Währenddessen schlürfte zwischen den Flügeln der Ehrenburg eine Frau ihre Weinschorle. „Die Stimmung hier ist mega“, sagte die Rothaarige, die das Konzert genießen wollte, ohne ihren Namen für diesen Artikel zu nennen. Zwei Stunden war sie von Gera aus in die Vestestadt gefahren, um die Musiker spielen zu hören. Mit dem Lied „Lena“ könnten sie ihr eine Freude machen, meinte sie vor dem Konzert.
Henrik Büttner hingegen ist eigenem Bekunden nach „nicht der größte Pur-Fan“. Er habe vielmehr die Mikrofone und Lautsprecher an der Bühne im Blick, sagte er. „Der Klang muss passen“, fügte der gelernte Tontechniker an. Er hatte sich zusammen mit einigen Freunden aus Gemeinfeld, ein Ortsteil der Gemeinde Burgpreppach in Unterfranken, auf den Weg zum Schlossplatz gemacht. Die Anlage, die an diesem Abend die Musik von Pur verbreitete, sei „sehr professionell“.
Nur vom Applaus unterbrochen
Hörte man sich unter den Anhängern der Kultband um, erhofften sich viele Fans, dass die Musiker Lieder ihrer älteren Alben spielen, wie eben „Lena“ oder „Abenteuerland“ und „das Lieblingslied seiner Tochter“, wie Engler erzählte. Es heißt „Wenn sie diesen Tango hört“. Dabei wurde er durch die Akustikgitarre des jüngsten und neuesten Bandmitglieds Severin von Sydow begleitet. Nach den ersten Akkorden blickten beide plötzlich in ein Lichtermeer. Hunderte Feuerzeuge und Handytaschenlampen schienen ihnen während der Halbballade entgegen. Überhaupt erzählte Engler wenig an diesem Abend, ließ 120 Minuten lang die Musik seiner Band sprechen, lediglich vom Applaus der Zuschauer unterbrochen.
Das konnte er, weil die Liedzeilen, die die Musiker den Zuschauern zum Ergänzen überließen, fast jeder im Publikum mitsingen konnte, von Kindern bis hin zu Senioren. So zeitlos wie die Männer an Instrumenten und Mikrofonen erschienen, war es ihre Musik während der vergangenen vier Jahrzehnte ebenfalls geblieben.
Ein Meilenstein
Doch weil auch während des längsten Konzerts nicht ausreichend Zeit blieb, um die Geschichte der mit erfolgreichsten deutschsprachigen Musiker bis zum letzten Ton hin auszuspielen, boten Pur den Besuchern auf dem Schlossplatz eine Neuschöpfung: ein Medley ihres Albums „Seiltänzertraum“, einen „Meilenstein“. Abseits eingespielter Songstrukturen merkte man den Musikern an, dass mehr als 40 Jahre Bühnenleben und die erzwungene Pandemiepause ihre Spielfreude nicht gehemmt hatten.
Es habe ihn traurig gemacht, als sie fehlten, sang Engler – der Applaus und das Lichtermeer. Seit dem Abend auf dem Schlossplatz sind sie wieder da.
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