenig ermutigend belächelt wurde.