Diese deutsche Erstaufführung als szenisches Gesamtwerk hat es in sich: Genau ein Jahr nach Ausbruch des Ukrainekriegs scheute sich der Meininger Intendant Jens Neundorff von Enzberg im Februar 2023 nicht, die im Abseits der Rezeptionsgeschichte gestrandete Bizet-Oper „Iwan IV“ auf die Bühne zu bringen. Ein Werk in solchen Zeiten ausgerechnet über jenen Zaren, der als der „Schreckliche“ apostrophiert in die Geschichte eingegangen ist? Parallelen zum aktuellen Kreml-Herrscher mochte man in der Szenerie aber nicht unbedingt finden. Regisseur Hinrich Horstkotte hatte schon vor der Premiere entsprechend Pflöcke eingeschlagen, um Erwartungen auf ein politisches Statement seiner Inszenierung zu dämpfen: Egal, wie man sich zum Krieg verhalte, auf der Bühne gelte es mit gebotener Distanz zu Werke zu gehen. Auch der Intendant, der die Ausgrabung bereits für 2021 plante, woran ihn Corona zunächst hinderte, betonte die Unabhängigkeit der Kunst in seinem Haus, das selbstverständlich an der Musik russischer Komponisten genauso festhalte wie eben auch an einem Stoff, der in der russischen Geschichte spielt.