Oertels Markenzeichen waren Stimme, Stil und Sprache. Er galt als Multitalent des Sprechens, war nicht nur auf den Sport fixiert. Er führte als Entertainer durch Sendungen „Ein Kessel Buntes“, „He, he, he – Sport an der Spree“ und „Schlager einer großen Stadt“. Von 1969 bis 1990 interviewte er in 245 Folgen von „Porträt per Telefon“ Prominente aus Kultur, Politik, Wirtschaft und natürlich Sport.
Das Ministerium für Staatssicherheit wurde auf ihn aufmerksam, führte ihn als „Gesellschaftlichen Mitarbeiter“ (GMS, Deckname: „Heinz“). Eine Stasi-Verpflichtung aber unterschrieb er nie.
1981 promovierte er an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Danach dozierte Oertel auch an diversen Hochschulen, nach der Wende auch in der Bundesrepublik. Im Dezember 1989 kommentierte Oertel für den Südwestfunk das Bundesligaspiel zwischen dem VfB Stuttgart und dem 1. FC Köln, in den Jahren danach war er für den ORB und den NDR tätig, leider nur in der zweiten TV-Liga.
Als Autor setzte sich der Herausgeber diverser Olympia-Bücher mit gesellschaftlichen Themen kritisch auseinander – auch schon zu DDR-Zeiten. Nach der Jahrtausendwende zog mit seinen Büchern zu Lesungen durch die ostdeutschen Lande, war 2002 in Suhl und 2008 in Steinbach-Hallenberg.
Gesundheitlich ging es seit Anfang des Jahres abrupt bergab. Nach einem Klinikaufenthalt kehrte er in seine Wohnung zu Ehefrau Hannelore zurück, wo er nun friedlich einschlief. Eine Grabstelle auf dem Friedhof an der Hermann-Hesse-Straße in Pankow soll er sich rechtzeitig ausgesucht haben.
Sein bekanntestes Markenzeichen hat Oertel wohl bis zuletzt erhalten. „Also, wenn alles so gut in Schwung wäre wie meine Stimme, dann ginge es mir echt gut“, witzelte er noch kurz vor seinem 95. Geburtstag am 11. Dezember, zu dem er bereits keine Gäste mehr empfangen konnte.