Das Thüringer Drama lehrt uns viel Erstaunliches über die Politik und ihre Akteure. Darunter, wie viel Glaubwürdigkeit man in weniger als zwei Wochen verlieren kann. Dabei fing der Niedergang dieser politischen Tugend bei den Thüringer Frei- und Christdemokraten aus heutiger Sicht gesehen fast harmlos an. Denn für den Tabubruch vom 5. Februar, gemeinsam mit hämisch tricksenden Demokratieverächtern einen liberal-konservativen Ministerpräsidenten zu wählen, existierten immerhin noch Argumente mit Restvernunft - sofern man Thomas Kemmerichs Ansage, er sei "Anti-AfD" und wolle mit allen anderen außer der Linken kooperieren, damals ernst nahm. Tempo und Takt der seitdem betriebenen Selbstdemontage und Selbstentblößung von CDU und FDP sind aber so Atem raubend, dass schon die Aufzählung kaum in einen Kommentar passt.