Schmalkalden Berufs- und Bildungsmesse: Jeder wirbt, so gut er kann

Annett Recknagel

Zur 13. Berufs- und Bildungsmesse präsentierten sich 63 Aussteller aus Industrie, Handel, Handwerk, Dienstleistungssektor und Bildungseinrichtungen. Das Interesse war den ganzen Tag über sehr rege.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Zehntklässler Vincent möchte Industriemechaniker werden und am liebsten in der Region bleiben. Nur in welcher Firma? Und wie kommt man dahin? Was verdient man? Wo wohnt man? Mit diesen Fragen war er zur von der Stadtverwaltung Schmalkalden, Abteilung Wirtschaftsförderung, organisierten 13. Berufs- und Bildungsmesse gekommen.

Die Familie aus Stadtlengsfeld war in der Zeitung darauf aufmerksam geworden. Gleich im Eingangsbereich fiel ihnen die Firma Paatz aus Viernau auf. Die Ausbildung zum Industriemechaniker dauert 3,5 Jahre. „Bei uns gibt es eine hundertprozentige Übernahmegarantie“, erklärte Benedict Scheller. Und die Sache mit der Unterbringung lasse sich auch bequem regeln. Das Unternehmen sucht dringend Auszubildende – wie alle Unternehmen, die sich in der Schmalkalder Mehrzweckhalle präsentierten. Die jungen Leute und deren Familien, aber auch Menschen, die einen Job in der Region suchen, hatten die Möglichkeit, sich an 63 Ständen zu informieren.

In unmittelbarer Nähe von Paatz stellte sich die „Heldenschmiede“ der Rennsteig Werkzeuge GmbH vor. „Wir bilden jedes Jahr fünf neue Lehrlinge aus, knüpfen Kontakte in Schulen und bieten Praktika an“, erklärte Ausbilder Tony Beran. Die 15-jährige Emily aus Rotterode lernt im ersten Ausbildungsjahr Fachkraft für Metalltechnik. „Es interessiert mich, was alles aus Metall gemacht werden kann“, sagte sie. Als junge Frau fühle sie sich in dem Berufsbild wohl. „In den letzten zwei Jahren haben bei uns zwei Mädels ihren Abschluss als beste Werkzeugmechanikerinnen Südthüringens geschafft“, berichtet Beran. Bei manchen Arbeiten zeigten Mädels mehr Fingerspitzengefühl als ihre männlichen Kollegen.

Derweil ließen sich die Neuntklässler Mika und Louis den Alterssimulator anlegen. Für beide war es ein seltsames Gefühl, sich plötzlich in der Situation eines Seniors zu befinden. Die Zwei interessieren sich für soziale Berufe, aber richtig fest steht ihr Berufswunsch noch nicht. „Deswegen ist es gut, dass es solche Messen gibt“, waren sie sich einig. Den Stand des Rhön-Klinikums Campus Bad Neustadt schauten sie sich interessiert an. Pro Jahr werden dort 100 Lehrlinge ausgebildet.

Überhaupt waren diesmal zur Messe mit Bad Neustadt, Suhl, Meiningen und Schmalkalden gleich vier Kliniken vertreten. Das fiel selbst Bürgermeister Thomas Kaminski auf. „Der Pflegebereich sucht dringend Nachwuchs“, meinte er und freute sich über die große Teilnehmerzahl an Ausstellern aus Industrie, Handel, Handwerk, Dienstleistungssektor und Bildungseinrichtungen, die ihre Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten vorstellten. Die Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung (ThAFF) hielt aktuelle Stellenangebote bereit und die Agentur für Arbeit informierte über Berufsausbildung und freie Ausbildungsplätze.

Auch die Stadtverwaltung war erstmals dabei. Zuverlässige Partner seien die Kreiswerke, die Agentur für Arbeit und die Rhön-Rennsteig-Sparkasse. „Die Messe ist nicht zuletzt ein stückweit eine Leistungsschau unserer Region“, erklärte der Stadtchef. Junge Leute würden einen Einblock erhalten, welche tollen Ausbildungsangebote es hier gibt. Natürlich sehe man sofort, dass „wir eine Werkzeugregion sind“. Daneben aber gebe es ausreichend Möglichkeiten zum Erlernen von Berufen in der Lebensmittel-, Bau- und Gesundheitsbranche. Gut vertreten war auch der öffentliche Bereich. „Die Unternehmen suchen ganz bewusste junge Leute und bieten ihnen Perspektiven an“, so Kaminski.

Thomas Eisemann, Ausbilder für Industriemechaniker bei K+S, bezeichnete allein den Schritt, hierher zu kommen und sich zu orientieren, als sehr wichtig. An seinem Stand wurden die Interessenten von Auszubildenden angesprochen und betreut. Auch bei der Arnold AG übernahmen Lehrlinge den Stand. „Wir wissen, wie es läuft“, erklärte Justin.

Tina Storandt von der Barmer wies die junge Leute darauf hin, dass sie sich ab sofort bewerben können. Kaufleute im Gesundheitswesen würden am Standort Suhl und Erfurt gesucht. Auch die Rhön-Rennsteig-Sparkasse sucht Auszubildende. „Mir macht die Lehre als Bankkaufmann viel Spaß. Es ist eine abwechslungsreiche Ausbildung. Ich möchte später Privatkundenberater werden“, sagte Maximilian aus Schmalkalden, der im zweiten Lehrjahr bei der Sparkasse lernt. Das Geldinstitut, das seine Lehrlinge übernimmt, bietet auch Digitalisierungsmanagement als duales Studium an.

Christine Gabel von der Agentur für Arbeit machte auf die Berufsberatung aufmerksam: „Wir beraten in den Schulen und in der Agentur, gerne auch im Beisein der Eltern, vordergründig über Ausbildungsberufe in der Region, aber auch über duale Studiengänge bundesweit.“Die Tendenz hierfür nehme zu. Wer noch unsicher sei, dem empfiehlt sie den berufspsychologischen Service und Berufswahltests.

Bilder