Neues Buch Leben des Schmückewirts bietet Stoff für einen Roman

Anica Trommer
Mit „Der Schmückewirt“ hält der Zella-Mehliser Autor Christoph Bader seinen ersten Roman in den Händen. Foto: frankphoto.de

Das Wirtshaus auf der Schmücke war die Autobahn-Raststätte des 19. Jahrhunderts. Was sich einst beim Joel zugetragen hat, hat Christoph Bader recherchiert und in ein Buch gepackt.

 
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Zella-Mehlis/Suhl - Es gibt Wirte, die bleiben im Gedächtnis. Die Püppe aus Zella-Mehlis, die über Jahrzehnte in ihrem Einsiedel regierte, ist so jemand. Im 19. Jahrhundert war es der Schmücke-Joel, dessen Name bis heute ein Begriff ist.

Wer Johann Friedrich Joel wirklich war, wollte Christoph Bader genau wissen. „Klar weiß man, wer der Joel war, aber die Daten und Hintergründe der damaligen Zeit kennt man kaum“, schildert er. Also begab sich der junge Zella-Mehliser Autor auf Spurensuche. Das Ergebnis seiner Recherche liegt nun vor: Ein Roman aus dem Leben von Joel, dem Schmückewirt.

Seiner Leidenschaft für geschichtliche Zusammenhänge und für Heimatgeschichte sowie der Freude an besonderen Anekdoten und dem Schreiben ist es zu verdanken, dass Christoph Bader inzwischen sein fünftes Buch in den Händen halten kann. Nach mehreren Bänden, in denen er Begebenheiten aus der Region als Kurzgeschichten niedergeschrieben hat, sollte es nun ein Roman sein. „Wirtshausgeschichten gehen immer. Die Idee dazu hatte ich schon vor Jahren“, sagt er. Solange lag auch das gesammelte Material über den legendären Wirt in der Schreibtischschublade.

Recherche vor Ort

Aus der Kindheit des Schmücke-Joels sei kaum etwas bekannt, sagt der Autor. Daher habe er die Lebensepoche zwischen Joels ersten Jahren Gotha bis zur Übernahme des Wirtshauses im Roman nur kurz gestreift, gibt der Zella-Mehliser einen Einblick. „Der Schwerpunkt liegt auf der Schmücke.“

Um ein gutes Gespür für den Dreh-und Angelpunkt seines Romans zu bekommen, war Christoph Bader oft zu Besuch auf dem Plateau – im jetzigen Gasthaus war er allerdings nie. „Ich wollte mir meine Fantasie nicht zerstören, denn die jetzige Schmücke sieht nicht mehr so aus, wie früher“, sagt er. Stattdessen schaute er sich die Gegend an, die Aussicht etwa, die die Besucher damals schon genossen haben mussten.

Zu den historischen Fakten kommen Schlussfolgerungen, Vermutungen und ein Hauch künstlerische Freiheit, die sich der Autor auf knapp 300 Seiten nimmt.

So habe Joel stets ein grünes Hauskäppchen auf dem Kopf getragen, sagt Christoph Bader. Der gelernte Hutmacher habe aber nie in diesem Beruf gearbeitet – das sei historisch belegt. Doch das Käppchen habe er sicher einst selbst gefertigt, vielleicht war es sogar sein Gesellenstück?

Die Begeisterung der Leser an ihrer Heimat und den geschichtlichen Verknüpfungen zu wecken, ist eines der großen Wünsche des Autors. So hat er im Buch die Fakten rund um die Gründung des Herzogtums Sachsen-Coburg-Gotha eingewoben, genauso wie die Vermessung des Rennsteigs durch Julius von Plänckner. Denn Christoph Bader ist sich sicher: Beim Joel kam einst zusammen, was Rang und Namen hatte. Herzoge und Gelehrte machten Halt auf der Höhe, aber auch die einfachen Leute zog es in das Wirtshaus. „Es war die Autobahn-Raststätte des 19. Jahrhunderts.“

Enge Freundschaft

So verwundert es nicht, dass auch Ludwig Bechstein beim Joel ein- und ausging. Dass der Schriftsteller im Jahr 1852 die Grabrede für Johann Friedrich Joel hielt, geht aus historischen Dokumenten hervor, schildert Christoph Bader und er vermutet auch, woher die enge Freundschaft zwischen dem eher wortkargen, kauzigen Gastwirt und dem Gelehrten kam. Es muss der Joel gewesen sein, der bei dem einen oder anderen Glas Schnaps die Leute dazu aufforderte, doch von den überlieferten Geschichten und Sagen des Thüringer Waldes zu erzählen. Ludwig Bechstein hörte zu und schrieb es auf. Er hinterließt der Nachwelt Dutzende Märchen, die er einst auf der Schmücke gehört haben könnte...

•Der Rennsteigroman „Der Schmückewirt. Aus dem Leben von Johann Friedrich Joel“ ist im Presseshop am Mehliser Markt erhältlich, über Buchläden bestellbar sowie im Internethandel zum Preis von 15 Euro erhältlich.

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