Schmalkalden Hilfs-Welle für Familie Köhler: "Ich werde ihr alles erzählen"

Seit Tagen steht das Telefon von Sven Köhler nicht mehr still. Unsere Zeitung hatte über das Schicksal seiner Familie berichtet. Nun rollt eine Welle der Hilfsbereitschaft, die alle Erwartungen übertrifft.

 
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Schmalkalden - Erst mal ist es ganz still am Telefon, als Sven Köhler erfährt, wie viel die Leser von Freies Wort bisher für ihn, seine schwer kranke Frau und die neun Kinder bis jetzt gespendet haben. Mit tränenerstickter Stimme bedankt er sich immer wieder und immer wieder. Er kann es kaum fassen: 20 000 Euro, in nur einer Woche. Das ist eine unglaubliche Summe.

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Und damit ist es längst nicht getan. Viel private Initiativen sind nach dem Aufruf von "Freies Wort hilft" angelaufen. Handwerker verschiedener Gewerke haben sich bei dem Familienvater, in der Redaktion und beim Hilfswerk gemeldet. Sie alle wollen kostenlos ihre Arbeit anbieten. Gleich drei Autohäuser möchten sich um das 18 Jahre alte Familienauto kümmern, dass dringend eine Reparatur benötigt. Bekannte, Schulfreunde und sogar wildfremde Leute drücken dem verdutzten Vater einfach mit einem kurzen Nicken Geld in die Hand. "Sie brauchen es dringender als wir", lautet die Antwort auf die stumme Frage in den Augen von Sven Köhler.

Viele Menschen lassen ihre Beziehungen spielen, um der Familie auf jede nur denkbare Art und Weise zu helfen. Die allergrößte Hilfe sei jedoch das Menschliche, das ihm und seinen Kindern jetzt immer wieder begegnet, sagt Sven Köhler. Dass er bei seinem Bericht die Tränen unterdrückt, das ist deutlich am Telefon zu hören. Jedem Einzelnen zu danken, ist schon jetzt kaum noch möglich. Es sind einfach zu viele Menschen, denen das Schicksal der Schmalkalder Familie nicht egal ist.

Sven Köhler berichtet von Baby Edward, dem es bestens geht. Vor wenigen Tagen hatte er es nach der Kaiserschnitt-Geburt nach Hause geholt. Er und die Geschwister des Kleinen kümmern sich gemeinsam. Und er erzählt von seiner Frau Tessa, die wieder im Zentrum für Beatmung und Rehabilitation in der Heinrich-Mann-Klinik in Bad Liebenstein liegt. Winzige Fortschritte macht sie, berichtet er. Doch auch weiterhin sei sie in ihrem Körper gefangen, kann sich so gut wie gar nicht bemerkbar machen. "Sie ist voll da, kriegt alles mit. Aber sprechen kann sie nicht und auch nur eine Hand bewegen", sagt Sven Köhler. "Aber ihr geht es zumindest nicht schlechter". Das sei doch immerhin schon mal etwas.

Haus-Umbau geplant

Doch bei allem Leid, Sven Köhler und die Kinder möchten Ehefrau und Mama Tessa so schnell wie möglich zu sich nach Hause holen. Die Worte: "In guten wie in schlechten Zeiten", sollen keine einfache Floskel bleiben. Ohne Umbauten geht das aber nicht. Was erst mal einfach klingt, gestaltet sich schwierig, denn Tessa Köhler soll immer ins Geschehen der Familie eingebunden sein.

Dafür plant ihr Mann, das jetzige Wohnzimmer in zwei Hälften zu teilen. Eine für Tessa und die zweite für den Rest der Familie. Eine Trennwand aus Glas hat der Familienvater im Visier. Ausgestattet mit Glasschiebetür. Dann können Jessica (17), Emily (14), Henry (13), Tiara (8) und Luna (6) jederzeit ihre Mutter sehen und besuchen. "So ist sie mittendrin und hat trotzdem ihr eigenes Reich", ist sich Sven Köhler ganz sicher.

Ohne behindertengerechtes Bad ist ein Umzug in die eigenen vier Wände ebenfalls kaum denkbar. Also wird aus der ehemaligen Herrentoilette des Waldhauses Schmalkalden, das einst beliebte Ausflugsgaststätte war und inzwischen Heimat für die Köhlers geworden ist, nun ein Badezimmer für Mama. Dafür muss extra eine Warmwasserleitung verlegt werden. Für die Badausstattung hat sich inzwischen ein Sponsor gefunden.

Das dritte Projekt ist die Terrasse. Hier muss gepflastert werden. Nur so ist es möglich, dass Tessa mit dem Rollstuhl vom Haus ins Freie gefahren werden kann. Alle Arbeiten, ob drinnen oder draußen, müssen jetzt schnell koordiniert werden. Damit Mama Tessa so bald wie möglich daheim einziehen kann. Für fast jedes Ding, jede Aufgabe, gibt es freiwillige Helfer, die zupacken wollen.

Was aus dem Spendengeld werden soll, das nun an die Familie übergeben werden soll, weiß Sven Köhler. Erst müssen die Umbauten bezahlt werden. Und falls das alte Familienauto vielleicht doch nicht mehr zu reparieren geht, dann muss dringend ein Ersatz her.

"Heute fahre ich wieder zu meiner Frau", sagt Sven Köhler. "Ich werde ihr alles erzählen". In seinen Worten schwingt ein bisschen Hoffnung mit, dass sie dann deutlich mehr reagieren könnte. Eines ist aber schon mal sicher. Die Patchwork-Familie aus Schmalkalden hat schon immer fest zusammen gehalten. Doch das Schicksal der letzten Monate hat alle noch fester zusammen geschweißt.

Spenden an "Freies Wort hilft" sind bei der Rhön-Rennsteig-Sparkasse unter IBAN: DE 39 8405 0000 1705 017 017 unter dem Verwendungszweck "Waldhaus" weiterhin möglich.