Stadtentwicklungskonzept Ilmenauer Ortsteilforum mit Diskussion zu Stadtentwicklung

Ilmenau: Das sind die Kernstadt und 16 Ortsteile mit unterschiedlichen Prägungen, Qualitäten, Potenzialen: Nördlich der Ilm eingebettet in Hügel und Felder, im Süden mitten im Thüringer Wald, in der Mitte ein „urbanes Band“ zwischen Roda und Gehren. Foto: Planungsbüro UmbauStadt, Weimar

In der Ilmenauer Stadtentwicklung will man neue Wege gehen: Verschiedene Ansätze verschmelzen zu einem großen Entwicklungskonzept. Auch die Ortsteile wurden zu einem eigenen Forum geladen und konnten bei einer Bestandsaufnahme auch eigene Interessen anbringen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Ilmenau - Zu einem Ortsteilforum hatte die Stadtverwaltung Ilmenau kürzlich Vertreter aller Ilmenauer Ortsteile eingeladen. Zur Fortschreibung des Stadtentwicklungskonzeptes hatten sie die Möglichkeit, sich im Parkcafé auszutauschen. Das übergeordnete Stadtentwicklungskonzept für Ilmenau selbst ist nicht neu und wurde erstmals im Jahr 2002 vom Stadtrat verabschiedet. Vor allem seit den Eingemeindungen der letzten Jahre hat es an Bedeutung auch für die Ortsteile gewonnen.

Die Stadtentwicklung soll die räumliche, historische sowie strukturelle Gesamtentwicklung als aktiven Planungs- und Veränderungsprozess der gesamten Stadt und aller Ortsteile verdeutlichen. Allerdings habe man wegen der Corona-Auflagen in den vergangenen anderthalb Jahren Schwierigkeiten gehabt, die Vertreter der Ortsteile an einen Tisch zu bekommen, erklärt Jarste Koch vom Ilmenauer Bauamt dazu. Am 27. Juli konnte nun das coronabedingt mehrfach verschobene „Ortsteilforum Ilmenau 2035“ im Parkcafé stattfinden. Mehr als 65 Vertreter aus allen Ortsteilen diskutierten coronakonform im Plenum und in teilräumlichen Arbeitsgruppen. Diese waren aufgeteilt in den ländlich geprägte Nordosten, das urbane Band und den waldreichen Süden (siehe Grafik). Über drei Stunden tauschten sie sich über die bislang entwickelten Leitbilder und Projektvorschläge des neuen Stadtentwicklungskonzepts aus, teilte die Stadtverwaltung im Nachgang mit.

Deutlich sei geworden, wie wichtig die Stärkung einer gemeinsamen Identität der neuen Stadt Ilmenau ist, deren Besonderheit und Attraktivität aus der Nähe unterschiedlichster Qualitäten und Angebote zwischen Hightech-, Bildungs-, Kultur- und Tourismusstandort und Wohnstandort erwächst. Diese Qualitäten gezielt noch besser zu verknüpfen und gemeinsam zu vermarkten, sei eine zentrale Herausforderung und Chance für Ilmenau. Das Stadtentwicklungskonzept schlägt demnach konkrete Maßnahmen in sechs für die Zukunft der Stadt maßgeblichen Handlungsfeldern vor: Von der nachhaltigen Flächen-, Tourismus- und Verkehrsentwicklung über Maßnahmen zur Stärkung der Ortskerne bis zu Maßnahmen wie der Weiterentwicklung des Bereichs um die Universität zu einer gesamtstädtischen „Neuen Innovativen Mitte“. Im Ortsteilforum wurden diese Ansätze weitergedacht, zum Teil aber auch kritisch hinterfragt. „Im Grunde war dieses Treffen zunächst eine Ist-Analyse des aktuellen Standes“, erklärte Oberbürgermeister Daniel Schultheiß. Es sei wichtig, dass der ländliche Raum attraktiv bleibe und die Stadt, auch in Hinblick auf die Fachkräfte-Suche, ein attraktives Umfeld biete. „Dazu braucht es eine gemeinsame Vision – wie stellen wir uns die gemeinsame Stadt Ilmenau vor?“, erklärte er.

In jedem Fall hätten die Gutachter, Politik und Verwaltung viele Anregungen und Ideen mitgenommen aus dem Abend, die nun unmittelbar in eine weitere Überarbeitung des Stadtentwicklungskonzepts einfließen. Um Bürger und Ortsteilräte aktiv in den Prozess Stadtentwicklungskonzeptes 2035 einzubeziehen, soll es weitere Aktionen geben, so als nächsten Schritt eine Umfrage, auch online auf der Internetseite der Stadt Ilmenau.

Im Unterschied zum Städtebau, der sich stärker auf die baulich-räumliche Entwicklung bezieht, geht es bei der Stadtentwicklung im Sinne einer Planung um die Steuerung der Gesamtentwicklung der Stadt; auch die gesellschaftliche, wirtschaftliche, kulturelle und ökologische Entwicklung, heißt es in einer Erklärung der Stadtverwaltung. Stadtentwicklung verlange somit eine interdisziplinäre, integrierte und zukunftsgerichtete Herangehensweise.

Ein Instrument der Stadtentwicklung ist das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK). Dieses Konzept soll die unterschiedlichen Interessenlagen der Stadt zu einer gemeinsamen Strategie zusammenzuführen. Die Erstellung eines ISEK ist auch Fördergrundlage für Programme der Städtebauförderung.

Unter dem Motto „Ilmenau 2035: Vielfältig vernetzt, nachhaltig neu“ wird das ISEK der Stadt Ilmenau fortgeschrieben und aktualisiert, mit dem sich Ilmenau auf zentrale Leitlinien- und Leitprojekte für die Stadtentwicklung der kommenden Jahre verständigt.

Seit Fertigstellung des „alten“ Stadtentwicklungskonzepts im Jahr 2010 ist Ilmenau erheblich gewachsen: Aus einer Stadt mit fünf Ortsteilen ist mit der Gebietsreform 2018/1209 ein Verbund aus Kernstadt und 16 Ortsteilen, mit 50 Prozent gestiegener Einwohnerzahl und dreifacher Fläche entstanden. So stellen sich neue Fragen: Wie kann aus der neuen Vielfalt Ilmenaus eine gemeinsame Identität geschaffen werden, ohne die unterschiedlichen Qualitäten der Ortsteile zu verwischen? Wie kann Ilmenau weiterhin lebenswerte Heimat und weltoffener Innovations- und Wirtschaftsstandort bleiben? Wie kann Wachstum, Natur- und Klimaschutz in Einklang gebracht werden? Dies soll das neue Stadtentwicklungskonzept für Ilmenau mit Leitbildern und mit zukunftsweisenden Projekte beschreiben – im Austausch von Politik, Verwaltung und Akteuren der Stadtentwicklung, moderiert und fachlich unterstützt von einem Expertenteam um das Stadtplanungsbüro UmbauStadt aus Weimar.

Autor

Bilder