Maroldsweisach Ein weiterer Schritt Richtung Normalität

Der sozialpsychiatrische Verbund der Diakonie Bamberg-Forchheim öffnet jetzt das Zeilberg-Lädla wieder. Das bedeutet für die Klienten wieder eine Rückkehr in den Alltag. Wenigstens ein bisschen.

 
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Maroldsweisach - Es ist ein weiterer Schritt in Richtung Normalität: Seit Ende Juli hat nun auch das Zeilberg-Lädla in Maroldsweisach wieder geöffnet. Es ist Teil des Zeilberger Integrationsprojektes ZIP, in dem die Diakonie Bamberg-Forchheim psychisch erkrankten Menschen Arbeit und Beschäftigung unter fachkundiger Anleitung und therapeutischer Begleitung ermöglicht. Der Lockdown und alle Regelungen rund um die Corona-Pandemie hatte diesen Zuverdienstbereich und das Ambulant Betreute Wohnen des Sozialpsychiatrischen Verbundes Haßberge vor große Herausforderungen gestellt.

Die Tagesstätte Allertshausen konnte nicht mehr von den Tagesgästen besucht werden, der Biergarten auf dem Zeilberg musste genauso schließen wie das Zeilberg-Lädla in Maroldsweisach. "So ist für unsere Klienten die gewohnte Tagesstruktur, die für sie enorm wichtig ist, einfach weggebrochen", berichtet Andrea Wolfer, die die Bereiche Arbeit und Beschäftigung und ambulant betreutes Wohnen leitet. Ein weiterer, schwerwiegender Einschnitt war, dass die Betreuerinnen und Betreuer die Klienten eine ganze Weile nur außerhalb der Wohnung, also im Freien begleiten durften. Ebenso wurde verstärkt über Telefon und Internet der so wichtige persönliche Kontakt gehalten, ein Notfalltelefon eingerichtet und auch ein täglicher "telefonischer Besuchsdienst" etabliert. Dies ersetzte jedoch bei Weitem nicht ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht.

"Durch den Corona-Virus ist eine verunsichernde und beklemmende Atmosphäre entstanden. Es herrscht eine diffuse Angst vor einer Ansteckung, denn man kann die Viren nicht sehen, sie könnten überall sein. Menschen mit einer psychischen Behinderung erleben diese Situation deutlich dramatischer. Das plötzliche Wegfallen der gewohnten Alltagsroutinen, der Verlust der Tagesstruktur, das Fehlen gemeinsamer Unternehmungen, sowie die permanente Konfrontation mit der Corona-Krise in den Medien, sind extrem belastend", bringt es Anne Kübrich, Leiterin der Tagesstätte Allertshausen auf den Punkt. "Bei allen Sorgen und Nöten darf der Humor aber nicht zu kurz kommen, denn dadurch werden die so wichtigen Selbstheilungskräfte aktiviert", meint Kübrich.

Das Wetter sei ihnen dann wenigstens gnädig gewesen, berichtet Andrea Wolfer: "Da es nur wenige Regentag gab, konnten wir einige Klienten dann doch für Außenarbeiten im Zuverdienstprojekt einsetzen und so Isolationserscheinungen minimieren." So sei der über das LEADER-Projekt finanzierte Kinderspielplatz beim Biergarten auf dem Zeilberg während der Corona-Zeit fertig gestellt worden. Auch ein Auftrag über den Bau von Jäger-Hochständen ermöglichte den Mitarbeitenden im Zuverdienst Beschäftigung. "Wir freuen uns aber sehr, dass wir endlich wieder alle Beschäftigungs- und Arbeitsmöglichkeiten anbieten können - wenn auch mit entsprechenden Hygiene-Regelungen."

Ähnlich geht es ihrer Kollegin Karolin Spörl, die für die Diakonie Bamberg-Forchheim das Sozialpsychiatrische Zentrum SPZ in Ebern leitet, das ebenfalls zum Sozialpsychiatrischen Verbund Haßberge gehört und in dem chronisch psychisch kranke Menschen jeden Alters, die stationäre Betreuung benötigen, ein Zuhause finden. Allerdings hatten sie und ihr SPZ-Team andere Herausforderungen zu meistern: "Während des Lockdowns besuchte uns kein Facharzt in der Einrichtung und unsere Mitarbeitenden hatten eine größere Verantwortung für die Bewohner zu tragen."

Um der Langeweile während der Zeit des Betretungsverbots etwas entgegenzusetzen, hatte das Team Frühsport im Freien angeboten, Pizza bestellt oder eine Döner-Party organisiert. Auch ein Einkaufsdienst wurde für die Bewohner auf die Beine gestellt. "Nach den Lockerungen mussten wir viele Bewohner tatsächlich erst motivieren, das Haus auch einmal wieder zu verlassen", so Spörl. Dieses Zurückziehen sei aber auch ein Effekt der psychischen Erkrankungen, dem die Mitarbeitenden immer wieder gegensteuern müssten. "So befinden sich die Mitarbeiter mehr denn je in dem Spannungsfeld zwischen - die uns anvertrauten Menschen zu beschützen - und Normalität/Selbstbestimmung zu leben." Eine Neuerung hat Andrea Wolfer noch zu vermelden: "Das Lädla hat neue Öffnungszeiten und ist ab sofort donnerstags von 10 bis 18 Uhr, freitags von 13 bis 18 Uhr und jeden 1. Samstag im Monat von 9 bis 13 Uhr geöffnet." Zu finden ist der Laden, der Raritätenliebhabern, Sammlern und Schnäppchenjägern einiges zu bieten hat, in der Hauptstraße 22 in Maroldsweisach. red

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