Je jünger jemand ist, desto weiter weg ist für ihn die Geschichte. Was die allgemeine Lebenserfahrung sagt, bestätigte sich bei dieser Umfrage. So wie heutige Mittfünfziger als Jugendliche wahrscheinlich die Augen verdrehten, wenn die Großeltern von „vor 45“ erzählten, dürfte es nun den nach dem Mauerfall Geborenen gehen. Sie kennen nichts anderes als ein Deutschland. Dass da mal eine Stacheldraht-Grenze durch ging, muss ihnen so fremd vorkommen wie die Rückseite des Mondes.
So fiel nur 16 Prozent der befragten 14- bis 29-Jährigen beim 9. November der Mauerfall ein. Vier Prozent nannten die Reichspogromnacht, zwei Prozent die Ausrufung der Republik. Immerhin 13 Prozent unterlief der Denkfehler Anschlag auf das World Trade Center. In dieser Altersgruppe wussten 58 Prozent nichts mit dem Datum 9. November zu verbinden; bei den 30- bis 44-Jährigen waren es übrigens sogar 59 Prozent.
Angesichts der Umfrageergebnisse sieht Anna Kaminsky „Handlungsbedarf“. Ihr zufolge steht die Bundesstiftung in einem kontinuierlichen Austausch mit den Kultusministerien der Bundesländer, um die Geschichte der deutschen Teilung und der Diktaturen in Deutschland im 20. Jahrhundert zu regelmäßigen Prüfungsthemen zu erheben. Es gehe darum, sich mit den unterschiedlichen Dimensionen des 9. November zu beschäftigen. Das Datum, so Kaminsky, stehe mit der Reichspogromnacht sowohl für die dunkelsten Zeiten der deutschen Geschichte als auch mit dem Mauerfall für die glücklichen Momente.
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