Rathauskonzert als Auftakt Sonnebergs Kreismusikschule feiert 70-Jähriges

Sarah Jakob
Eine alte Aufnahme eines Chors mit Kantor Scheler sowie Streichern an Geige und Kontrabass von 1955. Foto: privat

Die Musikschule des Landkreises Sonneberg feiert in diesem Jahr ihr 70-jähriges Bestehen. Im Rahmen dieser Feierlichkeiten gibt es neben den traditionellen Konzerten einige Höhepunkte – der erste steht am Samstag, 4. März, an.

 
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Ob Klavier, Trompete, Gitarre oder Geige, Singen, in der Gruppe, oder allein: All dies lernen die fleißigen Schüler mit tatkräftiger Unterstützung ihrer Lehrer an der Musikschule des Landkreises Sonneberg. In den altehrwürdigen Mauern der ehemaligen Villa Craemer, die majestätisch am Fuße des Eichbergs thront, wird musiziert, was das Zeug hält. Und neben Übungsstunden und den Konzerten, die wie jedes Jahr fest im Plan stehen, gibt es dieses Jahr in der Einrichtung einen weiteren Grund, die Instrumente aus dem Koffern zu holen und für gute Stimmung zu sorgen: Die Kreismusikschule wird 70 Jahre alt. Ein gebührender Anlass, um einmal auf die Geschichte der Einrichtung zurückzublicken.

Einmaliges Ambiente in historischer Villa

Das Hauptgebäude der Musikschule des befindet sich seit 1953 in der ehemaligen Villa Craemer am Sonneberger Eichberg, Weißer Rangen 34. Diese zählt zu den schönsten Gründerzeitvillen der Spielzeugstadt, teilt Landkreissprecher Michael Volk mit. Die wechselvolle Geschichte des Hauses ist zugleich ein Spiegelbild der historischen Entwicklung der Stadt und zeugt von der Bedeutung der einstigen Weltspielwarenstadt um die Jahrhundertwende.

So konnten im Jahr 1884, der Kaufmann Carl Craemer und seine Familie in die nach Plänen des damals hoch geschätzten Architekten Professor Albert Schmidt errichtete Villa einziehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Anwesen enteignet.

Ab 1952 war das Gebäude dann zunächst der Sitz des Kreisforstamtes und ab 1953 beherbergte es die damalige Volksmusikschule. Die Baukunst des unter Denkmalschutz stehenden Prachtbaus ist vom Historismus geprägt, die sich Anleihen von der Romantik bis zum Barock bedient. Die Parkanlage um die Villa Craemer herum ist zudem an den Englischen Garten angelehnt und gewährt einen harmonischen Übergang zum bewaldeten Hang des Eichberges.

Kreismusikschule Sonneberg. Foto: Sonneberg

Dank Investitionen des Landkreises sowie der finanziellen Unterstützung durch den Freistaat Thüringen und weiterer Förderer konnte das Hauptgebäude der heutigen Musikschule in den vergangenen Jahren deutlich aufgewertet werden. Durch die Arbeiten wurde sowohl für Lehrer als auch für die Schüler der Musikschule eine freundlichere Lehr- bzw. Lernatmosphäre geschaffen, deren Ambiente als einmalig gelten darf, heißt es weiter aus dem Landratsamt.

Zum Jubiläum gratuliert der stellvertretende Landrat Jürgen Köpper im Namen des Kreistages sowie der Kreisverwaltung: „Der Landkreis Sonneberg ist stolz auf seine Musikschule, die seit 70 Jahren ein fester Bestandteil im Bildungsbereich sowie im kulturellen Leben unseres Heimatlandkreises ist. Zum runden Jubiläum gratuliere ich unserer gesamten Musikschulfamilie deshalb sehr herzlich.“ Die vielen hochwertigen Auftritte der Schüler und Ensembles sowie ihre sehr guten Ergebnisse bei Wettbewerben in nah und fern zeigen laut Köpper, welche hervorragende Arbeit das Team dort leistet. Allen Schülern, Lehrkräften, Angestellten und Förderern will der amtierende Landrat deshalb seinen Dank aussprechen, „für das generationenübergreifende Miteinander zur Förderung von Musik und Kultur in unserer Heimat“ .

Ein wichtiger Baustein

Gerade für die Bildung und Talentförderung außerhalb der Schule ist die Arbeit des Musikschulteams nicht mehr wegzudenken.

Die Schule an sich ist als außerschulische Bildungseinrichtung in Trägerschaft des Kreises ist zudem Teil des Kulturverbunds der Kreisverwaltung und wird von Petra Adelbert geleitet.

Petra Adelberg und Annerose Röder. Foto: privat

Seit 1953 werden hier hauptsächlich Kinder und Jugendliche in einer Vielzahl von Fächern von qualifizierten Instrumental- und Gesangspädagogen gelehrt. Das Ausbildungsangebot reicht von der musikalischen Früherziehung für Kinder ab vier Jahren bis zum Schüler- und Lehrerorchester mit Chor.

