Hümpfershausen. Nein, so viele Einsätze wie die Meininger Feuerwehr können die Hümpfershäuser Floriansjünger wahrlich nicht vorweisen. Im Vorjahr rückten sie lediglich zwei Mal aus. Einmal, um eine Ölspur am Gotteskopf oder auch Hümpfershäuser Berg zu beseitigen – „das war im Winter und bitterkalt. Der Förster hatte uns angerufen und informiert, dass sich ein Pkw die Ölwanne aufgerissen hat“, so Ortsbrandmeister Stefan Winne.

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Und das zweite Mal beim Sportplatz-Brand. „Damals wurden die Baracken abgerissen und das Holz auf einen großen Haufen gestapelt. Dabei entfachte ein Brand.“

Ein dritter Einsatz hätte sein können, doch der betroffene Bauer hatte den roten Hahn selbst in den Griff bekommen. Oliver Spiller, stellvertretender Ortsbrandmeister, erinnert sich: „Der Bauer hatte Mist aufs Feld in Friedelshausen gefahren. Dabei ist ein Feuer ausgebrochen. Wir fragten gleich nach, ob wir helfen sollen. Aber das brauchten wir nicht.“

Arbeitsüberlastet fühlen sich die Hümpfershäuser Wehrleute also nicht. Dennoch: Jeden Freitag treffen sich die Männer in ihrem Feuerwehrgerätehaus in der Nähe des Schlosses Sinnershausen, um zu fachsimpeln, sich weiterzubilden, ihre Kameradschaft zu pflegen. „Wir sind alles richtig stramme Dorfmänner, die auch mal ihr Herz ausschütten wollen. Wir sind echt eingeschworen und wollen, auch wenn wir keinen Feuerwehrverein haben, unsere Feuerwehr nicht missen“, so Oliver Spiller.
Früher, so Ottomar Hüther, mit seinen 62 Jahren der Älteste in der Alters- und Ehrenabteilung, „ist man mit 16 zur Feuerwehr gekommen. Mit 15 habe ich schon ungeduldig auf meinen Geburtstag gewartet. Die Feuerwehr, die gehörte schon immer dazu in unserem Dorf. Die einen spielten Fußball, die anderen gingen zur Feuerwehr“. Doch nach der Wende habe es eine „schlimme“ Zeit gegeben: „Da kamen junge Kerle, die wollten es besser machen. Es ging verrückt zu. Dabei haben wir in Hümpfershausen immer schon Feuerwehr gemacht. Nicht verrückt, aber wir haben Feuerwehr gemacht.“

Kleine Erfindungen

Hüther selbst stand von 1975 bis 1996 der Wehr vor. Der gelernte Schlosser absolvierte die Feuerwehrschule in Eisenberg, die heute in Bad Köstritz ist. Er erinnert sich gern an die „schönen Zeiten“, in denen es nur allzu üblich war, kleine Erfindungen zum Wohle der Feuerwehr selbst auszutüfteln. Zum Beispiel den Schlauch-Aufroller. „Der uns dann aber teuer zu stehen kam …“, so schmunzelnd Hüther. „Wir haben das von uns streng geheim gehaltene Gerät, das sechs Schläuche mit einem Mal aufrollte, zum ersten Mal bei einem DDR-Wirkungsbereichs-Ausscheid vorgeführt. Konnten damit das Wasser am schnellsten von allen vor Ort haben. Die Kampfrichter aber sahen das anders, sie lehnten unseren Schlauch-Aufroller Marke Eigenbau rundweg ab. Er entspräche nicht der Norm. Wir wurden disqualifiziert …“

Düsen Marke Eigenbau

Auch die Düsen für den Löschangriff bauten die Hümpfershäuser selbst, da die DDR-Düsen aus Spritzguss oder Plaste das Wasser zu sehr streuten. „Man konnte damit bei den Wettkämpfen die Behälter nicht schnell genug mit Wasser füllen“, weiß auch Stefan Winne. So stellten die cleveren Floriansjünger eben Düsen aus Rotguss oder Messing her. „Aber wir waren nicht die einzigen. Das hat zu DDR-Zeiten doch jeder gemacht“, wiegelt Ottomar Hüther bescheiden ab. Man musste eben findig sein in einem Staat der Mangelwirtschaft … „Heute kommt da keiner mehr auf die Idee. Du kannst ja alles kaufen!“

Trotz allen Mangels aber war die Hümpfershäuser Wehr 1987 in die Leistungsstufe 3 aufgestiegen, ihre Leistungen wurden gewürdigt vom Rat des Kreises und dementsprechend ausgezeichnet.

