Den Studierenden standen Ingenieur-Recherchesysteme, Bücher, Kataloge, Gerätetechnik zur Verfügung, und natürlich war auch ab 1985 die erste in der DDR verfügbare arbeitsplatzbezogene Computer-Hard- und Software vorhanden.
Es war ein „offenes Labor“, das die Studierenden auch bis in die späten Abendstunden nutzen konnten. Davon wurde reger Gebrauch gemacht. Dem Autor sind dabei Studenten wie Dagobert Mühlhaus, Hagen Ladage und Lothar Hilpert in Erinnerung, die die neueste Computertechnik teilweise bis in die frühen Morgenstunden „strapazierten“. Es herrschte damals eine regelrechte „Computereuphorie“ unter einer begeisterungsfähigen Gruppe von Studierenden.
Belegarbeiten und Aufgabenstellungen aus der Praxis von den VEB Werkzeugkombinat, Sportgeräte, Haushaltswaren u. v. w. für den externen jährlichen „Studentenwettstreit“ wurden nach der Methode der RAtionalisierung der TEchnologischen VOrbereitung“ – im Ratevo-Labor - inhaltlich und organisatorisch optimal gelöst. Das Schmalkalder Ratevo-Labor würdigte man im Hoch- und Fachschulwesen der DDR als hervorragende Pilotlösung, die man danach auch an anderen Ingenieurschulen aufzubauen versuchte.
Nachdem Dr.-Ing. Norbert Krah 1985 als Direktor berufen wurde, verstärkte dieser, auch über die vorgegebene Plangrenze hinaus, die Einstellung qualifizierter wissenschaftlicher Mitarbeiter und Hilfsassistenten in diesem und anderen Labors sowie für die Lehre. Dazu gehörten vor und in dieser Zeit u.a. die Ingenieurinnen und Ingenieure Hartwig Albrecht , Hans Ahrends, Hans-Joachim Brückner, Andrea Conradi, Matthias Dick, Wolfram Friedrich, Dirk Lorenz, Ute Möller, Dagobert Mühlhaus, Sabine Peter, Steffen Reich, Uwe Römhild, Monika Schrodt, Thomas Wagner, Sabine Wahrenberg sowie junge Lehrkräfte wie u.a. Dr. Eberhard Christ, Martina Gratz, Dr. Hendrike Raßbach und Dr. Hans-Dieter Schmalz, von denen einige noch heute an der Hochschule Schmalkalden tätig sind.
Besonders der erweiterte personelle wissenschaftliche Mittelbau durch Ingenieure für Wissenschaft und Forschung, mit festen Arbeitsverhältnissen, den andere Einrichtungen sich nicht geschaffen hatten, und in der Breite auch an westdeutschen Fachhochschule so nicht vorhanden war, sollte sich für die Fortentwicklung der Ingenieurschule Schmalkalden bis zur Entscheidungsfindung für eine Fachhochschule von großer Bedeutung erweisen.
Die praxisbezogenen Forschungsergebnisse aus dem Ratevo-Labor und den anderen ingenieurfachlichen Labors mit ihren Laborleitern und Dozenten – wie die Labors für Tribotechnik, Diplomingenieur Frank Gerbig; EDV/Informatik, Diplommathematiker Bärbel Wilhelm und Dr. Gerhard Peter; Automatisierungstechnik, Diplomingenieur Alfred Friedrich; Fertigungstechnik, Diplomingenieur Dieter Graubner; Elektrotechnik, Dr. Georg Wagner; Hydraulik/Pneumatik, Dr. Manfred Bauerschmidt – waren Gegenstand von zahlreichen Fachveröffentlichungen und Vorträgen auf den nationalen Schmalkalder Fachtagungen an der Ingenieurschule mit ausländischer Referentenbeteiligung. Besonders ab 1985 wurde bis 1991 kontinuierlich die Erweiterung und Modernisierung der Laborausrüstungen mit Computern und computergestützter Technik in diesen Labors vorgenommen, aber auch in den anderen Labors für Konstruktion, Dr. Walter Lehmann und Diplomingenieur Klaus Felber; Physik, Dr. Gerhard Schüler, Diplomphysiker Adolf Svoboda und Diplomlehrerin Elfi Lachmund; Chemie, Diplomchemikerin Jutta Jung sowie Mathematik, Diplomlehrer Wolfgang Lerche.
In den folgenden Jahren wurden durch die Initiativen der Laborleiter einige Labors zu fachwissenschaftlichen Leuchttürmen, die weit über die Thüringer Region hinausstrahlten. Dazu zählte insbesondere das zum gleichnamigen Fachgebiet gehörige Labor für „Tribotechnik und Technische Diagnostik“, das Laborleiter Frank Gerbig mit der Gründung der Fachrichtung Instandhaltung ab 1974 kontinuierlich mit hohem Engagement aufbaute. Tribotechnik ist die Lehre und Forschung von Reibungs- und Verschleißminderungen.
Waren es anfänglich viele Kontakte zu Universitäten und Wissenschaftlern aus der DDR, so kamen ab Mitte der 1980er-Jahre durch die Schmalkalder Fachtagungen auch internationale Kontakte mit Kollegen aus der Sowjetunion, Polen, CSSR, Schweiz und BRD hinzu. Das Tribotechniklabor war mit seinem dazu erforderlichen Werkstofftechniklabor in seiner Vielseitigkeit ein Unikat im DDR-Ingenieurstudiumwesen, wie häufig Besucherdelegationen bestätigten.
Diplomingenieur Frank Gerbig hatte mit Unterstützung seines Fachgruppenteams, zu dem auch Diplomchemikerin Jutta Jung und die Diplomingenieure Gerhard Große, Stefan Svoboda, Hartwig Albrecht und die Laborantin Heike Frank gehörten, die Tür für dieses neue Lehr- und Forschungsgebiet in Schmalkalden aufgestoßen. Dabei konnte er auf dem gut basierten werkstoffwissenschaftlichen Studienanteil, insbesondere der Labore der zerstörungsfreien Werkstoffprüfung und der Galvanoplastik-Technologie seines Vorgängers Ingenieur Hermann Fabricius sowie des Chemielabors von Diplomchemiker Kurt Reich aufbauen.
Tribotechnik und Technische Diagnostik sind auch heute noch hoch aktuelle technisch-ökologische Forschungsfelder, die es lohnt, in der Hochschulstadt Schmalkalden auf der erfolgreichen Traditionslinie von Prof. Frank Gerbig fortgeführt zu werden.