Stadtentwicklung Schmuddelecke      Schlauchgarten

Die ehemalige Gewehrfabrik Jäger im hinteren Teil des Schlauchgartens verfällt immer mehr. Bewohner des gegenüberliegenden Hauses drängen auf einen schnellen Abriss der Fachwerkruine. Foto: frankphoto.de

Viele Jahre, ja Jahrzehnte, fristet das immer weiter verfallende Areal des einstmals stolzen Industriekomplexes Schlauchgarten im Oberland ein trauriges Dasein. Jetzt hat die Stadt den Zeitrahmen für eine Sanierung erneut verlängert.

 
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Suhl - Nachdem die historische Ratsmühle im Gegensatz zur benachbarten Schillingschmiede in der nicht erhalten werden konnte, hat die Stadt seit 2007 schon mehrfach Anlauf zu einem Abriss der baufälligen und teilweise einsturzgefährdeten Gebäude im Schlauchgarten genommen. Bislang erfolglos. Denn der Eigentümer ist mittellos und nicht in der Lage, die Kosten für Bauleistungen, Reparaturen und Sicherung zu übernehmen. So müsste die Stadt einen Abriss als sogenannte Ersatzvornahme durchführen. Die Kosten dafür wurden 2018 auf rund 250 000 Euro geschätzt. 2019 sollte der Abriss starten. Doch daraus wurde nichts. Das Geld fehlte. Suhl stand unter vorläufiger Haushaltsführung.

Tickende Zeitbombe

Zwischenzeitlich hat sich die Situation auf dem Gelände dramatisch verschärft. Das Gebäude des einstigen Motorradbaus Zehner, zuletzt vom Boxsportclub Suhl genutzt, droht einzustürzen. Überall sind Steine aus dem Fachwerk gebrochen. Das Dach bietet längst keinen Schutz mehr Wind und Wetter. Auch der markante Schornstein weist Risse auf. Und die Situation verschärft sich weiter. Die Gefahr für das benachbarte Doppelhaus – dessen Eigentümer seit Jahren um einen Abriss der Ruinen kämpft – und die darin wohnenden Familien sowie das angrenzende Flussbett der Lauter wächst von Woche zu Woche. Längst ist die Sachlage bei der Bauaufsicht aktenkundig. „Wir hoffen, das Grundstück ankaufen und den Abriss dann mit Geld aus der Städtebauförderung in Angriff nehmen zu können“, stellt Finanzdezernet Erik Reigl in Aussicht. Nach Absprache mit dem Landesverwaltungsamt wäre das möglich. Ob es bereits dieses Jahr soweit ist, vermag derzeit allerdings niemand zu sagen.

Druck auf Stadt wächst

Ziel der Stadt ist es, das Areal soweit zu beräumen, dass es wieder verkauft und nachgenutzt werden könnte. Doch das ist problematisch. Das Grundstück ist mit Schulden belastet. Und die Sanierungskosten sind beträchtlich. Der Boden ist kontaminiert und muss abgetragen werden. Dennoch wird die Stadt nicht umhin kommen zu handeln, spätestens dann, wenn akute Gefahr im Verzug ist, wie am einstigen Glaswerk in Schmiedefeld, wo vergangene Woche der Abrissbagger anrücken und eine halb eingestürzte Hausecke beseitigen musste.

Zuletzt hausten mehrere Jahre lang Menschen mit rustikaler Lebensweise und vielen Hunden, ohne Wasser in dem zur Schmuddelecke verkommenen Schlauchgarten. Lärmbelästigung, Körperverletzung und Drogenkonsum waren an der Tagesordnung. Der Druck der Anwohner auf die Stadt, endlich zu handeln, wuchs. Zwar sind die unliebsamen Bewohner inzwischen verschwunden, doch die baufälligen Ruinen stehen noch immer.

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