Pfarrer Matthias Rusin stellte seine Festpredigt unter das Thema "Gerechtigkeit - hinschauen und mit den Winzern Gott für das danken, was wir von den Weinstöcken ernten". Viele Menschen würden das verkennen, und es gebe auch Menschen, die "Gott ist gerecht" wie eine Drohung aussprächen. Das klinge dann wie der Wunsch nach einer "ausgleichenden Gerechtigkeit".
Der Evangelist Matthäus habe in seinem Gleichnis von Barmherzigkeit, Güte und Großherzigkeit gesprochen und zum Ausdruck gebracht, dass Gott vielmehr auf unseren guten Willen und unsere guten Absichten schaue. In der Weinbergs-Geschichte erfahre man, dass alle Arbeiter genau den gleichen Lohn erhielten, egal ob sie den ganzen Tag schufteten oder erst eine Stunde vor Ende kamen. "Warum sollten wir dann als Christen das ganze Leben die Gebote befolgen, wenn die anderen erst am Ende fromm werden und dann auch in den Himmel kommen? Oder welchen Sinn hat es dann gut zu sein, wenn die Schlechten sich im letzten Moment bekehren können?" stellte Rusin zwei provokatorische Fragen.
Jesus stelle uns einen Gott vor, der nicht so denke. Im Weinberg Gottes gehe es nicht um eine einfache Lohnabrechnung, sondern um viel mehr, um das Glück des Einzelnen. Wie Gott das abrechne, sei unbegrenzt oder unendlich. Auch mathematisch könne man unendlich nicht teilen. Gott sei kein Sparkassendirektor.
Vielmehr freue sich Gott darüber, wenn wir zum Erfolg kommen. Wir sollen redlich miteinander leben können. "Gott lädt uns in seinen Weinberg ein, wo er uns seinen Weg in Richtung Hoffnung und Zuversicht zeigen wird." Es gebe keine bessere Erfüllung als Mitarbeiter Gottes zu sein und dafür sei es nie zu spät. Zwar stelle er manchmal alles auf den Kopf, aber bei ihm gelte gleiches Recht für alle.
Wie man den Steinbacher Winzern Martin Fischer, Erhard Virnekäs, Karl Hömer, Markus Brech und Werner Schmitt dann beim Umtrunk anmerkte und entnehmen konnte, sind sie deswegen auch mit dem diesjährigen Traubenjahr zufrieden, auch wenn es wechselhaft gewesen sei. Spätschäden während der Zeit der Eisheiligen hatten zahlreiche Schäden für die Winzer verursacht, aber nicht überall. Auch der Klimawandel werde anscheinend immer stärker. Die hohen Temperaturen ließen die Rebstöcke früher austreiben und dann genügte eine einzige kalte Nacht, um für große Ausfälle zu sorgen. Ebenso macht die Trockenheit den Winzern zunehmend zu schaffen, denn man erlebte nun schon den dritten trockenen Sommer. Winzer Martin Fischer traf der plötzliche Frost bei seinem Weinberg auf der Haßberghöhe/Golfplatz schon stark. "Hier habe ich 80 Prozent Ausfall, während es im Maintal natürlich anders war und die Hänge durch den Nebel geschützt waren. Auch die Trockenheit habe noch Auswirkungen gehabt, aber er habe wässern können und wenn alles reif werde, könne er doch noch auf eine Ernte mit 60 Prozent kommen. Man sei also mit einem blauen Auge davon gekommen.
Werner Schmitt, der seinen kleinen Weinberg am Hang zum Maintal hat, ist weitgehend vom Frost verschont geblieben. "Wir sind sehr zufrieden und haben schon Silvaner und Müller-Thurgau geerntet. Natürlich war es in der Menge etwas weniger, aber wir haben die alten Lagen mit Steinmauern, in denen man nicht wässern kann." Junganlagen müsse man aber gießen und zahlreiche Winzer hätten ihre Weinberge inzwischen auch mit einer neuen Tropfbewässerung ausgestattet, mit welcher man der Trockenheit entgegenwirke. Wenn man dort nämlich nicht gieße, gingen die Jungpflanzen kaputt.
"Weniger Wein als im vorigen Jahr, aber ein guter Jahrgang mit starker Fruchtausprüfung", kann man schon vernehmen. Bis zum Genießen muss man allerdings noch bis ins nächste Jahr warten. Als Vorbote darauf kann man aber in diesen Wochen schon den "Federweißen" kosten.