Nach Wahlniederlage Maaßen: „Stürze mich von Suhl aus ins politische Getümmel“

Zum Team gewachsen: Hans-Georg Maaßen (Mitte) und der damalige CDU-Landtagskandidat und Duz-Freund Marcus Kalkhake (links), hier auf einer Wahlkampfveranstaltung im Oktober 2019, die der CDU-Bundestagsabgeordnete Mark Hauptmann (rechts) vermittelt hatte Foto: ari

Die Südthüringer CDU kann weiter auf Hans-Georg Maaßen zählen. Er werde sich hier weiter engagieren und sich ins politische Getümmel stürzen, sagte er jetzt. Schielt er auf Parteiämter oder Mandate in Thüringen?

 
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Suhl/Zürich/Erfurt - Die Thüringer CDU hat auch weiterhin mit Hans-Georg Maaßen zu rechnen. Der gescheiterte CDU-Bundestagskandidat bekräftigte nun gegenüber einer ausländischen Tageszeitung, er wolle seine Wohnung in Suhl behalten und werde „natürlich“ in der CDU bleiben. „Wenn man mich brauchen kann, unterstütze ich die Freunde hier und stürze mich ins politische Getümmel“ sagte Maaßen in einem Interview der „Neuen Zürcher Zeitung“ (NZZ). Es ist seine erste Wortmeldung seit der kurzen Erklärung nach der Niederlage am Wahlabend.

Nähere Angaben – etwa, ob er Parteifunktionen auf kommunaler Ebene oder ein Landtagsmandat anstrebe, machte Maaßen nicht.

Die CDU sei im Osten „personell und programmatisch schlecht aufgestellt“, sagte der Ex-Verfassungsschutzpräsident weiter. „Mit einem bloßen Weiter-So wird sie die Wähler nicht zurückgewinnen.“ Dass die Thüringer CDU einst nicht gemeinsam mit der AfD Thomas Kemmerich (FDP), sondern später Bodo Ramelow (Linke) zum Ministerpräsidenten gemacht habe, werde ihr nach Ansicht Maaßens von vielen Wähler verübelt. „Nach 16 Jahren Merkel schenken leider viele Wähler lieber der AfD als der CDU Glauben.“ Dass die CDU-Spitze seine Bundestagskandidatur geschlossen abgelehnt hatte und etliche Parteifreunde von einer Wahl Maaßens abrieten, nannte er „Feindbekämpfung“.

Der von Maaßen geforderte Kurswechsel in der CDU findet einen aufmerksamen Beobachter in Thüringens AfD-Chef Björn Höcke. Der hatte fast zeitgleich seine Analyse der Bundestagswahl veröffentlicht und darin die Zukunftsvision einer CDU entworfen, „die so stark in ihrem Kern erschüttert ist, dass sie uns zum Überleben braucht“. Es müssten in der Union „im internen Streit einige Funktionärsgenerationen ausgetauscht werden“, schrieb Höcke im Internetdienst „Telegram“ und sprach von einen „Personalkarussell „ das bei der CDU durch „schmerzhafte Misserfolge“ angestoßen würde. „Diesen Prozess hoffen wir in Thüringen gerade bei der Union anstoßen zu können“, erklärt der AfD-Landesvorsitzende weiter, und: „Nicht wir müssen koalitionsfähig werden, sondern die CDU und die anderen Altparteien.“

Maaßen hatte im Wahlkampf typische Themenbereiche der AfD aufgegriffen und erklärt, die AfD spreche die richtigen Probleme an. Zugleich betonte er, die AfD sei weder eine wählbare Partei noch könne sie ihre Problemlösungen politisch durchsetzen. Unter den Unterstützern Maaßens in Südthüringer CDU gehören viele zu jener Gruppe von Parteifunktionären, die sich nach der Landtagswahl 2019 offen für eine Kooperation mit der AfD gezeugt hatten. Allen voran der CDU-Kreisverband Schmalkalden-Meiningen, der am Mittwoch den Rücktritt des CDU-Bundesvorsitzenden Armin Laschet gefordert hatte.

Den Unions-Kanzlerkandidaten bezeichnete Maaßen im NZZ-Interview auch als eine Hauptursache des schlechten Abschneidens seiner Partei in Südthüringen. „Es war für mich nicht vermittelbar, weshalb man Herrn Laschet zum Bundeskanzler wählen solle“, sagte er.

Maaßen hatte am Sonntag 22,3 Prozent der Erststimmen erzielt, das sind 5,8 Prozentpunkte über dem CDU-Zweitstimmenergebnis im Wahlkreis 196. Umgekehrt lag AfD-Kandidat Jürgen Treutler 5,2 Prozent unter dem Zweitstimmenwert der AfD, was darauf schließen lässt, dass Maaßen nun rund ein Viertel der AfD-Sympathisanten auf seine Seiten ziehen konnte. Im Südthüringer Wahlkreis konnte die AfD (wie auch im ganz Thüringen) bei den Zweitstimmengegenüber der Wahl von 2017 noch zulegen und lag vor der CDU auf Platz 1. Damit hatte sich die Hoffnung der Südthüringer CDU, durch die Aufstellung Maaßens als Kandidat des rechten Unions-Flügels der AfD Stimmen wegzunehmen, ins Gegenteil verkehrt.

Das CDU-Zweitstimmenergebnis im Wahlkreis 196 lag sogar noch unterhalb dem Thüringer CDU-Durchschnitts. 2017, als Mark Hauptmann für die CDU erfolgreich antrat, war es noch umgekehrt. Mit der Unterstützung Hauptmanns und des damaligen CDU-Landtagskandidaten Marcus Kalkhake aus Suhl im Wahlkampf 2019 hatte die Zusammenarbeit Maaßens mit der Südthüringer CDU begonnen. Sie mündete im April 2021 in der Nominierung Maaßens als Bundestagskandidat, die die CDU-Kreisverbände gegen Widerstand aus der Gesamtpartei durchzogen.

Der Ruhestandsbeamte und Rechtsanwalt Maaßen hat Wohnsitze in seinem Heimatort Mönchengladbach und in Berlin und seit Juni einen weiteren in Suhl.

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