"Manche Schleichkatzen beißen sich selbst oder verletzten sich auf andere Weise, weil sie so gestresst sind", erzählt Baker. "Auch laufen sie häufig im Kreis, auch das ist ein Zeichen von Stress und Frustration."
Lügen für die Touristen
Die rein für Touristen angelegten Kaffeegärten auf Bali - viele davon nördlich des Yoga-Hotspots Ubud - halten meist einen oder zwei Fleckenmusangs in einem etwas größeren Käfig. Musterexemplare sozusagen, damit die Kundschaft sich ein Bild von der exotischen Art machen kann, die die Bohnen vorverdaut hat. Aber selbst für diese Tiere gibt es oft keinen Rückzugsort, keine Ablenkung, kaum Platz. Nichts als Kaffeebeeren, die den Fleckenmusangs von den Mitarbeitern regelmäßig vor die Pfoten geworfen werden.
Auf die Nachfrage, ob die Tiere denn immer in einem solchen Käfig leben müssen, wird in fast allen Gärten das gleiche Lied abgespult: "Nein", sagen die Angestellten freundlich lächelnd. "Nachts lassen wir sie im Dschungel frei und morgens fangen wir sie wieder ein und bringen sie her." Vor wenigen Jahren lautete die Version noch: "Wir lassen die Schleichkatzen nach ein paar Wochen wieder frei und tauschen sie durch andere aus." Den meisten Touristen reicht das offenbar, um mit reinem Gewissen "Kopi Luwak" einzukaufen.
"Das sind natürlich alles Lügen", sagt Baker. "Aber sie müssen die Wahrheit verbergen, sonst kämen keine Touristen mehr." Er nennt das "extrem kreatives Marketing". Den ausländischen Gästen werde der Mythos Luwak Coffee dabei so verkauft, als handele es sich um eine kulturelle Sache, um eine balinesische Tradition. "Aber die Balinesen selbst trinken diesen Kaffee normalerweise gar nicht."
Wie die Tiere im Detail gejagt und eingefangen werden, das weiß auch Peta nicht genau. "Wir haben von den Plantagen bislang nie die Erlaubnis bekommen, dabei mitzukommen", sagt Baker.
Tonnenweise Exporte auch nach Deutschland
Auch in Deutschland wird die Spezialität vertrieben. International liegen die Spitzenpreise bei bis zu 1000 Euro pro Kilo. Online gibt es 100 Gramm "Kopi Luwak" aber auch schon ab 30 bis 40 Euro zu kaufen. Feinschmecker werden mit der Versicherung geködert, dass "freilaufende Luwak-Katzen die besten Bohnen im Wald aussuchen". Diese würden dann nach der Vorverdauung von einheimischen Bauern eingesammelt und weiterverarbeitet.
"Ein Riesenschwindel", schreibt die Tier- und Naturschutzorganisation Pro Wildlife auf ihrer Webseite. Schätzungen von Experten zufolge lieferten alle freilebenden Schleichkatzen Indonesiens zusammen vermutlich nur um die 300 Kilogramm "Kopi Luwak" pro Jahr, heißt es in dem Bericht. "Das reicht bei Weitem nicht, um die stetig wachsende Nachfrage für den Luxusschluck zwischendurch zu decken." Die Delikatesse werde mittlerweile jährlich wohl tonnenweise exportiert. "Die Branche weiß also um die immense Tierquälerei hinter dem Produkt - aber vor der betuchten Kundschaft soll das gefälligst verborgen bleiben."
Auf Bali wird den Inhabern der Kaffeegärten langsam klar, dass die Tierschutzkampagnen abschreckend auf Touristen wirken. Mitunter wird daher inzwischen vermeintlich auf Käfige zu verzichtet. Hier liegen einzelne Fleckenmusangs offenbar frei, allerdings auch völlig apathisch auf Holzbrettern. "Warum laufen die Tiere denn nicht einfach weg?", erkundigt sich eine Besucherin. "Die Exemplare, die wir hier zeigen, sind alt und schwach", sagt eine Mitarbeiterin. "Die laufen nirgendwo mehr hin."