Mittelaltermarkt Breitungen Wo Hexen Karussell fahren

Annett Recknagel

Endlich gab es wieder einen Mittelaltermarkt auf Schloss Herrenbreitungen. Mit viel Getümmel und Trubel, Kämpfen, Gesängen und noch mehr.

 
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Eine Bratpfanne musste her. Keltin Gisa schwenkte sie wagemutig. Zur Verteidigung, versteht sich. Denn direkt vor dem Lager der Ihrigen schlugen sich doch tatsächlich die Recken. Womöglich liebäugelten sie gar mit Plünderung. Der Herold gab die Szenerie frei. Die Massen tobten. Dann der Ruf: „Platz da!“ Blechi nahte. Der Mann war von Kopf bis Fuß in eine Rüstung gehüllt. Einzig um seine Weichteile war es nicht so gut bestellt. In dieser Gegend war nur Stoff zu sehen – der fiel sofort ins Auge. „Für den Circle nehm ich ein anderes Schwert“, fiel ihm auf einmal ein. „Nix da – Blechi, du bleibst jetzt hier“, raunte ihm seine Angetraute zu.

Glücklicherweise war Rupprecht de Leuchtenberg zu Gleichen, sein treuer Begleiter, mit einem leichten Schwert zur Stelle und schon konnte das „Gemetzel“ losgehen. Blechi stürzte sich in den Kampf. Plötzlich ein Schrei. „Peter!“ Der Feind hatte Blechis bestes Stück getroffen. Und das schmerzte. Sofort riss Hauke von Holzhausen seiner Gisa die Bratpfanne aus den Händen und stürmte zu Blechi. „Nimm sie als Schutz – edler Recke!“ Das Gelächter war groß. Am Ende lagen sich Blechi und Peter in den Armen. So schön kann ein Mittelaltermarkt sein.

Der in Breitungen war der erste nach zwei Coronajahren und entsprechend überbevölkert. 42 Stände hatte Carolan Lieb, der als Veranstalter von „Lorraine Medievale“, einer Agentur für Mittelaltermärkte, auch in diesem Jahr wieder die organisatorischen Fäden auf dem Schlossgelände in Breitungen in den Händen hielt, an die Werra gelockt. Etliche waren wiederholt gekommen, andere zum ersten Mal hier.

Zwischen Einst und Jetzt

Das Hexenkarussell war so eine Weltneuheit. Es wurde ebenso wie das Riesenrad mit Muskelkraft angetrieben. Kinder standen Schlange, Eltern zückten ihre Handys. Felix der Pfeyffer Von „Irregang“ aus Jena flötete, was das Zeug hielt und pries die aktuelle CD an. Gabs so was im Mittelalter? Dann fiel das Wort Spotify und manch einer musste schmunzeln. Aber was solls – Einst und Jetzt greifen eh immer und überall ineinander. Luise aus Wernshausen freute sich über eine kleine grüne Zaubermaus mit roter Nase. Gott sei Dank war die aus Plüsch. Wobei Luise auch eine lebendige genommen hätte.

Ratten gabs auf dem Breitunger Schloss übrigens auch. Unerschrockene Kinder griffen die Tiere und schmissen sie mit roher Gewalt an eine Wand voller Fallen. Die ein oder andere überlebte zwar, aber Treffer gab es natürlich auch. Tierschützer können aufatmen: Die Ratten war aus Stoff.

Und wie war das Wetter? „Einfach genial“, meinte Dörte Seyfarth, Betriebsleiterin von Schloss Breitungen. Noch gut erinnerte sie sich an 2019 – da hatte es Schnee gegeben. Allein deshalb war man jetzt hochauf zufrieden. Pünktlich zur Eröffnung des Marktes zeigte sich die Sonne. Und mit ihr trafen noch mehr Gäste ein.

Mit Helm und Schwert

Manch einer war passend gewandet. Die Kleinen hatten ihre Eltern recht schnell zu Schwert und Ritterhelm überredet. Man konnte Bogenschießen und Fechten erlernen. Eine Wahrsagerin lud in ihre Gemächer ein. Ein Schmied stellte sein Handwerk vor. Und auch das Gedudel fehlte nicht. Wobei die französische Gruppe Les Dernieres Trouveres aus Paris mit viel Handgeklapper empfangen und begleitet wurde.

An jeder Ecke gab es Getümmel und Getöse. Dazu geröstete Mandeln, Nüsse, Zuckerwatte, Waffeln, Quarkbällchen. Aber auch viel Herzhaftes. Selbst Vegetarisches war im Angebot. Spezielle Elixiere natürlich. Zaubertränke, flüssige Mischungen – garantiert wohlschmeckend und ungiftig. Man konnte also recht gut verweilen und zu lachen gab es auch jede Menge. Die Stimmung war ausgelassen.

Zwölf mittelalterliche Lager waren oberhalb des Schlosses aufgebaut. Auch unterhalb gab es ein buntes Treiben. Mittendrin hockten die Zeitenwanderer aus Schmalkalden mit Jens Büttner, Mathias Vester, Norbert Hospes und Stefan Gampe. Die Gruppe, die sich mit historischen Themen beschäftigt, war doch tatsächlich nach Breitungen gepilgert. So, wie es sich für anständige Zeitenwanderer gehört. Und natürlich fühlten sie sich auf dem Markt pudelwohl. Wer ihn verpasst hat, braucht sich nicht zu sorgen. Anfang August wird es in Schmalkalden wieder solch ein Spektakel mit garantiert genausoviel Trubel geben.

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