Studie erforscht Revier der Katzen Dem Luchs auf der Spur

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Sind die Luchse im Thüringer Wald schon wieder heimisch geworden oder nutzen sie ihn nur als Durchzugsgebiet? Dieser Frage geht eine Studie nach, für die in einem etwa 550 Quadratkilometer großen Waldgebiet geforscht wird.

 
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Suhl - Es gibt sie, die Luchse im Thüringer Wald. Gelegentlich werden ihrer Jäger ansichtig. Oder es gibt dank Fotofallen Belege, die eher Zufallsfunde sind. Unklar aber ist, ob der Thüringer Wald schon ein Stamm-Revier von Luchsen ist oder ob die Katzen hier nur gelegentlich durchziehen. Schließlich haben die Tiere riesige Streifgebiete. Bei den Luchsdamen erstrecken die sich über eine Größe zwischen 50 und 100 Quadratkilometern. Bei ihren männlichen Artgenossen können es bis zu 400 Quadratkilometer sein.

Klarheit soll nun eine groß angelegten Studie bringen, die in einem 550 Quadratkilometer großen Waldgebiet zwischen dem Schleusegrund, Suhl, Steinbach-Hallenberg, Großbreitenbach, Ilmenau und Tambach-Dietharz durchgeführt wird. Dafür werden Kameras aufgebaut, mit denen man dem Luchs auf die Schliche kommen will. Installiert wurden sie zum Beispiel auch entlang des Weges zwischen dem Regenberg in Zella-Mehlis und dem Suhler Domberg. „Dank der Technik, die uns auch ermöglicht, die Luchse ob ihrer Fellmuster zu unterscheiden, wollen wir erfahren, ob der Luchs hier nur ein Durchstreifer oder schon heimisch geworden ist“, sagt Markus Port, Koordinator des Luchsprojektes, das beim BUND angesiedelt ist. Dass es sich bei den schon gesichteten Tieren auch um den 2007 aus dem Suhler Tierpark ausgebüxten Kater Felix handeln könnte, hält Port für unwahrscheinlich, weil er dafür nun viel zu alt wäre. Es könne sein, dass jene Katzen, die auch im Suhler Revier gesehen wurden, nur einen Ausflug von ihrem Stammrevier im Harz aus gemacht haben. Denn hier ist ab dem Jahr 2000 begonnen worden, Luchse wieder anzusiedeln. Sie wurden vor etwa 160 Jahren komplett in den Wäldern Deutschlands ausgerottet.

Dreh- und Angelpunkt

Mit Erfolg. Wie eine Projektstudie belegt, beginnt sich der Luchs allmählich auch im Eichsfeld anzusiedeln. Ob er das auch schon im Thüringer Wald geschafft hat? Diese Frage wird die neue Studie beantworten, für die der BUND Thüringen finanzielle Unterstützung vom WWF Deutschland und vom Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz bekommt. Aber auch der ThüringenForst, private Waldbesitzer sowie örtliche Jäger geben Hilfestellungen. Beispielsweise, wenn die Batterien in den Kameras, die gleichmäßig in jeder zweiten der etwa 2,5 mal 2,5 Kilometer großen Untersuchungszellen aufgebaut sind, ausgewechselt werden müssen. Oder wenn die Daten ausgelesen werden. Besonders im Februar und März, wenn die Luchse ihre Paarungszeit haben, erhoffen sich die Forscher Fotos, weil sich dann vor allem die Kater sehr viel herumtreiben und den speziellen Duftstoffen folgen, mit denen die Weibchen locken. „Das ist die beste Zeit, um Luchse zu sehen. Und wir hoffen natürlich darauf, viele und aufschlussreiche Fotos zu bekommen“, sagt der promovierte Biologe Markus Port. Schließlich sei der Thüringer Wald Bindeglied zwischen dem Harz und den Bayerischen Wald und damit Dreh- und Angelpunkt für die Luchsforschung. Und er bietet einen hervorragenden Lebensraum für Luchse.

„Der Luchs gehört in die heimische Fauna und wir würden uns sehr freuen, wenn er sich auch im Bereich des Thüringer Waldes ansiedelt.“ Auch Förster würden die Katze gern wieder hin den heimischen Wäldern sehen, weil sie bei der Kontrolle des Rehbestandes, der es dem Wald mitunter schwer macht, gut zu wachsen, helfen kann. Manch Jäger aber, der in hiesigen Breiten einen zu geringen Wildbestand beklagt, könnte das anders sehen. Aber erst einmal müssen klare Daten und Beweise für feste Luchs-Reviere im Thüringer Wald her, die die Studie erbringen soll.

Datenfülle erwartet

Allerdings dürfte es schwer werden, per Fotofalle zu erkennen, ob es sich um männliche oder weibliche Luchse handelt, die es vor die Kameras getrieben hat. Dazu müssten sie ihr Hinterteil vor die Linse halten und auch noch den Schwanz heben. „Aber wenn die Luchsweibchen etwa zehn Wochen nach der Paarung Junge bekommen haben und sie dann mit sich führen, dann ist die Sache klar. Der Luchsnachwuchs wird ausschließlich von den Müttern aufgezogen“, so der Projektkoordinator.

Deswegen werden die Kameras mindestens bis Ende April auf ihren Posten bleiben. „Wir werden aber im darauffolgenden Herbst und Winter weitere Untersuchungen anstellen, um so viele Daten wie möglich sammeln und auswerten zu können.“ Da die Fotofallen vornehmlich an Wegen stehen, weil der Luchs sehr gern darauf läuft, ist nicht ausgeschlossen, dass auch mal ein Wanderer, Jogger oder Radfahrer fotografiert wird. „Es braucht niemand Sorge zu haben, dass mit den Fotos etwas passiert, was nicht damit passieren soll. Werden unbeabsichtigt Aufnahmen gemacht, auf denen Personen zu sehen sind, dann werden die umgehend gelöscht“, versichert Markus Port. Darauf weisen auch Schilder hin, die in der Nähe der Kameras angebracht worden sind.

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