Ein wichtiges Anliegen aller Beteiligten ist das gemeinsame Musizieren. Deshalb werden regelmäßig Konzerte und Feste in und außerhalb der Villa Craemer organisiert. Dabei können die Gruppen unterschiedlichster Gattung Musik darbieten, zum Beispiel Trommelgruppen zu Mittelalterfest, Afrikafest, Orientfest und Programme zum Kindertag, Musical mit Schülerbandbegleitung, Bläsergruppen und Streichergruppen. Daneben ist die Förderung von Talenten genauso wichtig. Immer wieder nehmen junge Musikanten an verschiedensten Wettbewerben teil und kehren mit guten und sehr guten Platzierungen von diesen zurück, so Volk.

Die enge Zusammenarbeit mit vielen Kindereinrichtungen und Schulen des Landkreises ist am Eichberg ebenfalls ein großes Bedürfnis. Viele Kindergärten profitieren vom Angebot des Unterrichts ab vier Jahren, der musikalischen Grundausbildung. Unterrichtsschwerpunkte sind hierbei neben Singen und Sprechen das sogenannte „Instrumentenkarussel“ und Orff-Instrumente, Tanz, darstellendes Spiel mit Handpuppen, Musikspiele mit Kostümen, Sinneserfahrung und das bewusste Anhören sowie die Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen.

Doch es gibt weitere Angebote: An vielen Orten der Region macht die Musikschule die Ausbildung im Rahmen der Ganztagsschule möglich. Hier stehen gemeinsames Musizieren und Singen im Vordergrund. Mit dem Erlernen eines Instrumentes in der Gruppe fördert die Einrichtung die musikalische Bildung an Grundschulen.

Zum runden Geburtstag möchte die Kreisbehörde einmal die zahlreichen Ausbildungsmöglichkeiten vorstellen, die Klein und Groß am Weißen Rangen 34 nutzen können: Neben der elementaren, musikalische Früherziehung und der Grundausbildung, sowie einem breiten Spektrum an Instrumental- und Vokalunterricht (bis Abschluss Grund-, Mittel- und Oberstufe oder Vorbereitung auf ein Studium) gibt es auch die Ergänzungsfächer der Musiktheorie. Diese befassen sich mit einer Bandbreiten von verschiedenen Schwerpunkten, wie etwa Tanz- und Unterhaltungsmusik, Musikgeschichte, Arrangieren, Komposition, Improvisation, Gehörbildung, Gemeinschaftsmusizieren, Korrepetition, instrumentale und vokale Weiterbildung und Musizieren mit Menschen mit Behinderung .

Jazz, Rock, oder doch Klassik gefällig? Jeder Mensch hat wohl einen ganz individuellen Musikgeschmack. Deshalb berücksichtigt das Ausbildungsprogramm ganz unterschiedliche Genres der Musik sowie ein breites Instrumenten-Angebot.

Noch keine Gitarre oder Keyboard ist in die eigenen vier Wände eingezogen? Auch das stellt laut Landratsamt kein Hindernis dar, denn bei bei Interesse an einer musikalischen Ausbildung kann die Einrichtung in vielen der Fächer ihren Schülern Leihinstrumente zu Verfügung stellen. Bei Bedarf und entsprechenden Voraussetzungen ist zudem eine Erweiterung des musikalischen Angebotes jederzeit möglich.

Talente präsentieren ihr Können

Doch wo fleißig geübt wird, da werden aus der Talentschmiede auch junge Künstler entsandt, um ihr Wirken an Flügel, Trompete und Mikrofon unter Beweis zu stellen. Das geschah in der Vergangenheit etwa beim Wettbewerb „Jugend musiziert“.

Die Spannweite der musikalischen Talente der Kreismusikschule ist demnächst, passend zum Jubiläum, mit einem Konzert im Rathaussaal der erste Höhepunkt im Jubiläumsjahr zu erleben. Dort zeigen die „Jugend musiziert“-Teilnehmer der vergangenen beiden Jahre ihr Können. Ob die erst zehnjährige Gitarristin und Sängerin Alina Zeder oder die bereits 22-jährige Sängerin Sophie Renner – sie alle bringen ihre einstudierten Stücke für ein breit gefächertes Programm mit. Unter anderem werden Stücke von Wolfgang Amadeus Mozart, Johannes Brahms, Robert Schumann, Franz Schubert, Guiseppe Verdi, Giacomo Puccini, Max Greger, Richard Strauß und Sergej Rachmaninow von den Musikschülerinnen interpretiert.

Peter Bachmann und Franka Sperschneider am Flügel. Foto: Steffen Ittig

Am Flügel werden Sophie Scheler und Franka Sperschneider Platz nehmen. Mehrere Parts an den schwarz-weißen Tasten übernimmt zum Konzert die Organistin, Pianistin und Dirigentin Annerose Röder. Auch Klavierstücke wie „Colors of the wind“, „Merry Go Round of Life“ oder „Pirates of the Caribbean“ werden zum Besten gegeben.

Das Konzert „Jugend musiziert“ findet am Samstag, 4. März, ab 19 Uhr im Rathaussaal in Sonneberg statt. Karten gibt es ausschließlich an der Abendkasse zu einem Preis von 16 Euro und ermäßigt 14 Euro. Einlass ist ab 18.00 Uhr.

Stadträtin Traudel Garg schreibt zur Kreismusikschule:

Traudel Garg. Foto: Carl-Heinz Zitzmann

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