Kunst- und Literaturfest Und wieder lockt die Provinz

Andrea Sawatzki. Foto: T&T/NASS

Der Hirsch röhrt wieder im Thüringer Wald. Er ist nun schon zum 22. Mal das Maskottchen des Kunst- und Literaturfestes, das als Provinzschrei vom Suhler Verein Provinzkultur organisiert und durchgeführt wird.

 
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Es ist auffällig, dass im Programm für den diesjährigen Provinzschrei prominente Künstler aufgelistet sind, die es schon mehrfach in die Provinz verschlagen hat. So wird es ein Wiedersehen mit Andrea Sawatzki – sie liest aus „Bunnenstraße“ und stellt ihren autofiktionalen Roman vor – geben, ebenso mit Dominique Horwitz, der unter dem Titel „Dirty Talking – Thüringer Verführungen“ gemeinsam mit Torsten Fischer ein Schauspiel abliefert. Auch Wenzel mit seiner Band ist erneut zu erleben. Mit von der Partie sind auch Jakob Hein sowie Landolf Scherzer, die schon zu den Stammgästen des Kunst- und Literaturfestivals gezählt werden dürfen. Dass das so ist, liege vor allem am Publikum des Festivals. „Wir hören von vielen Künstlern, dass sie sich beim Provinzschrei sehr wohlfühlen. So gelingt es uns, bekannte Kulturschaffende immer wieder nach Suhl zu locken“, so Hendrik Neukirchner, der Vorsitzende des Vereins Provinzkultur.

Er kann mit einigem Stolz auch darauf verweisen, dass es eine geballte Ladung Kultur für die Sauer-Villa geben wird. Für das Gebäude also, das nicht nur Symbol Suhler Industriegeschichte ist, sondern auch schon als Johannes R. Becher-Club eine kulturelle Vergangenheit hatte, bis das prächtige Gebäude in den sprichwörtlichen Dornröschenschlaf fiel. Der Verein Provinzkultur hat lange gekämpft, um in die Villa wieder Leben bringen zu können. Das gelingt jetzt gemeinsam mit der Stiftung Meininger Baudenkmäler und der Projektscheune Lönnecker. Es gibt wieder Kultur in der ehrwürdigen Sauer-Villa, selbst wenn das kleine Märchenschloss noch nicht saniert ist. Auch während des 22. Provinzschreis finden hier eine Reihe von Veranstaltungen statt.

So wird hier beispielsweise am Samstag, 27. August, dank der Organisation von Hans Vieweg, der über 30 Jahre lang mit seinem Projekt „Prattica di musica“ und der Musik auf historischen Instrumenten für überregionales Aufsehen sorgte, feinste klassische Musik im morbiden Charme zu erleben sein. Mit dem Streichquartett der Mitteldeutschen Barock-Compagney hat sich ein ganz besonderes Ensemble angesagt, welches auf Originalinstrumenten der Klassik spielt. Auch Jakob Hein liest hier und Dominique Horwitz ist an diesem Ort ebenfalls angekündigt. Das Kinder- und Jugendtheater Tohuwabohu aus Meiningen hat seinen Auftritt ebenso in der Sauer-Villa.

Am 10. September ist es mit einem szenisch-choreografischen Lesungsprojekt, das unter dem Titel „Krieg. Flucht. Frieden?“ steht, zu erleben. Krieg in Europa? Vor zwei Jahren noch unvorstellbar. Was die jungen Darsteller von Tohuwabohu im Juni 2020 als fiktives Gedankenkonstrukt begannen, findet nun seinen Höhepunkt in einem erschreckend aktuellen Abend. Im Zusammenhang mit dem Theaterstück findet in der Villa Sauer ein ganztägiger Workshop von Mitgliedern des Fotoklubs Kontraste statt. Sie beschäftigen sich mit der Inszenierung des Stückes, mit den Proben und auch mit der Spielstätte – mit der Villa Sauer- selbst.

Daneben bespielt der Provinzschrei Stätten auch außerhalb der Stadt Suhl. Nachdem Dota und hunderte ihrer Fans dem Ruf des Provinzschrei-Hirsches schon 2019 nach Kloster Veßra folgten, kommt die beliebte Liedermacherin am 28. August nach Meiningen, um vor der herrlichen Kulisse von Schloss Elisabethenburg zu aufzutreten. Auch der Künstlerhof Roter Ochse gehört in die Spielstätten-Palette und bietet unter anderem am 28. Oktober die Kulisse für eine Lesung mit Landolf Scherzer, der sein neues Buch „Leben im Schatten der Stürme – Erkundungen auf der Krim“ auch hier vorstellen wird. Und am 11. September bietet der Rote Ochse Raum für das Konzert für Wenzel & Band. In der Suhler AWG-Geschäftsstelle ist ein weiteres Konzert geplant – am 5. November mit Karsten Troyke und Sharon Brauner. Hier findet am 3. November auch die Vernissage zur Doppelausstellung des moldawischen Künstlers Valeriu Buev statt.

Neu ist in diesem Jahr die Art des Kinderprovinzschreis, der zweigeteilt ist. Teil 1 gab es bereits im Mai. Nun steht Teil 2 an. Und zwar im Kinder- und Jugenddorf Zella-Mehlis. „Wir wollen Kunst und Kultur auch für jene jungen Menschen erlebbar machen, die ein Leben ohne Eltern führen müssen“, begründet Neukirchner die neuen Wege, die der Verein Provinzkultur geht.

• Mehr Informationen unter www.provinzkultur.de. Karten für die Provinzschrei-Veranstaltungen gibt es auch in der Geschäftsstelle von „ Freies Wort“.

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