Verfolgungs-Weltmeister Julia Simon aus Frankreich, die der Sächsin am Sonntag knapp Gold weggeschnappt hatte, verabschiedete sich nach Titelverteidigerin Marketa Davidova aus Tschechien und der Olympia-Dritten Ingrid Landmark Tandrevold aus Norwegen früh aus dem Kampf um den Sieg.
Herrmann-Wick machte er nicht viel besser, verfehlte ihre Schüsse Nummer neun und zehn - und fiel selbst zurück. Liegend lief es wieder besser. Ohne Fehler war die älteste Frau im deutschen Team kurz zurück im Rennen, zwei weitere Patzer im Stehendschießen waren zu viel, um in den Kampf um die Medaillen eingreifen zu können.
Vor fast genau einem Jahr hatte Herrmann-Wick mit Gold im Einzel von Peking den größten Erfolg ihrer Karriere gefeiert und danach Freudentränen vergossen. Im bitterkalten Zhangjiakou im Nordwesten der chinesischen Hauptstadt gewann sie trotz eines Schießfehlers dank einer starken Laufleistung und krönte so ihre Karriere. Viele rechneten anschließend damit, dass sie ihre Laufbahn beendet - doch Herrmann-Wick machte weiter. Mit Gold und Silber beim Heimspiel stellte sie in der Vorwoche schon eindrucksvoll unter Beweis, wozu sie immer noch imstande ist und dass diese Entscheidung die richtige war.
Vor der Saison ließ sie sich sogar noch ein neues Gewehr bauen und suchte akribisch nach Details, die sie noch verbessern kann. Die einzigen beiden deutschen Saisonsiege im Weltcup waren der erste Lohn für ihre Bemühungen, dank der perfekten Vorbereitung reiste Herrmann-Wick dann in absoluter Topform nach Thüringen. Bei ihren ersten beiden Auftritten hielt sie dem enormen Druck von außen auf beeindruckende Weise stand. Alle hatten auf sie geschaut, war sie im zwölfköpfigen DSV-Team doch die einzige echte Medaillen-Hoffnung. Erstmals funktionierte es nun nicht wie erhofft.
Nach den Plätzen sieben (Sprint) und fünf (Verfolgung) reichte es für WM-Debütantin Sophia Schneider dieses Mal nicht für die Top Ten. „Es war nicht so einfach, zu schießen. Das ist natürlich ein hartes Einzel gewesen“, sagte die 25 Jahre alte Bayerin nach vier Strafminuten. Die Olympia-Vierte Vanessa Voigt, die 2022 Bronze in diesem Wettbewerb um nur 1,3 Sekunden verpasste hatte, wurde in ihrem Wohnort nach zwei Strafminuten 19.
dpa