Kooperation vereinbart Stadtrat stellt Weichen für Suhl-Nord

Jahrelang, wie hier 2020 in der Schneekopfstraße, stand in Suhl-Nord der Abriss von Wohnblocks im Fokus. Mit der LEG und der Fachhochschule Erfurt will die Stadt jetzt den Wandel des einstigen Wohngebietes zum Gewerbegebiet vollenden. Foto: Archiv/Bastian Frank

Mit einem einstimmig verabschiedeten Dringlichkeitsantrag hat der Stadtrat am Mittwoch eine wichtige Weiche für die Umgestaltung des Wohngebietes Suhl-Nord zum Gewerbestandort gestellt.

 
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Die von Oberbürgermeister Andrè Knapp kurzfristig auf die Tagesordnung gesetzte Absichtserklärung für eine gemeinsame, nachhaltige Entwicklung des Stadtteils Suhl-Nord mit der Fachhochschule Erfurt und der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) Thüringen fand fraktionsübergreifend Zustimmung.

Die Absichtserklärung, die noch im September vom Oberbürgermeister, dem Präsidenten der Fachhochschule und der LEG-Geschäftsführung unterzeichnet werden soll, war in den vergangenen Wochen mit den Partnern final abgestimmt worden. Darin wird vereinbart, das einst größte Wohngebiet Suhls gemeinschaftlich zu einem CO2-neutralen Stadtteil für Gewerbe und Forschung zu entwickeln. Als Branchenschwerpunkte werden die Holzwirtschaft und Photovoltaik angeführt. Im Bereich Forschung ist der Aufbau eines langfristigen Hochschul-Lehrangebots in Kooperation mit der FH sowie der Aufbau eines Innovations- und Gründerzentrums geplant. In einem im Ärztehaus angesiedelten Außenlabor der Fachhochschule sollen bereits ab Oktober 20 bis 25 Studierende erste Projekte beginnen. Zudem sollen übergreifende Ziele im Sinne zukunftsorientierter Lösungen bezüglich nachhaltige Mobilität, Wohnen, Klimaschutz- und -anpassung, Bildung und Soziales sollen verfolgt werden.

„Mit dem großflächigen Standort Suhl Nord sind für die Menschen viele Erinnerungen verbunden, und zugleich stellt er eine wertvolle Potenzialfläche für die Zukunft dar“, sagt Suhls Oberbürgermeister André Knapp. In der geplanten Umgestaltung, für die man starke Partner an der Seite haben, sieht er ein Schlüsselprojekt für die Stadtentwicklung Suhls.

Forschungscampus der Fachhochschule

Insgesamt 149 Hektar beträgt die Grundfläche des für die gewerbliche Nutzung vorgesehenen Areals. Für die Realisierung des Gesamtprojekts hat die LEG ihre Bereitschaft erklärt, das Projektmanagement zu übernehmen. „Wir verfügen über vieljährige Erfahrung bei der Steuerung und Umsetzung solch komplexer Stadtentwicklungsprojekte“, sagt LEG-Geschäftsführerin Sabine Wosche. Man sehe die große Chance, einen Entwicklungsprozess zu managen, der exemplarisch für die nachhaltige Umgestaltung städtebaulicher Strukturen im ländlichen Raum Thüringens stehen könne.

Neben Bausteinen für Bildung, Soziales und spezielle Wohnangebote spielt an erster Stelle die Flächenentwicklung für Gewerbe sowie Forschung und Entwicklung eine wichtige Rolle bei der Revitalisierung des Gebiets. Die jüngsten Ankündigungen aus dem Wirtschaftsministerium, ein Thüringer Holzcluster aufzubauen und dabei insbesondere auf den Standort Suhl-Nord zu setzen, werten die Unterzeichner der Absichtserklärung als Rückenwind für die künftige gemeinsame Projektarbeit.

Ein Schwerpunkt wird zudem der Ausbau des Standorts zu einem Forschungscampus sein. „Wir verfügen über weitreichende Kompetenzen in den Forschungsfeldern Holz- und Forstwirtschaft, Erneuerbare Energien, nachhaltige Ressourcenwirtschaft, Städtebau und Architektur“, sagt Frank Setzer, Präsident der FH Erfurt. Man wirke mit, damit von diesem Gebiet künftig Innovationen und Ideen ausgehen, begründet er das Engagement.

Die Absichtserklärung stellt einen ersten Schritt zur gemeinsamen Durchführung des Projekts dar und macht den Weg frei, um in separat abzuschließenden Verträgen in den nächsten Jahren konkrete Schritte zur Umsetzung des Gesamtprojektes zu konkretisieren und einzuleiten

In der Initialphase bis 2027 – in der die Stadt Suhl mit optimalen Fördermöglichkeiten für gewerbliche Investoren ausgestattet ist – sollen für die Transformation von Suhl-Nord die planerischen Grundlagen geschaffen und erste Ansiedlungen realisiert werden – entsprechend den definierten Einzelzielen im Umsetzungsorientiertes Realisierungskonzept (URK) Suhl 2022 bis 2040“.

In der sich anschließenden zweiten Phase bis 2040 soll die Transformation abgeschlossen werden.

Suhl-Nord gab als Wohngebiet einst bis zu 15 000 Menschen eine Heimat, doch nach massiver Abwanderung, Leerstand und Abrissen in den vergangenen Jahren laufen schon länger Bestrebungen, den Standort neu auszurichten. Die Stadt beauftragte dazu die LEG mit der Erstellung eines Zielkonzeptes, welches der Suhler Stadtrat im Mai dieses Jahres einstimmig beschloss.

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