„Querbeet-Konzert“ für Ukrainer Klingendes Herzensgeschenk

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Das Ensemble „Querbeet“ während des Konzertes, das unter Leitung von Katharina Strobel (links) arbeitet. Foto: frankphoto.de/K.-H. Frank

Ein Konzert, das mitten ins Herz trifft, haben die Mitglieder des Ensembles „Querbeet“ auf die Bühne der Hauptkirche gezaubert – für und mit Kindern und Frauen aus der Ukraine sowie für und mit vielen Suhlern.

 
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Khrystyna ist 19. Sie stammt aus der ukrainischen Hafenstadt Odessa und ist mit ihrer Tante sowie ihrer Cousine, die in Uman, gleich in der Nachbarschaft eines Militärflughafens ihr Zuhause haben, vor dem Krieg geflohen. Nach einer zehntägigen Reise, die sie über Polen, Hamburg und Berlin schließlich nach Suhl führte, sind sie im März angekommen. Mit dem ersten Bus, der Geflüchtete aus der Ukraine in die Stadt brachte. Und sie haben ein neues Zuhause gefunden – bei Birgitt und Gotthard Zühl in Goldlauter-Heidersbach. „Wir hatten Platz und haben uns angeboten, Menschen aus der Ukraine aufzunehmen. Und wir haben Khrystyna, Swetlana und Maria bekommen.“ Sie fühle sich sehr wohl und angenommen bei den Zühls , sagt Khrystiyna.

Die junge, hübsche Frau mit den langen blonden Haaren möchte Krankenschwester werden. Eine Ausbildung hat sie in ihrer Heimat bereits begonnen. Dieses Semester kann sie vielleicht online beenden. Dann aber möchte sie hier weiterlernen und ihren Abschluss machen. Dafür büffelt sie fleißig die deutsche Sprache, ohne die das nicht geht.

Doch jetzt hat sie sich mit ihrer Tante und der Cousine erst einmal einer anderen Aufgabe gewidmet – dem Konzert, das Katharina Strobel mit ihrem Ensemble „Querbeet“ als Herzensgeschenk für die Ukrainer, die jetzt in Suhl leben, konzipiert hat. Und zwar mit einem Mix aus deutschen und sechs ukrainischen Liedern, die sie gemeinsam mit Khrystiyna und deren Cousine Maria ausgesucht und für das Ensemble arrangiert hat. Ihre Tante Swetlana, die von Beruf Grafikerin ist, zeichnete für das Plakat für dieses Konzert verantwortlich.

„Wir wollen den Menschen aus der Ukraine eine Freude machen, mit ihnen um all die Opfer, die dieser Krieg schon gefordert hat, trauern, mit ihnen nachdenken und mit ihnen fröhlich sein“, sagt Katharina Strobel, die Leiterin des Ensembles „Querbeet“. Das Geschenk haben die vielen Ukrainer, aber auch viele Suhler, die die Hauptkirche füllten, sehr gern angenommen.

Und das mit so viel Anteilnahme, dass dieses Konzert zu einem ganz besonderen geriet und viele Zuhörer ob des gegenseitigen Gebens und Nehmens, beseelte. Schließlich war es nicht nur das gekonnte Musizieren und Interpretieren, der Laienmusiker, das für das Gelingen der Veranstaltung sorgte. Es war auch die Emotionalität, die das Konzert mitten ins Herz der Zuhörer und der Akteure hat treffen lassen. Neben Stücken von Vivaldi, Liedern wie „Mondlichtnacht“ oder „Ringelblume“ ließen die Musiker auch ukrainische Weisen erklingen. Auch jene, in der es um den Abschied eines Sohnes von seiner Mutter und die Kraft der Mutterliebe geht, der in den Krieg ziehen muss.

Die ukrainischen Gäste haben voller Inbrunst mitgesungen, manchen liefen Tränen über die Wangen, andere sind spontan zu Mitwirkenden geworden. Sie sind ans Mikrofon gegangen, haben gesungen – auch solistisch. Das kleine Mädchen Kira hat ein Gedicht vorgetragen, das unter die Haut ging, auch wenn der Text für Deutsche nicht verständlich war. Doch es gab nicht nur die Trauer und die Melancholie. Es gab auch Lachen und Fröhlichkeit. „Es ist so schön, dass wir die Herzen der Zuhörer erreicht haben. Das Konzert hat einmal mehr gezeigt, dass Musik verbindet. Und auch wir haben etwas mitgenommen aus diesem Konzert“, sagt Katharina Strobel.

Swetlana Vasilenko sagte, dass sehr schön sei, ihre Volksmusik genießen zu können, die von lieben Freunden arrangiert worden sei. „Sie haben uns in einer für unser Land sehr schwierigen Zeit in ihr Leben aufgenommen. Das deutsche Volk hat uns die Türen seiner Heimat geöffnet. Diese wunderbaren Menschen lassen und in ihr Leben, teilen mit uns Nahrung, Kleidung, das Dach über dem Kopf und vor allem – die Wärme ihrer Herzen. Mit diesem Konzert für uns haben sie uns Trost gegeben. Und Freude.“

Khrystyna ist mehr als gerührt. Und aufgekratzt. Sie fährt nach dem Konzert mit Tante und Cousine wieder nach Goldlauter zu den Zühls. Hier wird es wieder die langen Abende im Garten geben, an denen sie gemeinsam mit ihren Gastgebern an ihren Deutschkenntnissen arbeitet. Sie will ihre Ausbildung schaffen. Hier. Und sie will erst einmal hierbleiben. „Zuhause ist alles kaputt. Es gibt keine Arbeit. Und ich will meiner Familie zu Hause in Odessa mit dem helfen, was ich selbst verdiene.“

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