Das durfte dann auch Alexandra Unger am Mikro für sich in Anspruch nehmen. Die Neuhäuser Unternehmerin, dies zur Erinnerung, war 2020 und 2021 Mitorganisatorin der regelmäßigen Mahnwachen von Neuhäuser Gewerbetreibenden, mit denen sich gegen die wirtschaftlichen Folgen des Corona-Lockdowns gewandt wurde. Auch als Rednerin auf den Sonneberger Montagsdemos trat sie punktuell auf.
Anka Greiner-Adam, Mitglied der Linke-Fraktion im Stadtrat, sah sich schließlich gefordert einer allzu enthemmten Kritik an der Praxis, wie in der Demokratie Kompromisse und Entscheidungen ausgehandelt werden, einige Bemerkungen entgegen zu stellen. Sie jedenfalls sei heute nicht hier, um an den Grundfesten der Demokratie zu rütteln sondern um als Stadträtin zu zeigen, dass es Forderungen an die Politik gibt, dass die Jobs unter anderem in der energieintensiven Glasindustrie gerettet werden müssen. Sie sei nicht hier, um sich in eine Demo einzureihen mit dem Ziel, den Staat zu stürzen.
Auch Alt-Bürgermeisterin Marianne Reichelt verwahrte sich gegen ziellose Anfeindungen und maßlose Polemik. Wo denn diese Generalkritik der Vorredner überhaupt hinführen solle, es erschließe sich ihr nicht. „Man muss sich daher schon genau überlegen, wo man klatscht und wo man nicht klatscht“, mahnte sie die Teilnehmer – von denen einige sofort mit Zwischenrufen aufbegehrten gegen solche Selbstverständlichkeiten. Reichelt zeigte sich unbeeindruckt: Natürlich müsse es mit Blick auf die deutsche Geschichte einen Unterschied machen, neben, hinter oder vor wen man sich bei den so genannten Montagsdemos stellt.
Regierung und Opposition seien angesichts der massiven Probleme gemeinsam gefordert nach Lösungen zu suchen, damit die Menschen durch die Krise kommen, leben und sich etwas leisten können. Scheler beschloss die Versammlung dann mit dem neuerlichen Aufruf: „Schließen wir uns zusammen, in der Masse sind wir stark“.
Mit nach Hause nahm am Ende so mancher Teilnehmer seine persönlichen Sorgen und Ängste. Etwa ein Rentnerehepaar, das der Zeitung gegenüber äußerte, ihm seien von den jeweiligen Versorgern für 1. Oktober Abschläge aufs Gas von 520 bzw. für Strom von 270 Euro im Monat angekündigt worden: „Nicht zu schaffen mit unserer Rente.“
Bei Annett Lämmchen, Neuhäuser Stadträtin und Unternehmerin, klang es nicht anders: 30 Jobs hängen am Fortbestand ihres Gewerbes, schildert sie. „Einen Kredit aufzunehmen, um die Energie zu bezahlen – das kann es doch nicht sein.“
Von daher, so Lämmchen, werde es selbstverständlich weitere Aktionen geben. Ob im Gleichschritt mit den Montagsmarschieren oder nicht, dazu gebe es allerdings noch keine Einigkeit im Stadtrat.
Auch der Vizelandrat ruft zur Demo auf
Auf der städtischen Homepage steuerte Uwe Scheler am Donnerstag eine Veröffentlichung nach, in welcher er die Versammlung vom Mittwoch als gelungenes und kraftvolles Zeichen der Solidarität wertet.
Weiter heißt es in seiner Nachlese: „Unseren und weiteren Kundgebungen in anderen Thüringer Städten und Gemeinden folgend sowie der Notwendigkeit geschuldet, den Bürgern und der Wirtschaft die Verbundenheit der örtlichen kommunalen Vertreter zu versichern, lädt der stellvertretende Landrat des Landkreises Sonneberg für Dienstag, 11. Oktober, um 19 Uhr zur gemeinsamen, parteiunabhängigen Kundgebung der Mittelstandsvereinigung, der Kreishandwerkerschaft und der kommunalen Familie des Landkreises Sonneberg unter der Überschrift ‚Vernünftige Realpolitik jetzt! Arbeit, Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland erhalten’ auf dem Bahnhofsplatz Sonneberg ein.“