Schießen, Flinten-Weltcup in Italien Besser als die Biathleten

a freut sich auch das Maskottchen: Die Top-3 von Lonato: Siegerin Caitlin Connor (Mitte), eingerahmt von der Britin Amber Hill und der Thüringerin Nadine Messerschmidt (rechts). Foto: Trap Concaverde

Beim Flinten-Weltcup in Lonato präsentieren sich gleich drei Suhler Schützen in Weltklasse-Form: Nadine Messerschmidt, Vincent Haaga und Valentina Umhöfer erreichen das Halbfinale der besten Acht, Messerschmidt wird Dritte.

 
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Es ist lang her, da standen im Biathlon an einem Wettkampftag mit zwei Entscheidungen gleich mehrere Thüringer Skijäger auf dem Podest. In der jüngeren Vergangenheit konnte man von solcherlei Glanzleistungen nur noch träumen, zumal im vergangenen Winter mit Erik Lesser und Vanessa Voigt meist nur zwei Zweikämpfer vom Rennsteig bei den Weltcups dabei waren. Bei den Männern im Skispringen oder in der Nordischen Kombination ist das Dilemma noch größer. Hier sind die Athleten aus dem Thüringer Wald nur Zaungäste.

Mit Nadine Messerschmidt, Vincent Haaga und Valentina Umhöfer sind aktuell immerhin gleich drei Skeet-Schützen vom Förderverein Schießsportzentrum (FV SSZ) Suhl beim Weltcup im italienischen Lonato am Start. Und das Trio vom Friedberg sorgte in den Einzelkonkurrenzen für drei Paukenschläge. Im Gleichschritt zogen sie ins Halbfinale der Top-Acht ein, wobei Messerschmidt den Sprung ins Finale schaffte und starke Dritte wurde.

Zur Einordnung: Ist die Leistungsdichte im Biathlon schon sehr hoch, so ist sie im Flintenschießen noch höher. 71 (!) Nationen sorgten in Italien für einen neuen Teilnehmerrekord; beim Biathlon-Weltcup in Oberhof sind in der Regel rund 30 Länder vor Ort. Und: Starke Schützen gibt es auf der ganzen Welt, im Gegensatz zum Biathlon auch in Zypern, Thailand, China, Dänemark oder in den Emiraten.

„Solch ein Thüringer Ergebnis gibt es nicht alle Tage“, resümierte Skeet-Bundestrainer Axel Krämer höchst zufrieden, „das müsste man eigentlich richtig feiern.“ Dazu blieb allerdings (zunächst) keine Zeit, da mit den Team- und Mixed-Wettbewerben am Donnerstag und Freitag zwei weitere Wettkämpfe warteten. Der erfahrene und besonnene Coach, der in Böhlen im Ilm-Kreis lebt, fungiert zugleich als Bundesstützpunkttrainer in Suhl, wo die Athleten mit der Anlage auf dem Friedberg beste Bedingungen vorfinden. Bis zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris will der 64 Jahre alte Coach die Sportler betreuen.

Coolness und Klasse

Nadine Messerschmidt machte in Lonato dort weiter, wo sie im vergangenen Jahr in Tokio aufgehört hat. Die Olympia-Fünfte und EM-Vierte war im Finale in illustrer Gesellschaft, denn mit der späteren Siegerin Caitlin Connor (USA), Amber Hill (Großbritannien) und Martina Bartolomei (Italien) ging es gegen die Weltranglisten-2., -1. und 4. Die deutsche Nummer eins, als Weltranglisten-5. ebenfalls in der Weltspitze etabliert, kam gut in den Wettkampf. Nachdem die Italienerin ausschied, war eine Medaille sicher. Anschließend erlaubte sich die 28-Jährige aus Breitenbach, einem Ortsteil von Schmalkalden, bei den nächsten zehn Scheiben zwei Fehler – so blieb es Bronze, ihr zweites Weltcup-Podium nach dem Sieg in Nikosia 2020. Dementsprechend positiv fiel ihr Fazit aus: „Ich freue mich über das Endergebnis. Das Halbfinale war richtig gut, das hatte ich gar nicht so erwartet. Im Vorkampf hatte ich mir mehr erhofft und war froh, dass es für das Stechen gereicht hat. Die zwei letzten Fehler im Medaillenmatch waren blöd, sonst hätte ich sogar um Gold schießen können.“

Im Halbfinale hatte Messerschmidt ihre ganze Coolness und Klasse gezeigt, siegte hier mit 28 von 30 möglichen Treffern gegen vier starke Konkurrentinnen. In der Qualifikation legte sie wie auch Team- und Trainingskollegin Valentina Umhöfer mit soliden 117 Treffern den Grundstein für den Erfolg. Dabei mussten sie gleich mit drei anderen Schützinnen ins Stechen, das beide erfolgreich bewältigten.

Regen, Blitz und Donner

Mit Valentina Umhöfer klopft eine zweite, für Suhl startende Schützin an die Tür zur Weltklasse an. Zwar verfehlte sie das Finale klar, stand aber erstmals in einem Weltcup unter den Top acht. „Valentina hat eine super Leistung gezeigt. Sie hat ihre Trainingsergebnisse bestätigt und konnte im Halbfinale wertvolle Erfahrungen sammeln“, bilanzierte Bundestrainer Krämer. Waren am ersten Wettkampftag die Bedingungen mit Starkregen, Windböen und sogar Gewitter sehr herausfordernd, so stand die 24-Jährige aus Saal an der Saale in Unterfranken in der letzten Runde des Vorkampfes gehörig unter Zugzwang. Doch die amtierende Deutsche Meisterin pflückte 24 von 25 Scheiben ab und kam so ins Stechen. Mit dem Ergebnis meldete Umhöfer durchaus Ambitionen für die diesjährige WM und EM an.

Persönliche Bestleistung

Bei den Männern gelang Vincent Haaga in dem bärenstarken Teilnehmerfeld (136 Schützen) ein herausragender Wettkampf. Als Vierter mit 124 von 125 Treffern stellte er seine persönliche Bestleistung ein und erreichte das Halbfinale der besten acht Schützen. Dort schoss er ebenfalls gut, ließ jedoch eine Scheibe zu viel fliegen, sodass er als Dritter in seinem Halbfinale ausschied. „Ich bin alles in allem zufrieden mit dem Wettkampf. Klar ist man auch gefrustet, wenn man um ein Haar dran ist. Aber so ist es im Sport – man verliert öfter als man gewinnt“, sagte Haaga. Weltcupsieger wurde Luigi Lodde aus Italien. Der Lokalmatador hatte wie Dreifach-Olympiasieger Vincent Hancock in der Qualifikation alle 125 Scheiben getroffen.

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