Einblicke für die Öffentlichkeit Frühlingsmarkt in der Schillingschmiede

Anna-Sophie Lendrich (l.) mit ihrer Mutter Sabine Lendrich . Auch auf ihre Hilfe kann sie bei der Umsetzung ihrer Pläne zählen. Foto: /Frank

Am Wochenende gibt es einen Frühlingsmarkt in der Schillingschmiede, in die Anna-Sophie Lendrich viel investiert, um sie künftig einem noch breiteren Publikum zugänglich machen zu können.

 
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Die Transmissionsriemen haben schon lange nicht mehr gesurrt in der altehrwürdigen Schillingschmiede in der Suhler Schneid. Auch die dumpfen Schläge, die der Lasco-Brettfallhammer erzeugt, wenn er auf glühendes Eisen fällt, waren lange nicht mehr zu hören. Genauer gesagt, seit 2019 nicht mehr. Da ist der Hammer während des 26. Schmiedefest zum letzten Mal gefallen. Als Schillings und ihre Mitstreiter zum ersten Mal in die alte Schmiede eingeladen hatten, war Anna-Sophie Lendrich, die Urenkelin von Gerhard Schilling, noch gar nicht geboren. Sie ist heute 24 Jahre alt. Und sie hat Pläne für ihre Zukunft. Eigentlich wollte sie einen Beruf, in der sie ihrer kreativen Ader freien Lauf lassen kann. Innen-Design – das ist ihr Ding. Aber erst einmal hat es sie in die Welt hinaus gezogen – über den Großen Teich nach Kalifornien (USA). Hier hat sie zwei Jahre lang als Au Pair bei einer Gastfamilie gelebt und sich im Austausch gegen Unterkunft, Verpflegung und Taschengeld um die Kinder sowie leichte Hausarbeiten gekümmert. Hier hat sie auch ihren Mann kennengelernt.

Erbstück angelächelt

Doch fern der Heimat Wurzeln für immer zu schlagen, das passt ihr nicht ins Konzept, an dem sie seit ein paar Jahren arbeitet und das sie lebt. Das ist ganz eng mit der alten Schillingschmiede verbunden, die ihr Urgroßvater gern als seinen Schatz bezeichnet hat. Gerhard Schilling ist im 2019 gestorben. Er war 96 Jahre alt. Bis zuletzt war ihm die Schmiede in der Schneid sein Leben. Die Schmiedtradition der Schillings lässt sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Mit etwas Glück wird der Name auch noch lange damit verbunden sein: Die alte Fabrik ist seit 1990 ein technisches Denkmal. Und sie hat mit Anna-Sophie Lendrich jemanden gefunden, der sich rührt und macht, damit Uropas Schatz weiterlebt.

Die junge Frau ist quasi neben der Schmiede aufgewachsen, war oft mit bei den Schmiedefesten und sie hat sich faszinieren lassen von den dunklen Schlägen das großen Hammers, von dem Transmissionsriemen, von dem ganz eigenen Geruch und von der Stimmung, die die Schmiede beherbergt. Als Gerhard Schilling, der in der Familie von allen, egal aus welcher Generation, nur „Der Großvater“ genannt wurde und wird, starb und die Debatten über die Zukunft der Schmiede geführt wurden, in denen sogar von Verkauf die Rede war, wurde Anna-Sophie Lendrich klar, dass sie sich das technische Familienerbstück längst angelächelt hatte. „Ich weiß, dass ein solch großes technisches Denkmal viel Arbeit macht. Aber ich will es probieren und ich kann mich auch auf die Unterstützung meiner Familie verlassen.“

Sie, die selbst noch jung ist, möchte, dass sie die Schillingschmiede auch der jüngeren Generation zeigen kann, damit sie nicht in Vergessenheit gerät. „Ich bin einfach sehr stolz auf das, was meine Familie in den vielen Jahren geschaffen und bewahrt hat. Und mit den Jahren habe ich auch begriffen, wie viel Geschichte in dem alten Bau und in den historischen Maschinen steckt. Immerhin – die Familie Schilling hat über 13 Generationen das Schmiedehandwerk ausgeübt.

Gern erinnert sich Anna-Sophie Lendrich daran, wie „Der Großvater“ ihr erklärte, was in der Schmiede vor sich geht. Und wenn sie in dem Büchlein blättert, in dem die Geschichte der Schillingschmiede dokumentiert ist, erkennt sie einmal mehr, was Gerhard Schilling – er wäre im Juli dieses Jahres übrigens 100 Jahre alt geworden – gemeint hatte, als er von seinem Schatz sprach.

Diesem Schatz mit seinem historischen Ambiente möchte die junge Frau gerne neues Leben einhauchen und ihn neu erlebbar machen. Mit einem Sommer-, Advents- und am Sonntag mit einem Frühlingsmarkt ist der Anfang getan. Wann der Transmissionsriemen wieder surren wird, ist allerdings ungewiss. Er verharrte zu lange im Ruhemodus. Fenster brauchen eine Erneuerung. Das Dach muss repariert werden. Eine Toilette ist in Planung.

Hochzeit in altehrwürdigem Ambiente

Es gibt vieles, was getan werden muss. Gespräche mit dem Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie laufen. Weitere Quellen, aus denen Fördergeld fließen könnte, will sie erschließen. „Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Schmiede ein schöner Ort wird für Märkte und Veranstaltungen verschiedener Art. Ich würde gern auch Kurse anbieten beispielsweise für das Binden von Adventskränzen, für Malerei, für Holzarbeiten und dergleichen mehr.“

Anna-Sophie Lendrich schmiedet große Pläne, lebt derweil vom Ersparten und von Mini-Jobs und hofft, mit der Schmiede den Schritt in die Selbstständigkeit wagen zu können. Parallel dazu nimmt ein weiterer Plan Gestalt an. Zwar ist sie auf dem Papier bereits verheiratet, aber die große Hochzeitsfeier wird es erst in diesem Sommer geben. Und zwar an und in der Schillingschmiede. Wer weiß, vielleicht ist das eine gute Initialzündung auch für Feste und Foto-Sessions der Brautpaare der Zukunft.

Am kommenden Sonntag, 2. April, 14 bis 17 Uhr, gibt es in der Schillingschmiede in der Schneid 11 ein Frühlingsfest. An 13 Ständen gibt es im österlichen Ambiente Imkerei-Produkte, Getöpfertes, Genähtes, Schmuck und vieles mehr. Die Einnahmen, die aus dem Verkauf von Waffeln und Bratwürsten durch die Familie Schilling generiert werden, kommen der Sanierung der Schmiede zugute.

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