Krisenmodus Handwerk stellt sich auf weiter steigende Preise ein

Preissprünge und Materialmangel drücken auf die Stimmung im Thüringer Handwerk. Foto: Jan Woitas/zb/dpa

Preissprünge und Materialmangel drücken auf die Stimmung im Thüringer Handwerk. Obwohl sich vor allem die Baugewerke derzeit kaum vor Aufträgen retten können, bleiben die Betriebe im Krisenmodus.

 
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Die Konjunkturaussichten im Thüringer Handwerk bleiben trüb. «Wir schlittern von der einen Krise in die nächste», sagte der Präsident des Thüringer Handwerkstages und der Erfurter Handwerkskammer, Stefan Lobenstein. Die Kammern in Erfurt und Suhl legten am Donnerstag ihre Konjunkturumfragen für das Frühjahr vor.

Demnach hadern die Betriebe nach einer kurzzeitigen Entspannung aufgrund von Lockerungen in der Corona-Pandemie mit der derzeitigen Wirtschaftslage. Der wirtschaftliche Abschwung setze sich mit steigenden Preisen für Energie und Rohstoffe sowie Lieferengpässen im Frühjahr 2022 fort, sagte Lobenstein.

Die Handwerker in Mittel- und Nordthüringen blickten daher mehrheitlich pessimistisch in die Zukunft. Nahezu alle Handwerker erwarteten steigende Einkaufspreise. Daher müssten sich auch Verbraucher darauf einstellen, künftig für Handwerkerleistungen tiefer in die Tasche zu greifen, sagte Lobenstein. 65 Prozent der befragten Betriebe und damit doppelt so viele wie noch im Vorjahr gingen von steigenden Verkaufspreisen aus.

Den Konjunkturdaten zufolge profitieren derzeit vor allem die Betriebe im Bau- und Ausbauhandwerk von vollen Auftragsbüchern. Es gebe - getragen von den Energiepreisen - eine hohe Bereitschaft, in die eigenen vier Wände zu investieren, sagte Lobenstein.

Besorgt zeigte sich der Kammerpräsident angesichts der Rekordpreise für unverzichtbare Rohstoffe wie etwa Stahl. «Wenn keine seriösen Kalkulationen mehr möglich sind, weil Zulieferer nur noch mit Tagespreisen arbeiten oder Rohstoffe verspätet oder gar nicht lieferbar sind, wird es zu massiven Auftragsrückgängen und in der Folge sogar zu Betriebsschließungen kommen.»

Eine deutlich zweigeteilte Konjunktur beobachtete auch die Suhler Handwerkskammer. In Südthüringen meldeten 90 Prozent der befragten Bau- und Ausbaufirmen eine gute oder zufriedenstellende Geschäftslage. Die Nachfrage in den konsumabhängigen Gewerken wie dem Dienstleistungs-, Kfz- und dem Nahrungsmittelhandwerk habe sich dagegen nur wenig erholt, hieß es. Der deutliche Anstieg der Verbraucherpreise beeinflusse das Konsumverhalten der Kunden.

In Thüringen gibt es den Angaben zufolge rund 30 000 Handwerksbetriebe, die etwa 150 000 Mitarbeiter beschäftigen.

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