Suhl - Während nach der Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands und zunehmender Unwettergefahren allerorts zur Warnung der Bevölkerung wieder über den Aufbau und die Inbetriebnahme eines Sirenennetzes nachgedacht wird, kann Hans Wiesner auf eine erhaltene Sirene aus dem Zweiten Weltkrieg und der anschließenden DDR-Zeit verweisen. Sie hat mit ihrem Heulton sicher vielen Tausend Menschen im Krieg das Leben gerettet und steht heute auf dem Dach seines kleinen, aber feinen privaten Museums für Zeitgeschichte in der Lessingstraße 33. Als in den 1990er Jahren auch in Suhl viele der alten Sirenen abgebaut und verschrottet wurden, weil man sie im anbrechenden Zeitalter der Digitalisierung und der flächendeckenden Alarmierung von Einsatzkräften mittels Funkrufmelder und Handy für überflüssig hielt, bewies der leidenschaftliche Sammler Weitblick und sicherte sich ein Exemplar, das er zufällig an einer Tankstelle auf dem Lkw einer sächsischen Firma zum Abtransport entdeckte. Der findige Liebhaber alter Erinnerungsstücke – er ist unter anderem der Einzige, der noch Aluminium-Waben des einstigen Suhler Centrum-Warenhauses besitzt – besorgte sich auch noch einen Sirenenmast und baute die Technik auf sein Dach. „Ohne Stromanschluss“, wie er betont, „denn ich darf sie auch bei drohender Gefahr keinesfalls in Betrieb nehmen!“ Immer wieder hat Wiesner nur Kopfschütteln für vieles übrig, was nach Ende der DDR-Zeit eilends abgeschafft und entsorgt wurde, während es später – wie eben die Sirenen – für viele Millionen Euro nun wieder neu aufgebaut wird.