Rund um Suhl Forstmaschinen hinterlassen nur Chaos und matschige Wege

Anica Trommer
Dass die Äste liegenbleiben und nicht geschreddert werden, ärgert manchen Waldbesucher und Naturfreund. Wo es möglich und finanziell leistbar ist, werden sie aus landschaftsästhetischen Gründen geschreddert. Der Borkenkäfer interessiert sich für die Reste der Fichte nicht. Foto: privat

Als passionierter Radfahrer ärgert sich Andreas Richter über den Zustand der Suhler Waldwege. Einen Holzeinschlag in homöopathischen Dosen werde es aber auch in Zukunft nicht geben, blickt Forstamtsleiter Bernd Wilhelm voraus.

 
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Suhl - Soweit das Auge reicht nur Zweige, Dreck und Matsch. Andreas Richter, der als Jogger und Radfahrer oft unterwegs ist auf den Waldwegen rund um Suhl, ärgert sich über dieses Bild. „Durch wiederholten Holzeinschlag sind mittlerweile fast alle Wander- und Fahrradwege Richtung Tote Männer und Hand nicht mehr begeh- beziehungsweise befahrbar“, moniert er. Vor allem oberhalb der Krinitzenstube seien die Haupt- und Nebenwege in einem katastrophalen Zustand. Es gehe ihm dabei nicht nur um ihn und die anderen Anwohner, sondern um die Touristenregion Suhl. Es sei Gästen immer seltener möglich, die Gegend zu Fuß zu erkunden, meint er. „Man kann die Leute fast nicht mehr in den Wald schicken. Das ist doch kein schöner Anblick.“ Betroffen seien Kornberg, Domberg, Ringberg und Döllberg gleichermaßen. „Auf der anderen Seite des Rennsteigs sieht es nicht so grausam aus“, schildert er seine Beobachtungen.

Andreas Richter befürchtet, dass sich das Borkenkäferproblem durch liegenbleibende Äste weiter verschärfe. „Das muss geschreddert werden: Am Brand bei Gehlberg und in Richtung Masserberg geht das doch auch“, sagt er.

Er habe das Gespräch mit den Mitarbeitern des Oberhofer Forstamtes gesucht, dort jedoch kein Gehör gefunden. Sein Vorschlag, ein Bürgerforum zu organisieren, in dem sich Forst und Anwohner austauschen könnten, sei abgeschmettert worden. „Wir brauchen keine Sprüche mehr. Wir brauchen feste Zusagen, wann die Waldwege wieder hergerichtet werden“, fordert Andreas Richter.

Freie Sicht statt Haufen

Den Groll der Anwohner kann Bernd Wilhelm, der Leiter des Oberhofer Forstamtes, nur zum Teil nachvollziehen. „Im Bereich Tote Männer sind 2020 bereits Wege saniert worden“, betont er. Dort war außerdem der Häcksler im Einsatz, um das Restholz zu schreddern. „Anstatt auf große Reisighaufen zu starren, hat man jetzt freie Sicht“, sagt Bernd Wilhelm. Es liege auch dem Forst daran, das Landschaftsbild positiv zu gestalten. An Ästen und Zweigen zeige der hungrige Borkenkäfer kein Interesse. „Die Rinde muss dick genug sein, damit sich der große Käfer hineinfressen kann“, sagt der Forstexperte.

Sobald die Arbeiten zwischen Toten Männern und Dörrenbach abgeschlossen sind, sollen die Wege wieder hergerichtet werden. Es habe keinen Sinn, zwischendurch immer mal wieder instand zu setzen. „Das ist weder logistisch, noch finanziell leistbar“, so der Forstamtsleiter.

Zerfahrene Wald- und Maschinenwege, Kahlflächen, auf denen Äste und Zweige zurückbleiben, werden auch in Zukunft das Waldbild prägen, kündigt er an. „Zwischen 2018 bis 2021 wurde zwischen Berg Bock und Dörrenbach die fünffache Holzmenge geschlagen.“ Anstatt sieben Tonnen Holz pro Hektar mussten 35 Tonnen rausgeholt werden. „Solche Mengen lassen sich nicht homöopathisch aus dem Wald entfernen“, sagt Bernd Wilhelm.

Auf die saftigen Fichten

Nach wie vor hat es der Buchdrucker auf die saftigen Fichten abgesehen. „Die können harzen, wie sie wollen: Wenn sie vom Käfer überrannt werden, haben sie keine Chance“, sagt Bernd Wilhelm. Der kühle, feuchte Sommer habe bei dem gigantischen Käferaufkommen kaum Wirkung entfaltet. Also wird 2022 weiter gefällt. Dann sehen Wege zwischendurch auch mal nicht so gut aus...

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