Mit 50 Mark in Kneipe

Nach einem erfolgreichen Wettkampf im Kräftemessen mit den anderen Wehren ging es im Übrigen immer lustig zu, so Stefan Winne. „50 Ostmark gab’s dann vom Bürgermeister und wir feierten in der Gaststätte zur Post.“

Stefan Winne hat die Liebe nach Hümpfershausen gebracht. Der Dermbacher feiert bald Silberhochzeit. Schon 1985 ist er Floriansjünger geworden „und war gleich Feuer und Flamme“. Mentor des 48-Jährigen war ohne Zweifel Ottomar Hüther. Auch er freut sich auf die Freitage, die traditionell der Feuerwehr vorbehalten sind, erklärt der gelernte Koch. „Aber Weihnachten kocht Frau Annette“, gibt er schmunzelnd zu.

Der Ortsbrandmeister spricht von der Partner-Wehr aus dem Sauerland, mit der die Hümpfershäuser enge Kontakte pflegen. Und er resümiert: „Die Feuerwehr hatte ihr Domizil nicht immer hier am Schloss. Nach der Wende waren wir im Kindergarten untergekommen. Ein ehemaliger Abstellraum der Gemeinde wurde für uns freigeräumt.“ Doch dann hatte sie Gelegenheit, das Gerätehaus nahe Kindergarten und Schloss, eine ehemalige Garage der Gemeinde, umzubauen und einzurichten, der Wehr somit eine eigene Bleibe zu schaffen. Das Geld dafür stammt aus den Erlösen von neun Backhausfesten, die die Feuerwehr organisiert hat. „Damit ging es dann los. Wir malerten, verlegten Elektrik, bauten uns eine Theke, isolierten Wände, brachen eine Wand durch und schafften eine Tür“, so Oliver Spiller. Allerdings gibt es weder Toilette noch Heizung oder fließend Wasser. Was die Männer nicht davon abhält, sich regelmäßig hier einzufinden. „E weng Bier und Schnaps, die ersticken alle Keime und es kommt erst keine Erkältung auf“, wirft Ottomar Hüther schelmisch ein.

Brand weckte auf

Oliver Spiller, der 30-jährige Stahlbetonbauer, ist vor drei Jahren zur Feuerwehr gekommen. „Die Feuerwehr lag zwei Jahre lang am Boden, de facto gab es sie nicht mehr. Als es dann in der Flaschenbierhandlung brannte, meinte der Chef: ,Wir müssen wieder was tun …’.“ Und das war dann auch für den heute stellvertretenden Ortsbrandmeister „Befehl“ und Auftrag zugleich.

Das Backhausfest mit Zwiebelkuchen, Alleinunterhalter und geselligem Abend, das neun Jahre lang die Handschrift der Wehr trug, hatte im Übrigen auch eine mehrjährige Pause. „2009 wollen wir das Fest wieder in unsere Hände nehmen. Vielleicht ist dann ja das alte Backhaus in Ordnung“, so Stefan Winne.

Doch nicht nur Feiern sind der Wehr auf den Leib geschrieben. Sie denkt ebenso daran, dass sie Nachwuchs braucht. So leitet Stefan Winne zehn Mädchen und Jungen zwischen 12 und 14 Jahren in der Jugendfeuerwehr an. Die Hümpfershäuser stehen sogar mit ihrer Jugendfeuerwehr im Guinness-Buch der Rekorde. Am 2. Juni 1996 bildete sie mit den Jugendwehren des Landkreises Schmalkalden-Meiningen mit 16 950 Metern die längste Schlauchleitung der Welt. Gelegt von Hümpfershausen nach Schwarzbach zur Ponte Rosa. mdr, RTL, SAT 1 waren vor Ort, um das Spektakel für die Nachwelt festzuhalten.

Anfang der 1970er Jahre existierte sogar eine Feuerlöschgruppe mit 14 Mädchen. „Die hatte drei Jahre lang Bestand. Aber wie das so ist mit den Frauen: Sie kriegen Kinder, werden weggeheiratet und verlassen den Ort …“

Der spektakulärste Einsatz der Wehr sei ohne Zweifel vor vier Jahren gewesen. Es war Winter, Anfang Dezember, gegen 18 Uhr. Eine junge Frau hatte ihren Freund von einer Weihnachtsfeier abgeholt, wurde auf der Straße zwischen Hümpfershausen und Eckardts von einem entgegenkommenden Fahrzeug geblendet und fuhr erschrocken auf den Randstreifen und gegen einen Baum. Doch die beiden hatten Glück im Unglück: Sie kamen mit Blechschaden und einer Ölspur davon. Stefan Winne: „Doch wir hatten ziemlich zu tun. Das Öl lief in strömendem Regen bergab und musste hochgekehrt werden …“
Kerstin Hädicke