Schnitzkunst am Luchsstein Hölzerne Großkatze heißt den Rückkehrer willkommen

Anica Trommer
Am Luchsstein haben Corinna Geißler, Sabine Storch, Jürgen Boddenberg, Tobias Söllner, Bernd Wilhelm und Ronny Eckhardt (von links) einen hölzernen Luchs samt Infotafel eingeweiht. Foto: Michael Bauroth

Hin und wieder geht ein Luchs in die Fotofalle oder wird bei seinem Streifzug beobachtet. Ein hölzernes Ebenbild des Rückkehrers steht nun am Luchsstein – an dem Punkt, an dem 1789 eines der letzten Tiere erschossen wurde.

 
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Oberhof - Die Rehe oder die jungen Wildschweine haben es dem Luchs angetan. Auf der Suche nach Beute und einer Partnerin streifen die Pinselohren immer wieder auch durch den Thüringer Wald. Mal tappen sie in eine Fotofalle, mal entdeckt sie ein Förster auf ihren Streifzügen durch den Wald. „Wir hoffen, dass sich der Luchs hier wieder etabliert“, sagt Forstamtsleiter Bernd Wilhelm. Als Vorbild könnte ihm die Wildkatze dienen, die das Revier auf der Höh’ längst ihr Eigen nennt.

Um Wanderer auf den besonderen Gast aufmerksam zu machen, haben die Mitarbeiter des Thüringenforstes, des Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrums Gotha und der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald am Dienstag eine Infotafel eingeweiht. Daneben thront ein hölzerner Luchs, der vor allem das Interesse der jüngsten Waldbesucher wecken soll.

Ein Kollege aus dem Forstamt Schmalkalden hat dafür die Kettensäge geschwungen und einem Stück Erfurter Eiche vier dicke Pfoten sowie Fellbüschel auf den Ohren verpasst. Der Körper ist etwas massiver als beim lebenden Vorbild. „Er muss ja gut durch den Winter kommen“, scherzen die Gäste zur Einweihung,

Der Ort, an dem all das aufgestellt wurde, ist ein Besonderer. „Hier wurde 1789 einer der letzten Luchse des Thüringer Walds erschossen“, erklärt Revierleiter Ronny Eckhardt. Ein Stein mit Inschrift, bekannt als Luchsstein, erinnert an dieses Ereignis – und nun auch der hölzerne Luchs gleich daneben.

Weil die possierliche Großkatze in früheren Jahrhunderten als Wildschädling galt, wurde sie gejagt und ausgerottet. Nun soll der Luchs zurückkehren. „Er hilft uns auch beim Waldumbau, in dem er das Wild dezimiert“, erläutert Jürgen Boddenberg vom Thüringenforst. Bis zu 2,5 Kilogramm Fleisch am Tag braucht der vierbeinige Jäger. Gefahr für die zweibeinigen Gäste des Waldes besteht dabei nicht.

„Dass man einem Luchs begegnet, ist unwahrscheinlich“, sagt Corinna Geißler, die Leiterin des Forschungs- und Kompetenzzentrums. Allerdings seien Luchse nicht sehr scheu, sondern eher neugierig, fügt Jürgen Boddenberg an. Vor allem Hunde weckten ihre Aufmerksamkeit, zeigten Fälle aus dem Harz. Ein Blick, dann gingen die Wildtiere zumeist ihrer Wege. „Wenn der Wanderer dabei ein Foto schießt, wäre uns geholfen. So könnte man nachweisen, dass der Luchs wirklich wieder da ist“, bittet Jürgen Boddenberg.

Corinna Geißler freut sich, dass es dem Raubtier gelingt, von Norden in den Süden zu wandern – und dabei unbeschadet über die Autobahnen zu kommen. Thüringen solle zum Bindeglied werden zwischen den Populationen im Harz und im Bayerischen Wald.

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