Sanierung Schloss Bertholdsburg unter der Lupe

Karin Schlütter
Die Brücke hinter dem Altantor ist etwa 400 Jahre alt. Seit Längerem ist sie notabgestützt. Statisch gesehen ist sie aber noch stabil. Foto:  

Baufachleute untersuchen die Fachwerkfassade an der Ostseite des Residenzschlosses der Henneberger. Auch der Zustand der Brücke über dem Burggraben wird von Experten geprüft.

 
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Große bauliche Vorhaben an Schleusingens Wahrzeichen werfen ihre Schatten voraus. Aktuell wird das einstige Residenzschloss der Henneberger Grafen genau begutachtet. Fachleute prüfen den Zustand des Fachwerks am Ostflügel des Schlosses. Besucher des Naturhistorischen Museums betreten den Eingangsbereich bis Mitte Februar unter einem Gerüst. Hofseitig erstreckt sich das Fachwerk über die gesamte Länge des Ostflügels. An der Wallgrabenseite endet das Fachwerk mit dem Erker. „Wir hatten im vergangenen Jahr schon mal aus Sicherheitsgründen lose Putzteile von den Gefachen abnehmen müssen und auch geprüft, ob Ausmauerungen herausfallen können,“ sagt Schlossverwalterin Katja Hanf. „Jetzt untersuchen verschiedene Fachleute die Schäden intensiv. Diese sind nach ersten Einschätzungen auf der Innenseite des Ostflügels weniger groß als zunächst vermutet“, sagt Katja Hanf. „Größer dürften die Schäden im Außenbereich sein, vor allem am Erker über dem Burggraben.“ Um sicher zu gehen, dass die Wände unter der Dämmung und Verkleidung innen trocken und frei von Schimmelbefall sind, erfolgen an verschiedenen Stellen und in besonders kritischen Bereichen Bauteilöffnungen im Innenbereich, die nach dem Befund wieder verschlossen werden.

Das Fachwerk im Innenhof der Bertholdsburg ist eingerüstet. Foto: Hildburghausen

Die detaillierte Erfassung der Schäden an der Fassade ist die Voraussetzung für die Ausschreibung der Bauarbeiten. Im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms I der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten werden bis 2027 etwa 10,4 Millionen Euro für Bauarbeiten an der Schleusinger Bertholdsburg zur Verfügung gestellt.

Bald Bewegung hinter dem Altantor

„Witterungsbedingt etwas später als geplant werden die Untersuchungen an der Brücke voraussichtlich kommenden Montag beginnen“, hofft Katja Hanf. Die Brücke hinter dem Altantor ist etwa 400 Jahre alt und als einziges Erschließungsbauwerk des Schlosses von immenser Bedeutung. Sie ist schon seit längerem notabgestützt. Wer über die Brüstung schaut, kann die Holzstützen sehen. Und sichtbar ist auch, dass die Brücke auseinanderdriftet. „Wasser und Frost haben ihr über die Jahre massiv geschadet“, sagt die Schlossverwalterin. Noch stelle sie kein Sicherheitsrisiko dar, sie ist statisch stabil. Die darunter liegenden Gewölbe sind quasi das Fundament, aber sie muss in die sprichwörtliche Kur. „Für die Planung“, erklärt Katja Hanf, „wurden kürzlich vom Vermesser Brücke und Fassade detailliert aufgenommen. Es wurden Drohnenfotos erstellt und diese mit den Vermessungsergebnissen aus der sogenannten Punktwolke unterlegt. So ist jeder Stein der Brücke mit seinen Schäden und seine Lage sowohl im Gelände als auch in der Höhe genau zu sehen.“

Arbeiten an der Brücke spannend

Für die Voruntersuchungen wird es drei Kernbohrungen und drei Suchschachtungen geben. Das heißt, ein kleiner Teilbereich im Graben, einer an der Brückenmauer gleich unterhalb des Altantores und ein Stück der Brücke werden geöffnet. Das ist nötig, um zum Beispiel zu schauen, in welcher Form eine Abdichtung vorhanden ist oder eben nicht und wie der Aufbau auf den darunter liegenden Gewölben insgesamt aussieht. Die Bohrgrabungen erfolgen an besonders schadhaften Bereichen im Graben. Das alles wird unter den Augen von Grabungsspezialisten des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie geschehen, kündigt die Schlösserstiftung an. Sie können in den freigelegten Schichten lesen wie in einem Buch. Auch das Pflaster der Brücke wird teilweise entfernt, um das Brückengewölbe untersuchen zu können. Damit ist die Schleusinger Tiefbaufirma Eugen Lenz betraut. Die Arbeiten am Burggraben dürften mit Spannung verfolgt werden, erwarten die Museologen doch weitere interessante Fundstücke aus dem Mittelalter.

Die Voruntersuchungen sind laut Schlösserstiftung ein erstes Teilprojekt des Sonderinvestitionsprogramms an der Bertholdsburg. Es umfasst die Instandsetzung der Brücke über den Graben und die Sanierung der Ostfassade.

In einem weiteren Projekt sollen Innenräume im Südflügel saniert und nutzbar gemacht werden. Geplant ist, dort die Dauerausstellung zur Regionalgeschichte zu erneuern und zu erweitern. Der Südflügel mit seinen Verliesen und den Rittersälen ist der wohl interessanteste Teil von Schloss Bertholdsburg. Steve Urban, der seit kurzem Hausmeister in der Burg ist, arbeitet schon daran, diese Räume, die zum Teil als Lager genutzt wurden, für eine eingehende Bauforschungsuntersuchung und die späteren Bauarbeiten freizulegen. In den nächsten fünf Jahren wird sich hier also wieder viel tun, letztlich auch, um zumindest in einzelnen Bereichen barrierefreien Zugang zu ermöglichen.

Hintergrund

Das Sonderinvestitionsprogramm I
der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten hat ein Volumen von insgesamt 200 Millionen Euro, mit dem insgesamt 23 Sanierungsprojekte an Kulturdenkmälern in ganz Thüringen umgesetzt werden sollen. Finanziert wird das Programm jeweils zur Hälfte vom Bund und vom Land Thüringen. Grundlage dafür sind ein Beschluss des Deutschen Bundestages und eine 2021 geschlossene Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und Land. Die von den Zuwendungsgebern eingesetzte Baukommission hat 2021/2022 grünes Licht für den Planungsstart in den Projekten gegeben. Daraufhin konnte die Stiftung mit der Ausschreibung von Planungsleistungen beginnen. Das Projekt auf Schloss Bertholdsburg gehört zu den ersten beauftragten Maßnahmen. Das Planungsteam dafür setzt sich zusammen aus Architekt, Statiker, Holzschutzgutachter, Bauforscher, Restauratorin und Steinkonservatorin. Sie arbeiten eng mit den Projektverantwortlichen innerhalb der Stiftung zusammen. Begleitet wird das Vorhaben vom Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie.

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