Sensation in Eisenach Der Wahnsinn geht weiter

Der ThSV Eisenach sorgt für eine Handball-Sensation: Zum Abschluss des achten Bundesliga-Spieltages bezwingt der Aufsteiger den Pokalsieger Rhein-Neckar Löwen mit 29:26.

 
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Allein das nervtötende Warten auf den Anwurf dürfte für die Spieler und Fans des ThSV Eisenach ungewohnt gewesen sein. Schließlich ertönte der Anpfiff für das Bundesliga-Heimspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen nicht wie geläufig am Samstagabend, sondern zu völlig unüblicher Zeit am Montagabend. Zudem punktete zuvor am Wochenende die Konkurrenz aus dem Tabellenkeller wie Leipzig, Göppingen, Wetzlar, Stuttgart oder sogar Schlusslicht Bergischer HC überraschend eifrig, was wiederum zeigt, dass beinahe jeder jeden schlagen kann in der Liga.

Und der ThSV Eisenach? Setzte dem Überraschungsspieltag dank einer bravourösen, aufopferungsvollen Vorstellung mit einem 29:26 (13:13)-Sieg gegen Pokalsieger Rhein-Neckar Löwen noch die Krone auf. Manuel Zehnder und Alexander Saul (je sieben Tore) erzielten vor 3150 Zuschauern in der bebenden Werner-Aßmann-Halle die meisten Treffer für die Gastgeber, die nach dem Sprung ins deutsche Oberhaus vor eigenem Publikum weiter ungeschlagen blieben und nun bei beachtlichen 7:9 Punkten stehen. Die Löwen auf Rang vier (9:5) haben den unmittelbaren Anschluss an die Top drei zunächst verloren.

Dabei schienen die Rollen klar verteilt: Hier der bescheidene Aufsteiger mit finanziell kleinem Budget, dort der aktuelle DHB-Pokalsieger, gespickt mit Top-Nationalspielern wie Rechtsaußen Patrick Groetzki, Shootingstar Juri Knorr oder Kreisspieler Jannik Kohlbacher. Doch nicht die „Löwen“, sondern Eisenach brachte all seine Trümpfe aufs Parkett: Ein starkes Torhüter-Duo Matija Spikic/Mateusz Kornecki, eine offensive Abwehr, zwei treffsichere Rückraumschützen und dazu das frenetische Publikum.

Die Gastgeber erwischten einen Blitzstart und lagen bis zum 9:6 (17.) überraschend vorn. Während der Matchplan des ThSV schon in dieser frühen Phase komplett aufging, zeigten die „Löwen“ von Anbeginn Nerven, vergaben klarste Chancen und fanden auch in der Abwehr selten Zugriff. Das sollte sich zumindest bis zum Seitenwechsel ändern. Eine längere Durststrecke im ThSV-Angriff nutzen die Gäste zum Ausgleich (9:9/18.) und zur erstmaligen Führung (10:12/27.). Doch Eisenach berappelte sich wieder. Beim 13:13 ging es in die Kabinen.

Und dann? Ging der aktuelle Eisenacher Handball-Wahnsinn einfach weiter. Der ThSV, durchgehend mit einer überragenden Abwehrarbeit und Torhüterleistung, lag bis zum 20:19 (43.) ständig mit einem Tor vorn, baute die Führung auf zwei Treffer aus und zog sogar beim 23:20 (53.) erstmals auf drei Tore davon. Die „Löwen“ waren nun vollends entnervt, vergaben weiterhin beste Chancen, erlaubten sich einfache Ballverluste und schlichen entzaubert aus der tosenden Halle.

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