Meiningen. Cem Özdemir ist am kommenden Samstag um 20 Uhr im Kunsthaus, Alte Posthalterei mit einer Lesung zu Gast. Der Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen liest aus seinem Buch „Currywurst und Döner. Integration in Deutschland“.

In seinen Büchern „Currywurst und Döner – Integration in Deutschland“, „Die Türkei. Politik. Religion, Kultur“ und der Autobiografie „Ich bin ein Inländer'“ schildert Cem Özdemir seine multikulturellen Erfahrungen in Deutschland. Er versucht dabei, bis zu den Wurzeln vorzudringen.

Anders als der Titel vermuten lässt, beginnt er in „Currywurst und Döner – Integration in Deutschland“ bei den Anfängen der Bundesrepublik Deutschland und geht noch weiter zurück bis in die Vergangenheit der Weimarer Republik. Özdemir untersucht mit Scharfsinn die Ausländerpolitik in der Geschichte der BRD. Das Asylrecht und das Staatsangehörigkeitsrecht lässt er ebenso wenig aus wie das aktuelle Thema Islam. Zudem äußert er sich zur heute immer wieder erwähnten These von Samuel Huntington – dem so genannten Kampf der Kulturen.

Derzeit leben rund 7,3 Millionen Bürger ausländischer Herkunft, teils mit fremden Pass, teils mit zwei Pässen und zum Teil auch als Eingebürgerte mit deutschem Pass. Dagegen wurde Ende letzten Jahres eine Unterschriften-Kampagne gegen die „doppelte Staatsbügerschaft“ geführt. Beteiligt waren daran selbst Menschen, die sich bislang als „an sich tolerant“ und „ausländerfreundlich“ verstanden. Über die durch Ausländer bedingte Kriminalität oder die Überfremdung in den Schulen begannen sie sich zu „sorgen“.

Cem Özdemir hat in seinem Buch in Zusammenarbeit mit Bernd Knopf und Jürgen Gottschlich untersucht, inwieweit dabei Ursache und Wirkung verwechselt wurden und werden. Stichhaltig wird die rund 150-jährige Tradition der Problematik aufgeführt. So werden Einblicke in die Ausländerbeschäftigung in Deutschland, die Ausländerpolitik und das neue Ausländerrecht der Bundesrepublik, das Asylrecht und die deutsche Staatsangehörigkeit von 1913 bis 1999 gegeben.

Islam eine Gefahr?

Der zweite Teil des Buches beschäftigt sich mit dem Thema „Der Kampf der Kulturen wird abgesagt“. Hier geht es um Europa und seine kulturelle Identität, um das Einwanderungsland Deutschland und seine Anpassung an die Wirklichkeit. Abschließend wirft Özdemir die Frage auf: Der Islam – eine Gefahr für das kulturelle Erbe des Abendlandes? Seine Antwort fällt negativ aus.

Cem Özdemir, geboren 1965 in Bad Urach, schloss 1994 sein Studium der Sozialpädagogik an der Evangelischen Fachhochschule für Sozialwesen in Reutlingen ab. 1981 trat er der Partei Die Grünen bei. Zwischen 1989 und 1994 war er Mitglied im Landesvorstand der Grünen in Baden-Württemberg, wo er heute im Kreisverband Stuttgart beheimatet ist.

1994 wurde Özdemir als erster Abgeordneter türkischer Herkunft in den Deutschen Bundestag gewählt, dem er zwei Legislaturperioden lang bis 2002 angehörte. Zwischen 1998 und 2002 war er innenpolitischer Sprecher seiner Fraktion und wirkte in dieser Zeit an der Reform des Staatsangehörigkeitsrechts mit, die 2000 in Kraft trat.

Von 2004 bis 2009 war Cem Özdemir Abgeordneter des Europäischen Parlaments (Die Grünen/Freie Europäische Allianz). Er war außenpolitischer Sprecher seiner Fraktion, Berichterstatter des Parlaments zu Zentralasien und Vize-Präsident des CIA-Sonderaussschusses (Nichtständiger Ausschuss zur behaupteten Nutzung europäischer Staaten durch die CIA für die Beförderung und das rechtswidrige Festhalten von Gefangenen), dessen Abschlussbericht im Februar 2007 vom Europäischen Parlament angenommen wurde. 1996 erhielt er die Theodor-Heuss-Medaille und den Civis-Media-Preis für seine Integrationspolitik und seinen Einsatz für ein vorurteilsfreies Zusammenleben von Deutschen und Migranten.

Integrationspolitik

Zu seiner Lesung am Samstag im Meininger Kunsthaus wird sich Cem Özdemir in der Diskussion neben seinem Buch mit der Thematik Integration von Ausländern in Deutschland auseinandersetzen. Dieses Thema steht auch im Mittelpunkt der Diskussion, die der Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt moderiert wird. Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei. (red/cs)