Meiningen. Wer schlechte Augen hat, braucht gute Füße. Über zwei Stunden warteten am Mittwoch Patienten in einer langen Schlange vom Treppenhaus bis hinaus auf die Straße, um einen Termin beim Meininger Augenarzt zu bekommen – für August, September oder noch später.

In der DDR bildeten sich lange Schlangen vorm Konsum, wenn es Bananen gab. Im vereinigten Deutschland bilden sich lange Schlangen vor der Augenarzt-Praxis, wenn die nächsten Sprechstunden-Termine vergeben werden. Am Mittwochvormittag, zu Beginn des zweiten Quartals, ließ sich das Szenario in der Schlundgasse in Meiningen beobachten. In einer dicken Traube warteten Menschen darauf, an die Reihe zu kommen. „Ich habe jetzt einen Termin für September“, sagte eine Frau, die über zwei Stunden angestanden hatte.

Die Schlange dokumentiert den Mangel: Es gibt nur noch zwei Augenärzte – Dr. Reiner Friedrich und Dr. Cornelia Karras – in der Kreisstadt. Und die können sich vor Andrang kaum retten. „Man muss den Hut davor ziehen, was beide leisten“, sagt die Meininger Allgemeinmedizinerin Regina Feldmann, Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung in Thüringen. Ihren Worten zufolge sind neben Augenärzten dringend weitere Urologen, Orthopäden und Hausärzte im Freistaat nötig. „In Thüringen fehlen rund 200 Ärzte“ , sagte sie gegenüber FW Meininger Tageblatt.

Ein Mangel an Augenärzten sei vor allem in den neuen Bundesländern zu beobachten. Ihren Worten zufolge soll jetzt die vor 20 Jahren aufgestellte Bedarfsplanung den aktuellen Erfordernissen angespasst werden, um künftig weitere Augenärzte zulassen zu können. Im Moment sei dies im Planungsraum Suhl/Schmalkalden/Meiningen überhaupt nicht möglich, so Regina Feldmann. (hi)