Wir verstehen euch, die Abgehängten, und wir kümmern uns: Keine 17 Prozent der Thüringer Wähler nahmen der Linkspartei diese Rolle noch ab. Aber fast 23 Prozent wiesen sie der AfD zu, obwohl kein Anlass besteht zu glauben, dass deren Führungspersonal irgendetwas besser weiß, was den Alltag im Osten betrifft.

Nicht ansatzweise könnte sich die AfD so für die Ärmeren im Osten und das Ego der in der DDR Geborenen engagieren wie die Linken das seit jeher (übrigens um den Preis einer strukturell schwachen SPD) tun. Das Unbehagen an den als ungerecht empfundenen Verhältnissen - es hat im Osten seinen Stammplatz links der Mitte verloren.

Statt als Kämpferin wird die Linke als Bewahrerin gesehen. Wenn man, wie Ramelow, regiert, ohne die Revolution auszurufen, ist das im Prinzip unvermeidbar. Doch hat die Linke nun die Wahl: Mehr Wut wagen, auf Jamaika-Angriff schalten und damit einen prekären Oppositionswettbewerb mit der AfD eröffnen? Oder die AfD mit der in vielen Jahren erworbenen linken Kümmerer-Kompetenz ihrer schlecht sitzenden Protest-Verkleidung entledigen?

Dies müsste die Linke aber dann überzeugender tun als der Rest des Bundestages - schwierig. Die Linken wissen es vielleicht besser. Aber, so scheint es, viele Unzufriedene trauen es ihnen nicht mehr zu.